Gesellschaft Historisches Berlin e.V. - AKTUELL

AUSGABE 2021 - NR. 04 - Berlin, den 01.09.2021

Sehr geehrte Interessenten, liebe Freunde der GHB,
wegen der Ausarbeitung unserer neuen Website "Flussbad-in-Berlin.de", die wir Ihnen sehr empfehlen,
erreicht Sie GHB Aktuell eine Woche später.

Rückblick

Zum Ende der Legislaturperiode vervollständigt der Rot-Rot-Grüne-Senat mit einigen Beschlüssen seine Schreckensbilanz. Waren schon Mietendeckel und Enteignungsphantasien die Bremsklötze des Wohnungsbaus in Berlin, wurden nun auch noch den städtischen Wohnungsbaugesellschaften die Grundstücke im Klosterviertel (siehe www.molkenmarkt.berlin.de) übereignet. Mit dieser Vereinbarung wird versucht, in Zukunft eine kleinteilige Parzellierung zu verhindern. Parallel zu dieser Vereinbarung schreibt der Senat einen Architekten-Ideenwettbewerb aus und macht im Auslobungstext mit neuen Leitlinien Vorgaben, die offensichtlich den Idealen des sozialistischen Städtebaus entlehnt sind.

Im Übrigen gibt es keine Stadtentwicklungspolitik. Die schlechten Baugenehmigungszahlen sind hausgemacht und sprechen für eine verfehlte Baupolitik.
Die Senatsbaudirektorin Frau Lüscher trat den Rückzug an, da sie wohl das Gefühl hatte, vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Selbstgerecht beschreibt Sie ihre „Erfolge“. Und kritisiert ihren Vorgänger, dass er zu wenig Respekt gegenüber dem Bestand der Nachkriegsmoderne gezeigt habe. Sie verschweigt, dass die Akteure und Schöpfer der Nachkriegsmoderne in Mitte zuvor die Altstadt abgerissen hatten, die größte städtebauliche Sünde in Berlin. Sie entschied sich gegen die erforderliche Stadtreparatur. Öffentliche Räume wie die Plätze vor dem Hauptbahnhof, dem Freiraum vor dem Roten Rathaus oder vorhandene Plätze wurden nicht umgebaut und bedürfen dringend einer Umgestaltung.

Frau Lüscher -geschichtsvergessen und ausgestattet mit Städtebauideen der Nachkriegsmoderne- hinterlässt ein Gestaltungschaos. Viele enttäuschte Berliner weinen ihr keine Träne nach.
Die spontane, wenig durchdachte Regelungswut der Verkehrssenatorin verhindert eine erfolgreiche Verkehrswende. Die GHB fordert eine Verkehrsplanung für das gesamte Stadtgebiet, neue Gestaltungsideen für den öffentlichen Raum zu entwickeln und die Aufteilung der Verkehrsfläche für Kfz., Busse, Lkw, Radfahrer und Fußgängern mit der Zivilgesellschaft abzustimmen.
Durch den Stadtkern führende überbreite Straßen sind zurückzubauen. Zur Entlastung des mobilen Straßenverkehrs innerhalb des S- Bahnrings sind Ringstraßen und das Schienennetz der S- und U-Bahn auszubauen. Die Planungszeiten sind durch einzelne Projektgesetze zu verkürzen. Die Umsteigemöglichkeiten sind zu verbessern, die Bahnhöfe zu modernisieren und Park and Ride Systeme einzurichten.

visualisierung 1 preisSiegerentwurf für die neue Mühlendammbrücke (Visualisierung) (Bild: Arup/COBE, SenUVK)

Der erforderliche Neubau der Mühlendammbrücke und der Gertraudenbrücke in der Breite und in der Trasse der vorhandenen Brücken widerspricht den Zielsetzungen der propagandierten Verkehrswende.
Die 21 vom Senat ausgewählte Entwürfe des „Landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb für die Freiraumgestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum“ liegen seit dem 17. August in einer digitalen Ausstellung vor. Diese waren „intensiv weiterentwickelt“ worden. Substanzielle Verbesserungen waren nicht zu erkennen. Die Entscheidung ist in der Preisgerichtssitzung am 20. August.2021 gefallen. Durchsetzen konnte sich der Gestaltungsentwurf von RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn/Köln.

 

210901 nl flussbad in berlinNeue Website zum FLUSSBAD IN BERLIN geht an den Start
Der Verein „Flussbad Berlin e. V." möchte den Spreekanal im historischen Zentrum Berlins auf neue Weise nutzbar machen und –wie der Verein sagt– in eines der größten Schwimmbecken der Welt verwandeln.

Die Bundesregierung und der Berliner Senat haben die Planungen für das Projekt mit mehr als 4 Mio. EUR gefördert.
Die GHB und die Arge haben die Projektseite www.flussbad-in-berlin.de erstellt und veröffentlicht, um den Bürgern einen Einblick in das Projekt und in die staatlichen Förderpraktiken zu geben.

Haben die Behörden den Förderantrag mit der notwendigen Sorgfalt und technischen Kompetenz geprüft?
Fachleute aus Kultur lehnen das Projekt ab. Bauingenieure halten die Errichtung eines sehr komplexen Bauwerkes in schwierigem Baugrund für nicht durchführbar. Der Nachweis, das verunreinigte Kanalwasser mit einem Pflanzenfilter zu reinigen, konnte trotz hoher finanzieller Aufwendungen, nicht erbracht werden.
Ein Bad im Spreekanal – ein realisierbarer Wunschtraum?

 



Vorträge und Termine der GHB

Liebe Mitglieder und Interessierte,

entsprechend der jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus müssen
wir darauf hinweisen, dass auch die hier angekündeten Veranstaltungen abgesagt werden könnten.

 



Der Mühlendamm und der Molkenmarkt
12. September 2021
Treffpunkt: 11 Uhr am Ephraim-Palais
Führung mit Horst Peter Serwene

Der Mühlendamm war die erste und einzige Verbindung der mittelalterlichen Städte Berlin und Alt-Cölln im 13. Jahrhundert. Der als Stauwehr angelegte Damm bewässerte die Stadtgräben um Berlin und Cölln und betrieb auch die Mühlen. Große Brände veränderten den Mühlendamm, der auch immer auch als Damm eine „Einkaufsstr.“ war. Die letzte Bebauung war das große Sparkassengebäude von 1893.Außerdem wurde in dem Damm eine Schleuse gebaut, so wurde der Damm zur Brücke. 1939 wurde der Mühlendamm abgerissen und eine Behelfsbrücke gebaut, die bis 1968 genutzt wurde. Die jetzige Spannbetonbrücke soll wegen großer Schäden erneuert werden. Die Bürgervereine (auch die GHB ) fordern eine deutlich schmalere Bücke mit einem Brückenhaus nach historischem Vorbild. Nur so wäre eine Aufenthaltsqualität herstellbar.

 



DIE GHB BRAUCHT SIE!

Liebe Mitglieder, liebe Interessierte,
seit 1991, kämpft die GHB unentwegt für ein schöneres und lebenswerteres Berlin. In dieser beachtlichen Zeit konnten wir vom Engagement vieler Mitgliedern profitieren, deren ehren­amtliche Tätigkeit all die Aktionen, Projekte, Führungen und Lesungen ermöglichten.
Doch die Zeiten verändern sich, Vereine wie die GHB finden leider – und das müssen wir an dieser Stelle ganz ehrlich zugeben – nicht mehr die Beteiligungsbereitschaft wie noch vor 15 Jahren.

Uns fehlt das „Vitamin M“ – Menschen die sich bereit erklären auch in Zukunft, aktiv Projekte mitzugestalten und der GHB ein dynamisches Profil zu verleihen.

Melden Sie sich bei uns, damit wir auch in Zukunft der Kultur- und Geschichtsverdrossenheit unserer Zeit die Stirn bieten können. Für ein lebenswertes Berlin mit Anspruch auf Schönheit und Baulichen Mehrwert.

Geschäftsstelle der Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Tel.: 030 20 45 47 46
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Di / Mi von 9:00 bis 14:00 Uhr

 


WERDEN SIE MITGLIED
ghbWir freuen uns immer über neue Mitglieder, die sich mit uns engagieren oder uns unterstützen. Bei uns arbeiten Fachleute und Stadtinteressierte zusammen. Kommen Sie zu unseren Veranstaltungen, Führungen und Vorträgen, um sich über die aktuelle Stadtentwicklung oder die Baugeschichte Berlins zu informieren. Als Mitglied erhalten Sie unsere vierteljährlich erscheinenden Mitteilungen kostenfrei per Post.

(Beitragsordnung auf www.ghb-online.de)

 



Aktuelle Presse 2021

Bauentwicklung allg. / Kultur / Politik / Berlin Mitte:

 

Ein Mauerpark für Mitte
Weniger Autos, Raum für Sport, Picknick und Demos: Die Pläne fürs Rathausforum stehen – Streit inklusive

Der Tagesspiegel vom 24.08.2021 von Ralf Schönball

Wenn Superlative für einen Ort angemessen sind, dann wohl für den Bereich zwischen Fernsehturm und Spree, Rotem Rathaus und Karl-Liebknecht-Straße: „Mehr Mitte geht ja gar nicht“, sagt Berlins Senator für Stadtentwicklung und Wohnen Sebastian Scheel (Linke). Und da zur Gestaltung dieses Zentrums vom Zentrum die Würfel gefallen sind, muss wohl von einem „Meilenstein“ gesprochen werden, wie Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) sagte.

Gestaltung des historischen Zentrums : Berlin : Stadt ohne Mitte, sondern mit Bäumen
Eine Jury hat entschieden: Die Grünanlagen werden aufgewertet, Bebauung ist nicht vorgesehen. Berlins Geschichte liegt unter dem Rasen.

Berliner-Zeitung.de vom 24.08.2021

So soll das Spreeufer nach dem Siegerentwurf von RMP Stephan Lenzen aussehen.Die historische Berliner Mitte bleibt für die nächsten Jahrzehnte eine Grünanlage, wird jedoch gartengestalterisch aufgewertet. Aus einem Wettbewerb ging die in Köln/Bonn ansässige Firma RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten als Sieger unter 53 Einreichungen hervor. Die Leitidee ist ein zentrales Band, das die denkmalgeschützten Bereiche des Rathausforums mit dem des Marx-Engels-Forums verbindet. Das Band endet in einem Freitreppenbereich an der Spree direkt gegenüber der Ostfassade des Humboldt-Forums.

Wie die Grünen die Schneise lieben lernten
Der Wettbewerb für die Mühlendammbrücke in Berlin ist entschieden. Der Neubau ist so breit wie der Vorgänger, um des verkehrspolitischen Friedens willen - ein städtebauliches Desaster.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.08.2021 von Hans Stimmann

Die Brückengeschichte Berlins beginnt mit einem Damm, der 1285 zum Betrieb einer Mühle zwischen den östlich der Spree gelegenen Siedlungen und Cölln gebaut wurde. Der Mühlendamm bot den Bewohnern der beiden Städte die Möglichkeit, die Spree trockenen Fußes zu überqueren, und regulierte über Jahrhunderte durch Stauanlagen, Schleusen und Mühlengerinne den Wasserstand der Spree. Erst nach 1889 erfolgte der Umbau des Damms zu einem regelrechten Brückensystem aus drei Brücken. An die lange Geschichte erinnert heute nur noch der Name Mühlendammbrücke. Er bezeichnet eine 1968 zu DDR-Zeiten fertiggestellte achtspurige Autobrücke, eine moderne Spannbetonkonstruktion.

Berlin genehmigt sich immer weniger Bau
Alarmierende Halbjahreszahlen: Investitionsklima und Verwaltungsdefizite treiben Stadtflucht an

Der Tagesspiegel vom 14.08.2021 von Reinhart Bünger

Die Zahl der Baugenehmigungen ist in Berlin im ersten Halbjahr gesunken, in Brandenburg dagegen gestiegen. So sollen in der Hauptstadt 9148 Wohnungen entstehen, was rund 29 Prozent weniger genehmigten Bauvorhaben als im Vorjahreszeitraum entspricht. Dies teilte das Amt für Statistik am Dienstag mit – der Tagesspiegel berichtete. In Brandenburg sollen 7260 neue Wohnungen entstehen. Das entspricht rund 19 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2020. Was ist nur in der Hauptstadt los, die seit Jahren einen Wohnungsmangel beklagt (einige sprechen sogar von einer Wohnungsnot, als seien die aktuellen Zeiten mit dem Mai 1945 zu vergleichen)? Fällt der Regierungsantritt von Rot-Rot-Grün gar nicht zufällig mit einer Rückgang der Fallzahlen zusammen? Oder gibt es nicht von Ideologie getriebene Gründe, die in Berlin weiterhin eine Unterversorgung mit bezahlbarem Wohnraum in den kommenden Jahren befürchten lassen? Oder sagen die Zahlen gar nichts aus? Nach dem Motto: Wenn denn keine Bauanträge gestellt werden, kann auch nichts genehmigt werden?

Senat verwirft Pläne zum Umbau des Spittelmarkts
Der Tagesspiegel vom 04.08.2021

Die Neue Gertraudenbrücke und die Spittelmarktbrücke in Mitte werden entgegen früheren Planungen nicht versetzt, sondern an ihrer bisherigen Stelle beim Ersatzneubau bleiben. Das hat der Senat am Dienstag auf Vorlage von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) entschieden. Damit macht der Senat den Weg frei für die Verlängerung der Straßenbahn vom Alexanderplatz zum Kulturforum und neue Rad- und Fußwege. Daneben soll die denkmalgeschützte Alte Gertraudenbrücke von 1895 als reine Fußgängerbrücke am historischen Standort saniert werden. Beide Brücken haben massive Mängel, die Verkehrslast musste eingeschränkt werden. Ende 2024 oder Anfang 2025 soll der Neubau starten und etwa 50 Millionen Euro kosten.

So soll die neue Mühlendammbrücke aussehen
Der Siegerentwurf für die neue Mühlendammbrücke ist gekürt. Künftig soll es eine besser Anbindung der Ufer und Sitzgelegenheiten auf der Brücke geben.
tagesspiegel.de vom 28.07.2021 von Christian Latz

Der Siegerentwurf für die künftige Mühlendammbrücke in Mitte steht fest. Am Mittwochabend stimmte das Preisgericht Mehrheit für den Vorschlag der gemeinsamen Bewerbung des Berliner Ingenieurbüros Arup Deutschland GmbH und der Architekten von COBE A/S aus Kopenhagen. Der Entwurf biete laut Jury eine „außerordentlich hohe gestalterische und konstruktive Qualität“, teilte die zuständige Senatsverkehrsverwaltung am Abend mit.

Die Jury, bestehend unter anderem aus dem Vorsitzenden Manfred Kühne, Abteilungsleiter Städtebau in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne), Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), Lutz Adam, Leiter der Abteilung Tiefbau in der Verkehrsverwaltung sowie mehreren Architekten, Ingenieur:innen und Stadtplaner:innen hatte zuvor unter zehn Vorschlägen internationaler Büros einen Gewinner zu küren.
Der siegreiche Entwurf besticht demnach durch eine leicht konkave Form der gesamten Brücke, die sich dadurch zur Mitte hin verjüngt. Die Uferseiten wiederum würden attraktiv angebunden. Sie sieht das Modell an der südwestlichen Brückenseite einen Treppenabgang zum Uferpark auf der Fischerinsel vor. Diagonal gegenüber gelegen wird über einen flachen Schwung die Uferpromenade des Nikolaiviertels angebunden. Zum Rolandufer vor der Alten Münze hingegen fehlt ein direkter Zuweg. Daneben zeichnet sich der Entwurf durch langgezogene Sitzflächen entlang der Gehwege auf beiden Seiten der Brücke aus. Sie sollen Fußgänger:innen zum Verweilen über der Spree einladen.

Ein Garten aus Stein
Die südliche Seite des Humboldt Forums kommt noch ganz ohne Pflanzen aus. Wer sie besucht, wird sich schnell eine Frage stellen: Sollte der Neptunbrunnen hierhin zurückkehren?
Berliner Morgenpost vom 29.07.2021 von Isabell Jürgens

Steine, Steine und noch einmal Steine, so weit das Auge reicht: Auf der Südseite des Schlosses erwartet die Besucher, die es durch die neu geschaffene Passage durchqueren, eine riesige gepflasterte Fläche, die nur durch zwei – ebenfalls aus Stein gefertigte – lange Sitzbank gegliedert wird. Nicht nur Klimaaktivisten und Naturschützern zeigten sich ob der Totalversiegelung auf der Südseite des Humboldt Forums entsetzt.

Doch die Wettbewerbsjury lobte 2013 den Entwurf von BBZ Landschaftsarchitekten: Der „urbane harte Vorplatz im Süden, zeitgenössisch durch Bankmonolithe strukturiert“, wie es heißt, gefiel in seiner Kargheit offenbar. Er setzte sich gegen deutlich grünere Vorschläge von unterlegenen Büros durch. In der Stadtgesellschaft stieß diese Begründung dagegen auf Unverständnis: Eine Steinwüste sei schon aus stadtökologischen Gesichtspunkten angesichts zunehmender Hitzesommer alles andere als zeitgemäß, argumentierte etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin . Gerade an Sommertagen heize sich der Platz tagsüber extrem auf und gebe nachts entsprechend Wärme ab.

„Zu jeder Stadt gehören auch Bausünden“
In ihrem Abschiedsinterview spricht Senatsbaudirektorin Regula Lüscher über Abrisswünsche, Hochhauspläne und Nachverdichtung
Berliner Morgenpost vom 28.07.2021 von Isabell Jürgens

Auf eigenen Wunsch lässt sich Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher Ende Juli in den einstweiligen Ruhestand versetzen. Warum die Schweizer Architektin und Stadtplanerin, die seit 2016 auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, nach mehr als 14 Jahren aufhören will und warum sie das Erdgeschoss des Berliner Schlosses für ein Verbrechen, ihre umstrittenen Hochhaus-Leitlinien dagegen für zukunftsweisend hält, verrät die 59-Jährige im Interview mit der Berliner Morgenpost.

Frau Lüscher, vor einem Monat haben Sie völlig überraschend Ihren Rückzug angekündigt. Warum so überstürzt, hätten Sie nicht wenigstens noch diese Legislaturperiode beenden können?
Regula Lüscher Der Schritt war lange mit meinem Senator und dem Regierenden Bürgermeister abgestimmt. Es ist ein sehr guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Zum einen ist meine Arbeit hier in Berlin jetzt rund und abgeschlossen. Es gibt aber vor allem auch private Gründe: 14 Jahre Fernbeziehung sind genug.

185 Meter Barock
Die auf den Lustgarten ausgerichtete Nordseite des Humboldt Forums wird die am häufigsten fotografierte sein. Vieles muss hier noch gemacht werden. Und was ist mit dem Verkehr ?
Berliner Morgenpost vom 27.07.2021 von Isabell Jürgens

Als der Bundestag vor 19 Jahren die Teilrekonstruktion des Berliner Schlosses auf den Weg brachte, geschah dies vor allem mit dem Ziel, „die große städtebauliche Wunde im Herzen von Berlin zu heilen“, wie es Vittorio Lampugnani, Vorsitzender der Architekturjury für das Berliner Schloss , anlässlich des Wettbewerbs für den Wiederaufbau 2008 formulierte. Umso mehr lohnt es sich, nach der Eröffnung des teuersten Kulturgebäudes seit der Wiedervereinigung bald zwei Jahrzehnte später zu schauen, ob sich die Erwartungen erfüllt haben. Hat das Schloss tatsächlich die Wunden in Berlins unwirtlicher Mitte geheilt? Heute eine Erkundung und Annäherung von der Lustgarten-Seite (Norden). Die anderen drei Seiten folgen in den nächsten Tagen.

„Vergnügt bin ich, weil es jetzt endlich soweit ist“
von Boddien gründete vor fast 30 Jahren den Förderverein für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses . Nun ist er am Ziel.
Berliner Morgenpost vom 26.07.2021 von Isabell Jürgens

Fast drei Jahrzehnte sind vergangen, seit der Unternehmer Wilhelm von Boddien den Förderverein für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses gründete. Unermüdlich sammelte er Spenden für die Rekonstruktion der Fassaden ein und warb für den Bau. Was trieb ihn dabei an?

Herr von Boddien, ohne Sie würde es das rekonstruierte Berliner Schloss gar nicht geben. Wie fühlen Sie sich angesichts der Eröffnung?
Wilhelm von Boddien Aufgeregt bin ich seit 30 Jahren, seit wir angefangen haben. Das war ja eine Achterbahnfahrt! Vergnügt bin ich, weil es jetzt endlich soweit ist. Und hochzufrieden bin ich, weil es uns gelungen ist, so viele Spender für die Rekonstruktion der Fassaden zu finden, dass wir das Ziel erreicht haben. Wir haben die geforderten 105 Millionen Euro abgeliefert. Vorher hieß es immer: Das schafft ihr nie, am Ende wird der Steuerzahler darauf sitzen bleiben. So ist es nicht gekommen.

Ein Ort der Debatte

Das Humboldt Forum hat am Dienstag seine Pforten für alle Besucher geöffnet. Am Rande demonstrierten Gegner des Projekts. Tickets für Zeitfenster sind bis auf Weiteres ausgebucht
Berliner Morgenpost vom 21.07.2021 von Julian Würzer

Nach siebenjähriger Bauzeit und mehrfachen Verzögerungen haben die Türen des Humboldt Forums am Dienstag erstmals für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Nun füllt sich das 682 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft hinter der umstrittenen rekonstruierten Schlossfassade mit Leben. Bei der Eröffnungsfeier sprach Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) von einer „Arena der demokratischen Streitkultur“, in der „die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte bald eine zentrale Rolle spielen“ werde.

Dieses Haus hat seinen Leitstern verloren
Das Humboldt Forum eröffnet mit sechs Ausstellungen von unterschiedlichem Format. Den Geist der Brüder Humboldt aber sucht man in den meisten von ihnen vergebens.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.07.2021 von Andreas Kilb

Inzwischen scheut man sich, das Wort "Vision" für das Humboldt Forum zu gebrauchen. Es passt nicht mehr zu dem Gebäude, das in den letzten acht Jahren auf dem Berliner Schlossplatz gegenüber der Museumsinsel entstanden ist. Dabei war das Wort in aller Munde, als vor zwanzig Jahren die Kommission Historische Mitte Berlin, ein Gremium internationaler Experten, ihre Arbeit aufnahm. Gesucht wurde eine schlüssige Antwort auf die Frage, wie der Platz nach dem Abriss des Palasts der Republik bebaut werden sollte. Die Kommission empfahl ein Gebäude in der Kubatur, also den Formen des Berliner Hohenzollernschlosses, dessen Inhalt aus dem Geist der Brüder Humboldt entwickelt werden sollte: mit Museen, Bildungseinrichtungen, Veranstaltungsräumen. Der Bundestag stimmte zu, ein Budget wurde bewilligt, ein Gestaltungswettbewerb ausgelobt, ein Siegerentwurf gekrönt. Das alles dauerte weniger als ein Jahrzehnt.

Der Schlosskeller
Berliner Zeitung vom 20.07.2021

Grabe, wo du stehst“, lautet eine Formulierung, die seinerzeit der Leitspruch für eine historische Selbsterkundung war, die sich nicht länger auf eine Geschichtsschreibung von oben verlassen wollte. In einem ganz buchstäblichen Sinn wird dieses Motto nun im Humboldt-Forum aufgegriffen.

Bürger Berlins, schaut auf eure Stadt
Berliner Zeitung vom 12.07.2021 von Maritta Tkalec

Es stand schlecht um die Friedrichswerdersche Kirche, als 2012 tiefgaragentiefe Baugruben nebenan die Wände des neogotischen Backsteinbaus reißen ließen; obendrein wuchsen die neuschicken Häuser höher als ihre historischen Vorgänger. Die Sorge war groß, dass die Kirche irreparable Schäden erleiden, ihr Inneres verdunkelt und das zierliche Gebäude von den neuen Blöcken schier erdrückt würde. Es ist nur halb so schlimm gekommen. Das Gemäuer ist stabilisiert, im Sommer entfaltet das Sonnenlicht im Innern seine Wirkung – und Schinkels Bau behauptet sich, was Vorbeispazierende freut.

Gut stellt sich die Lage auch aus der Luft dar, wie man im Bildband „Mitte von oben. Luftbilder des Berliner Stadtkerns gestern und heute“ erkennt. Das Bildpaar vom Werderschen Markt zeigt Aufnahmen von 1925 und 2020 aus genau gleicher Perspektive. Und siehe da: Der historische Stadtgrundriss ist eingehalten. So viel Rücksicht war selten. Der Stadtraum ist perfekt wiederzuerkennen. Es geht also doch.

Verlust einer Landmarke
Berliner Zeitung vom 25.06.2021

Dem Ausbau des Schöneberger Gasometers zum Büroturm steht nun offenbar nichts mehr im Wege. Die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg hat am Mittwoch den Bebauungsplan für den Euref-Campus beschlossen. In die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion soll ein Büroturm gebaut werden.

Berlins dienstälteste Staatsekretärin tritt ab Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hört Ende Juli auf
Bescheiden und bestimmt hat sie das Bild Berlins geprägt und Investoren zu Konzessionen bewegt. Nun geht Regula Lüscher in den Ruhestand.
Der Tagesspiegel vom 23.06.2021 von Rals Schönball

Berlins dienstälteste Staatssekretärin geht auf eigenen Wunsch in den Ruhestand: Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, hört Ende des kommenden Monats auf. Wie die Stadtentwicklungsverwaltung am Dienstag mitteilte, hat der Senat in seiner Sitzung beschlossen, Lüscher zum 31. Juli in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.

Seit 14 Jahren hat die Architektin und Stadtplanerin aus der Schweiz das Amt inne. Sie hat in mehreren Regierungen den Posten der obersten Wächterin über das Baugeschehen in Berlin ausgefüllt, die gemeinsame Landesplanung und bis 2016 die Oberste Denkmalschutzbehörde.

Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher „Dinge, die nicht entstehen, sind oft ein Segen“
Die scheidende Senatsbaudirektorin war über 14 Jahre im Dienst in Berlin. Im Interview spricht sie über Niederlagen und warum sie heilsam sein können.
Der Tagesspiegel vom 23.06.2021 von Ralf Schönball

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher lässt sich überraschend auf eigenen Wunsch Ende Juli in den Ruhestand versetzen. Ein Gespräch zur Bilanz ihres Wirkens.

Noch vor der Wahl, ohne Ankündigung, nach 14 Jahren einfach so in den Ruhestand – warum gehen Sie, Frau Lüscher?
Ich habe in über 14 Jahre und in den verschiedensten Koalitionen unter Rot-Rot, Rot-Schwarz und Rot-Rot-Grün sehr viel erreicht. Meine schönste Zeit waren die letzten fünf Jahre. Schöner und besser wird’s nicht mehr. Für mich ist diese Ära in Berlin abgerundet. Ich bin erfüllt, stolz, dankbar und es war mir eine große Ehre. Aber jetzt ist einfach die Zeit für andere Dinge.

Welche Art von Dingen?
Ich bin ja Vollblutarchitektin, habe selber entworfen und gebaut. Ich habe eine starke kreative und handwerkliche Seite und eine künstlerische. In diesem Bereich werde ich eine Ausbildung machen. Ich höre auf, weil ich wieder beginnen will. Ein weiterer Grund ist, dass ich einfach Zeit haben will für meine Familie, und natürlich für meinen Mann. Wir haben 14 Jahre lang eine Fernbeziehung geführt. Das reicht jetzt.

Berlins umstrittene Senatsbaudirektorin verabschiedet sich
Kurz vor dem Ende dieser Legislaturperiode hat der Senat Regula Lüscher in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Berliner Morgenpost vom 22.06.2021 von Isabell Jürgens

„Der Senat von Berlin hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung , zum 31. Juli 2021 in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen“, heißt es in einer Mitteilung, die die Senatskanzlei am Dienstagmittag versendete. Vor allem der Zeitpunkt des abrupten Rückzugs der umstrittenen Stadtplanerin überrascht.

„Als Stadtentwicklungssenator habe ich mit Regula Lüscher eine Senatsbaudirektorin an meiner Seite gehabt, die mit viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen, kreativen Ideen auch für Prozesse der Beteiligung, viel Charme und Durchsetzungsvermögen in einem manchmal rauen Umfeld gezeigt hat, dass sie ihre Frau steht“, würdigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die 59-Jährige. Die Schweizerin, die seit 2016 auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, ist seit 2007 Senatsbaudirektorin in Berlin.

Trotz zahlreicher Proteste 70 Prozent der Berliner für Weiterbau der A100
Alternativlos oder Symbol für Verkehrspolitik der Vergangenheit? Der A100-Ausbau spaltet die Stadt. Eine Umfrage zeigt: Die Befürworter sind in der Mehrheit.
Tagesspiegel vom 27.06.2021 - von Robert Kiesel

Es ist eines der umstrittensten Verkehrsprojekte dieser Stadt: Der Aus- und Weiterbau der Stadtautobahn A100. Aus Neukölln kommend und im Zuge des aktuell laufenden 16. Bauabschnitts nach Treptow verlängert, soll die Straße bisherigen Planungen zufolge bis in den Friedrichshain zur Storkower Straße ausgebaut werden.

In der Vergangenheit und auch zuletzt gab es zahlreiche Demonstrationen gegen das Milliarden-Projekt, im anlaufenden Wahlkampf nahm die politische Debatte zwischen Gegnern und Befürwortern des Autobahnausbaus wieder an Schärfe zu.

 

Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV

Gerhard Hoya - Vorstandsvorsitzender
Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Am Zirkus 6
D-10117 Berlin

 

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