Der Siegerentwurf für die neue Mühlendammbrücke ist gekürt. Künftig soll es eine besser Anbindung der Ufer und Sitzgelegenheiten auf der Brücke geben.
tagesspiegel.de vom 28.07.2021 von Christian Latz

Der Siegerentwurf für die künftige Mühlendammbrücke in Mitte steht fest. Am Mittwochabend stimmte das Preisgericht Mehrheit für den Vorschlag der gemeinsamen Bewerbung des Berliner Ingenieurbüros Arup Deutschland GmbH und der Architekten von COBE A/S aus Kopenhagen. Der Entwurf biete laut Jury eine „außerordentlich hohe gestalterische und konstruktive Qualität“, teilte die zuständige Senatsverkehrsverwaltung am Abend mit.

Die Jury, bestehend unter anderem aus dem Vorsitzenden Manfred Kühne, Abteilungsleiter Städtebau in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne), Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), Lutz Adam, Leiter der Abteilung Tiefbau in der Verkehrsverwaltung sowie mehreren Architekten, Ingenieur:innen und Stadtplaner:innen hatte zuvor unter zehn Vorschlägen internationaler Büros einen Gewinner zu küren.
Der siegreiche Entwurf besticht demnach durch eine leicht konkave Form der gesamten Brücke, die sich dadurch zur Mitte hin verjüngt. Die Uferseiten wiederum würden attraktiv angebunden. Sie sieht das Modell an der südwestlichen Brückenseite einen Treppenabgang zum Uferpark auf der Fischerinsel vor. Diagonal gegenüber gelegen wird über einen flachen Schwung die Uferpromenade des Nikolaiviertels angebunden. Zum Rolandufer vor der Alten Münze hingegen fehlt ein direkter Zuweg. Daneben zeichnet sich der Entwurf durch langgezogene Sitzflächen entlang der Gehwege auf beiden Seiten der Brücke aus. Sie sollen Fußgänger:innen zum Verweilen über der Spree einladen.

Die künftige Mühlendammbrücke wird eine Brücke für die Berliner Mobilitätswende, mit viel Platz für die stadtverträglichen Verkehrsarten Straßenbahn, Rad- und Fußverkehr“, sagte Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Zugleich füge sich die Brücke durch ihre ansprechende Gestaltung in die historische Mitte Berlins ein und bietet an dieser Stelle über der Spree eine ganz neue Aufenthaltsqualität.

Grund für den Wettbewerb war der schlechte Zustand der bisherigen Brücke aus den 1960er Jahren, der einen Neubau zwingend erfordert. Schon heute darf die Brücke zum Schutz vor zu starker Belastung nur noch auf einer reduzierten Spurenzahl befahren werden.

Nach langen Debatten über die künftige Größe der Brücke hatten sich im Januar Senat und Bezirk Mitte auf die Anforderungen für die Ausschreibung der neuen Brücke verständigt. So wird die neue Brücke statt aktuell drei Autospuren zunächst mit zwei Kfz-Fahrstreifen je Richtung sowie einer Busspur ausgestattet. Damit soll der Verkehr der bis zu 63.000 Fahrzeuge bewältigt werden, die den Prognosen zufolge in den kommenden Jahren täglich die Spree entlang der wichtigsten Ost-west-Magistrale queren werden.

Sobald die über die Brücke verlaufenden Tramstrecken vom Alexanderplatz zum Kulturforum sowie zum Halleschen Tor fertiggestellt werden, entfällt die Busspur zugunsten eines Radwegs. In einer zweiten Projektphase soll zudem die Fahrbahn auf einen Fahrstreifen für den Kfz- Verkehr reduziert werden.

Neue Mühlendammbrücke soll 2028 fertiggestellt werden
Mittes Baustadtrat Gothe sprach von einem „sehr ernsthaften Angebot für die Mobilitätswende“, das durch den Entwurf aufgezeigt werde. „Natürlich ist mein Wunsch, dass wir nach Errichtung der neuen Brücke schnell die Tram in Richtung Potsdamer Platz und Hallesches Tor in Betrieb bekommen und wir dann auf eine Autospur je Richtung umrüsten können“, sagte er.
Die neue Brücke soll nach den Plänen bis 2028 fertiggestellt werden. Die Gesamtkosten liegen bei bis zu 46,5 Millionen Euro.

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