TAGESSPIEGEL vom 04.08.2021

Die Neue Gertraudenbrücke und die Spittelmarktbrücke in Mitte werden entgegen früheren Planungen nicht versetzt, sondern an ihrer bisherigen Stelle beim Ersatzneubau bleiben. Das hat der Senat am Dienstag auf Vorlage von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) entschieden. Damit macht der Senat den Weg frei für die Verlängerung der Straßenbahn vom Alexanderplatz zum Kulturforum und neue Rad- und Fußwege. Daneben soll die denkmalgeschützte Alte Gertraudenbrücke von 1895 als reine Fußgängerbrücke am historischen Standort saniert werden. Beide Brücken haben massive Mängel, die Verkehrslast musste eingeschränkt werden. Ende 2024 oder Anfang 2025 soll der Neubau starten und etwa 50 Millionen Euro kosten.

Zugleich rückt Berlin damit von den früheren Vorhaben aus dem Planwerk Innere Stadt ab, wonach am Spittelmarkt zusätzliche Wohnhäuser entstehen sollten. Dafür hätte die Verkehrstrasse beim Neubau verlegt werden müssen. Dadurch hätten sowohl auf der Fischerinsel als auch direkt am Spittelmarkt Baufelder erschlossen werden können. Das sorgt für Kritik: „Die Festlegung der Straßenbahntrasse über die Neue Gertraudenbrücke verhindert die Erschließung von zwei möglichen Baufeldern in Mitte und konserviert die Verkehrsschneise “, kritisiert Stefan Lehmkühler von Changing Cities und selbst Grüne-Direktkandidat in Mitte den Senatsbeschluss Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Auch Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) ist unzufrieden, dass diese „schwerwiegende Festlegung“ ohne öffentliche Beteiligung beschlossen wurde. „Dass man das festlegt, ohne mit der interessierten Öffentlichkeit zu diskutieren, finde ich einfach schlimm.“ axf/cla

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