Pressestimmen
Neustart für einen urbanen Molkenmarkt
Berlins historische Mitte rund um den Molkenmarkt soll lebenswerter werden. Doch darüber, wie das gelingen soll, wird noch diskutiert.
Berliner Morgenpost vom 01.02.2022 von Isabell Jürgens
Die erste Phase des Städtebaulichen Wettbewerbs zum Molkenmarkt in Mitte ist entschieden und hat gleich zwei Siegerentwürfe hervorgebracht. Dort, wo gerade erst Berlins älteste Straße, ein Bohlenweg aus dem Jahr 1236 von den Archäologen freigelegt wurde , soll wieder ein Stück echte Innenstadt entstehen. Aktuell ist der Molkenmarkt nicht viel mehr als eine extrem verkehrsbelastete Kreuzung . Am kommenden Donnerstag, 3. Februar, können Interessierte die prämierten Entwürfe zur Umgestaltung nun mit den jeweiligen Planungsteams besprechen und ihre Anregungen und auch Kritik äußern.
Denkmalschutz - Der Verfall
Welt plus vom 12.06.2022 von Dankwart Guratzsch
Die Unesco schlägt Alarm. Ausgerechnet zur 1100-Jahrfeier wird Goslar ein "stark vernachlässigtes Stadtbild" attestiert. Um Dresden, um den Barockgarten Großsednitz ist es nicht besser bestellt. Das deutsche Kulturerbe verliert seinen Rückhalt in der Politik. Das war schon mal anders. In der DDR.
Welch ein vergiftetes Geburtstagsgeschenk! Goslar, die Stadt am Harzrand, 922 gegründet, begeht ihr 1100-jähriges Stadtjubiläum. Roland Kaiser, Santiago, Sarah Connor kommen, die Stadt feiert. Mit Yoga, Festgottesdienst und Musik bei Kerzenschein, mit Ausstellungen, Bierfest und Waldbaden.
Nie wieder Platte: Die Wohnungsnot in Berlin darf nicht zum Bau neuer Brennpunkte führen
Die Politik will serielles Bauen vorantreiben – das ist in Ordnung, aber nur, wenn man die Fehler der Vergangenheit vermeidet.
Der Tagesspiegel vom 30.01.2022 von Rita Wolffsohn und Michael Wolffsohn
Deutschlands Wohnungsnot ist in fast allen Großstädten politisch hausgemacht. Besonders in Berlin. Anfang des Jahrtausends wurde der Soziale Wohnungsbau faktisch beendet. Katastrophe Nummer eins. Die zweite folgte sogleich: Stark vernachlässigte städtische Wohnungen wurden massenweise billig verkauft. Anders als die verantwortlichen Stadtpolitiker sahen die Käufer den Berlin -Boom voraus. Ihn mittelfristig zu erwarten, war realistisch, denn Berlin war damals „arm, aber sexy“ und frisch re-etablierte Hauptstadt.
Die offenbar nur von der Stadtpolitik nicht erwartete Folge: Immer mehr Menschen strömten nach Berlin und Wohnungen wurden knapp. Berlin kaufte die zuvor ungünstig verkauften Wohnungen teuer zurück. Geldverbrennung nennt man das. Dann der Mietendeckel als Notbremse und Enteignungspläne: Schildbürgerstreiche, denn dadurch wird auch der letzte willige Investor verschreckt, es wurde weniger gebaut und Wohnraum noch knapper.
Ausbaufähig
Beim ersten Treffen des Bündnisses gegen die Wohnungsnot gibt es Streit statt Einigungen. Wie es nun weitergeht
Der Tagesspiegel vom 29.01.2022 von Ralf Schönball
Rund lief es nicht beim ersten Treffen von Wohnungsverbänden, Mietern und Vermietern, Bauwirtschaft und Gewerkschaften sowie Politikern. Auf die Frage, warum dieses neue „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ am Freitag nicht viel Konkretes vereinbart habe, reagierte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) gereizt. „Vergewissert“ habe man sich auf dieser Auftaktsitzung, „was der Auftrag ist für die kommenden sechs Monate“. Es seien „vier Sitzungstermine in der großen Bündnisrunde“ vereinbart. Eine Senatskommission werde eingerichtet und deren Aufgaben seien festgelegt worden. Und: „Am 21. Februar ist die nächste Sitzung.“
Dass die im Vorfeld bereits mit Teilen der Teilnehmer abgestimmte gemeinsame „Erklärung“, aus der der Tagesspiegel vorab berichtet hatte, am Freitag nun nicht herausgegeben wurde? „Ganz normal“, sagte Giffey. Alle am Tisch hätten eben Dinge, die sie einbringen wollten. Jetzt werde weiter an der Erklärung gearbeitet, die beim nächsten Treffen veröffentlicht werde. Es sei doch eine „positive Nachricht, dass innerhalb der ersten fünf Wochen der Senatstätigkeit die Gründung des Bündnisses erfolgt ist“.
Regula Lüscher: «Mich verwundert, dass sich die Kritik so sehr gegen Petra Kahlfeldt richtet, aber kaum gegen Giffey und die SPD»
Berlins ehemalige Senatsbaudirektorin ist überrascht, dass ihr Petra Kahlfeldt nachfolgt. Im Interview spricht sie über die Zukunft der Stadt, erinnert sich an ihre Amtszeit und erklärt, warum es ohne Druck keine Gleichstellung gibt.
swiss-architekcts.com vom 27. Januar 2022 von Elias Baumgarten
Frau Lüscher, Petra Kahlfeldt folgt Ihnen als Berliner Senatsbaudirektorin nach. Eine Überraschung?
Als ich aufgehört habe, fand ich, es sei an der Zeit, einer jüngeren Generation Platz zu machen. Mich hat überrascht, dass mir eine Person nachfolgt, die sogar noch älter ist als ich. Jemand Jüngeres hätte neue Verbindungen mitgebracht. Das wäre eine grosse Chance gewesen. Petra Kahlfeldt ist ein feiner Mensch, sie ist freundlich und rhetorisch begabt. Ich schätze sie. Aber sie bringt alte Netzwerke mit, die Stimmannschen Netzwerke.
Überrascht bin auch insofern, als ich mit einer verwaltungserfahrenen Persönlichkeit gerechnet hätte. Bevor ich nach Berlin kam, habe ich Erfahrung im Zürcher Amt für Städtebau gesammelt. Ich fühlte mich gut vorbereitet. Doch dann musste ich preussische Verwaltung lernen. Das war sehr schwierig. Von daher weiss ich nicht, ob eine Professur eine ausreichende Vorbereitung ist. Gewiss, Petra Kahlfeldt wird sich einarbeiten, doch sie hat kaum Zeit: Die Senatsbaudirektorin muss sofort liefern.