Pressestimmen
Kahlfeldt: „Mir geht es nicht darum, alles zurückzudrehen“
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wehrt sich gegen den Vorwurf, Berlin städtebaulich in die 1990er-Jahre zurückführen zu wollen.
Berliner Morgenpost vom 09.02.2022 von Isabell Jürgens
Seit Anfang dieses Jahres hat Berlin eine neue Senatsbaudirektorin. Die Berliner Architektin Petra Kahlfeldt hat das Amt von Regula Lüscher übernommen, die sich im Juli 2021 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzen ließ. Ihre Berufung löste heftige Proteste in der Berliner Architekten- und Planerszene aus. Die Ernennung der 61-Jährigen zur Senatsbaudirektorin sei „eine Kampfansage an eine soziale und ökologische Stadtpolitik“, schrieben ihre Kritiker in einem Offenen Brief, der in den Feuilletons der Republik für Furore sorgte. Seit gut einem Monat ist die umstrittene Planerin nun im Amt. Im Interview verrät die Architektin, wie sie mit der Kritik umgeht – und welche Ziele sie sich gesetzt hat.
Ruhelos durch Berlin
Die Hauptstadt ist immer auch stolz auf ihre Schäbigkeit. Vier Bücher rücken diese nun ins rechte Licht.
Süddeutsche Zeitung vom 08.02.2022 von Stefan Fischer
Berlin ist eine anstrengende Stadt. Dafür wird sie geliebt. Weil sie ständig in Bewegung ist, immer unfertig, immer im Aufbruch begriffen. Und nie saturiert. Wenig hat Bestand in der Hauptstadt, das zeigen vier aktuelle Berlin -Bände besonders anschaulich - am Beispiel zweier Prachtboulevards, eines zentralen Platzes und der vielen Brachen, die sich immer wieder auftun im urbanen Raum. Vielerorts präsentiert Berlin sich als eine ruppige Stadtlandschaft mit vielen Wunden. So auch auf den eigenwilligen Fotografien und in den spannenden Geschichten dieser Bücher.
Wenige Anwohner, viele Planer – und ein dominanter Verein
Der historische Molkenmarkt in Berlin -Mitte soll umgestaltet werden. Beim Werkstattverfahren für die Zukunft des Molkenmarkts ringen Akteure um Einfluss.
Tagesspiegel vom 05.02.2022 von Teresa Roelcke
Was muss ein Werkstattverfahren leisten, um tatsächlich als „Bürgerbeteiligung“ durchzugehen? Am Donnerstagabend fand der erste von zwei Werkstattterminen zu den prämierten stadtplanerischen Entwürfen für den Molkenmarkt statt – und ließ für die nächste Veranstaltung um die künftige Gestalt eines zentralen Orts der historischen Mitte im April noch deutlich Luft nach oben.
Als die Moderation nach einer halben Stunde Zoom-Konferenz darum bat, kurz kenntlich zu machen, wer in welcher Rolle anwesend sei, meldeten sich von 71 abstimmenden Personen lediglich acht als Anwohner:innen, elf als „Besucher:innen“ und sechs Personen als Vertreter:innen einer Initiative – während die Verwaltung und die Planungsteams mit jeweils 15 bzw. 16 Teilnehmenden besonders stark präsent waren.
So wird um die Zukunft des Molkenmarkts gestritten
Berlins ältester Platz soll vom Verkehr befreit werden. Die „öffentliche Werkstatt“ offenbart noch viele ungeklärte Fragen.
Berliner Morgenpost vom 04.02.2022 von Isabell Jürgens
Lassen sich die Wunden, die die Stadtplanung in der Zeit des Nationalsozialismus, Kriegszerstörungen und die Verkehrsplanungen aus der DDR-Zeit Berlins ältestem Platz, dem Molkenmarkt, geschlagen haben, wirklich heilen? Und wenn, mit welchem städtebaulichen Konzept? Auf diese Frage suchten am Donnerstagabend in einer mehrstündigen „öffentliche Werkstatt“ mehr als 130 interessierte Bürger eine Antwort. Grundlage der Online-Diskussion, zu der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingeladen hatte, waren die beiden Siegerentwürfe eines städtebaulichen Wettbewerbs, der Ende 2021 entschieden wurde. Deutlich wurde dabei vor allem eins: Die Auseinandersetzung darüber, was dort eigentlich entstehen soll, ist noch lange nicht vorbei.
Was schön ist, bestimmen nicht länger moderne Architekten
Die Welt vom 03.02.2022 von Dankwart Guratzsch
Über Jahrzehnte hat man den Bürger als architektonischen "Laien" abqualifiziert und die Rekonstruktion lebenswerter Altstädte "reaktionär" genannt. Jetzt, wo diese Epoche zu Ende geht, ist ein Kulturkampf um unsere Innenstädte entbrannt. Dabei geht es nicht zuletzt um lukrative Aufträge.
Wir erleben eine beispiellose Verunglimpfung von Architekten und Bauprojekten, die nicht dem Schema "zeitgemäßer" Architektur entsprechen. Wo eine Fassade, ein Turm, ein Stück Altstadt gar, womöglich ein Schloss wiederaufgebaut oder rekonstruiert werden soll, sind die Kritiker schnell mit Totschlagvokabeln wie "reaktionär" oder "faschistoid" zur Stelle. Aber rekonstruiert, wiederaufgebaut, saniert und modernisiert wurde zu allen Zeiten. Altstadterneuerung ist ein Dauerthema der Architekturgeschichte.