Landesdenkmalrat Protokoll vom 30.09.2016
Der LDR hatte um konkrete Informationen zum Stand der Projektidee für ein Flussbad Berlin gebeten, Frau Tille informiert hierzu. Am 19.04.2014 hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) entschieden, im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ das Projekt „Flussbad Berlin“ mit 2,6 Mio. Euro zu för-dern. Das Land Berlin beteiligt sich dabei mit 1,4 Mio. Euro. Diese Förderung von insgesamt 4 Mio. Euro läuft bis Ende des Jahres 2018. Zur weiteren Klärung von Umsetzungsvoraus-setzungen und Planungsvorgaben sowie zur Realisierung einiger strategischer „Aktivie-rungselemente“ (z.B. Testfilter, Vor-Ort-Repräsentanz), wird ein Maßnahmenpaket zur Wei-terentwicklung des städtebaulichen Konzepts Flussbad Berlin bis Ende 2018 umgesetzt. Die Maßnahmen sollen der Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Flussbad Berlin e.V. als Projektträger dienen, der bislang eine ausschließlich zivilgesellschaftlich getragene Entwick-lungsinitiative war. Ziel ist die Überleitung der Idee in ein Realisierungsprojekt und die Klä-rung aller planerischen, rechtlichen und finanziellen Fragen mit Ende der Förderung, so dass das Land Berlin eine politische Entscheidung über die tatsächliche Realisierung der Projek-tidee treffen kann.

Von den Initiatoren der Flussbadidee ist eine Projekt-Präsentation erarbeitet worden, die ausgiebig und umfassend die bestehenden und geplanten Bereiche des Flussbades beleuchtet. In diesem Zusammenhang wurde auch eine umfangreiche denkmalfachliche Be-standsuntersuchung durch die Initiatoren veranlasst, die die Grundlage für die Bewertung durch das LDA bildet. Anhand dieser hat das LDA verschiedene Bereiche ausgewiesen und Positionen aus denkmalfachlicher Sicht erarbeitet, anhand derer die Planer des Projektes die weiteren Planungen zum Flussbad denkmal- und welterbegerecht weiterführen könnten.

Diese vom LDA erarbeiteten Positionen werden, wie bereits bei einem verwaltungsinternen Workshop am 26.09.2016 dem LDR von Frau Dr. Dornbusch vorgestellt. Fr. Dornbusch vom LDA stellte die Methodik der Bewertung des Schutzgutes dar und erläu-terte, weshalb Eingriffe in die Substanz im Bereich von Monbijoubrücke bis Schlossbrücke nicht möglich sind. Eingriffe würden hier eine zu große Beeinträchtigung von Erscheinungs-bild und Aura bewirken.

  • Der Bereich zwischen Monbijoubrücke bis Schlossbrücke (B1.1) ist aus denkmalfach-licher Sicht der sensibelste Bereich des Projektes. Eingriffe in die Substanz sind aus denkmalfachlicher Sicht nicht möglich. Die dem UNESCO Welterbe eingeschriebene Würde als Freistätte der Kunst und Wissenschaft ist zu wahren und zu stärken.
    LANDESDENKMALRAT BERLIN
    Geschäftsstelle
  • Die Denkmalpflege schlägt daher eine Projektüberarbeitung mit dem Ergebnis vor, dass der Schwimmbereich des Flussbades ausschließlich zwischen Schlossbrücke und Wehranlage (Bereich 1.2.) eingerichtet wird. Temporäres Schwimmen (2-3 Mal im Jahr) als Event und besondere Attraktion mit Nutzung der bestehenden Infrastruk-tur wäre aus denkmalfachlicher Sicht im gesamten Bereich 1.1. mit der aufgeführten Einschränkung möglich. Das Erlebnis des Schwimmens würde somit zwischen dem ehemaligen Garten des Staatsratsgebäudes bis vor dem Humboldt-Forum möglich sein und schließlich den zukünftigen zentralen Ort Berlins nutzen. Zugleich würden mit diesem Vorschlag alle die vom Projektentwickler definierten Ziele (Thema: Natur und Umwelt, Nutzung, Ort, Gesellschaft und Botschaft des Projektes) erfüllen. Des Weiteren dürften sämtliche Umbau- und Zusatzkosten, die zwischen Schloss- und Monbijoubrücke entstehen würden, entfallen.
  • Dafür notwendige Einbauten (z.B. Abschlusswehr), Sicherung des Schwimmbereichs und unterhalb der Wasseroberfläche liegende Anlagenteile zur Behandlung von Mischabwasserüberläufen (Bypass-Kanal) sind zu diskutieren
    Der LDR nimmt die Informationen zum Projektstand und die denkmalfachlichen Ausführun-gen zu den vorgestellten Bereichen zur Kenntnis und beschließt, das Thema in der kom-menden LDR-Sitzung vertieft zu behandeln.