Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.11.2021 von Julia Löhr

Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet: So lässt sich die Wohnungspolitik der scheidenden Bundesregierung zusammenfassen. Kaum hatte der dafür zuständige Innenminister Horst Seehofer (CSU) mit dem Baukindergeld eines seiner wichtigsten Wahlkampfversprechen eingelöst, verlor er schlagartig das Interesse an diesem Politikfeld.


Dass Olaf Scholz (SPD) mit seiner Ampel-Koalition jetzt den Neubau-Turbo einlegen will, ist eine gute Nachricht. Nur wenn das Angebot an Wohnungen wieder annähernd an die Nachfrage heranreicht, wird der Trend zu immer höheren Preisen nachlassen. Und doch sollte der nächste Bundesbauminister - oder die nächste Ministerin - nicht den Fehler machen, nur auf Quantität zu setzen. Dass in den Großstädten sanierte Altbauten ungleich gefragter sind als die immer gleichen Neubau-Würfel, ist ein Signal, dass auch die Qualität ausbaufähig ist. In Regionen mit schrumpfender Einwohnerzahl sollte indes der Fokus auf der Sanierung der Bestandstauten liegen. Es gibt viel zu tun - hoffentlich für jemand, der dieses Amt nicht als Nebenjob versteht.

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