Bezirk lehnt Enteignung des Eigentümers ab
Berliner Zeitung vom 08.11.2021 - von Katrin Bischoff

Seit vielen Jahren steht das geschichtsträchtige Backsteingebäude in der Grünauer Regattastraße leer. Das einstige Funkhaus, heute denkmalgeschützt , befindet sich auf einem 7500 Quadratmeter großen, überaus attraktiven Grundstück – direkt am Ufer der Dahme. Ein Bürgerverein und der SPD-Abgeordnete Robert Schaddach kämpfen dafür, dass die Immobilie nicht zum Spekulationsobjekt verkommt. Doch nun mussten sie einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Enteignungsantrag, den Schaddach im Januar an das Bezirksamt stellte, wurde abgelehnt. Das teilte die Behörde jetzt mit.

„Ich bin schon enttäuscht“, sage Schaddach. Er hatte beim Bezirk den Antrag gestellt, weil das Bauwerk immer mehr zur Ruine verkam. Mit Schreiben vom 3. November teilte das Stadtentwicklungsamt des Bezirks dem SPD-Abgeordneten mit, dass eine Enteignung nur zulässig sei, wenn „der Bestand, die Eigenart oder das Erscheinungsbild eines Denkmals auf andere Weise nicht nachhaltig abgewehrt werden“ könne, der Eigentümer nicht auf Ansprachen, Anordnungen von Sicherungsmaßnahmen, Instandsetzung oder Wiederherstellung reagiere.

Das tat der Eigentümer aber in den Augen der Behörde. So habe er nach einer Begehung vor einem Jahr „Reparaturen an der Dachentwässerung durchgeführt, die Terrassen von Spontanwachstum befreit und die Fenster mit Platten verschlossen“. Zuletzt fand laut Amt eine Begehung am 21. Oktober statt, „bei dem der mittlerweile problematische Zustand des Daches am Haupthaus und des Treppenhauses“ festgestellt worden sei. Der Eigentümer habe eine „umgehende Handlung“ zugesichert. Es lägen Hinweise vor, „dass der Eigentümer die Sache ernst nimmt“, heißt es.

Schaddach ist sich da nicht so sicher. „Genauso lief es bei Riviera und Gesellschaftshaus“, sagt er nun. Die einstigen Ausflugs- und Tanzlokale, ebenfalls in der Regattastraße gelegen, leer. Vor 15 Jahren kaufte eine Geschäftsfrau aus der Türkei das denkmalgeschützte Ensemble für 650.000 Euro. Zehn Jahre geschah nichts, die Gebäude verfielen. Dann gingen sie laut Schaddach für 14 Millionen Euro an einen Investor, der dort nun lukrative Seniorenwohnungen baut .

Auch das einstige Funkhaus, 1929/30 als Ruder- und Erholungsheim errichtet, wechselte vor mehr als zehn Jahren bei einer Versteigerung den Besitzer: Eine Hamburger Gesellschaft zahlte 655.000 Euro. Geschätzt sei die attraktive Wasserimmobilie vier bis fünf Millionen Euro wert, so Schaddach. Der SPD-Mann gibt unterdessen nicht auf. Er sagt, von Instandhaltungsarbeiten am einstigen Funkhaus sei bisher nichts zu sehen. Er will nun eine Kleine Anfrage stellen – gerichtet an das Land und den Bezirk, um zu erfahren, ob das Land gewillt ist, die Immobilie an der Dahme zu enteignen.

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