Mit einem historischen Gebäude und Neubauten entsteht ein Bürocampus in Spandau. Auch Gastronomie und Grünflächen werden mitgedacht.
Berliner Morgenpost vom 27.04.2021 von Jessica Hanack

Wer von der Stadtautobahn kommend in Richtung Siemensstadt fährt, dem wird als eines der ersten Häuser das markante Klinkergebäude mit dem türkisfarbenen Siemens-Schriftzug auffallen. Knapp 100 Jahre ist es her, dass die ersten Bauarbeiten für das sogenannte Wernerwerk XV starteten. Heute befindet es sich, mitsamt seinem Umfeld, wieder im Wandel. Das Gebäude ist Teil des „TechnoCampus Berlin “, der zurzeit auf dem Gelände entwickelt wird. Und über den Patrick Reich, Geschäftsführer der Immobilien-Investmentgesellschaft Caleus, mit Blick auf die Lage auch sagt, er sei „das Tor zur Siemensstadt“.

Hinter dem „TechnoCampus Berlin “ steckt ein Bürostandort mit rund 60.000 Quadratmeter Fläche, der das historische, denkmalgeschützte Wernerwerk XV sowie zwei Neubauten umfasst. Besonders machen soll ihn auch die Freiraumgestaltung mit Grünanlagen, die für das Campus-Gefühl sorgen sollen. Allein fünf Millionen Euro, sagt Reich, würden in die Freiflächen investiert werden. Die Gesamtinvestition, inklusive der Entwicklung des Bestandsgebäudes, beziffert er mit etwa 400 Millionen Euro. Das Projekt setzt Caleus zusammen mit Axa Investment Managers, einem Unternehmen der Axa-Gruppe, um.

Der „TechnoCampus“ liegt gut einen Kilometer vom historischen Siemens-Verwaltungsgebäude entfernt, um das herum in den kommenden Jahren die „Siemensstadt²“ entstehen wird . Auch dort geht es unter anderem darum, alte Produktionsstätten in moderne Arbeitsorte für Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zu verwandeln. In der etwas weiter gefassten Umgebung liegen zudem die Insel Gartenfeld sowie die künftige „Urban Tech Republic“ auf dem Flughafen Tegel , wo weitere Ansiedlungen von Unternehmen vorgesehen sind. Patrick Reich blickt positiv auf die bevorstehenden Entwicklungen. „Der Ort wird dadurch noch mehr Anziehungskraft bekommen“, meint er.

„TechnoCampus“: Bestandsgebäude in der Siemensstadt voll vermietet
Der Start war dabei durchaus mit Herausforderungen verbunden. 2013 hat Caleus das Areal von Siemens erworben, damals saßen in dem von Hans Hertlein entworfenen Bestandsgebäude noch Siemens-Ableger. Bis der erste neue Mieter im Jahr 2016 gefunden wurde, habe es zwei Jahre gedauert, sagt Reich. Den Gedanken, aus dem Gelände einen Campus zu entwickeln, das vorhandene Bauwerk um Neubauten zu ergänzen, habe es damals schon gegeben. Die Realisierung aber schien noch weit weg. „Dass sich dann so schnell eine solche Dynamik entwickelt, hätte ich nicht gedacht“, sagt er.

Das Bestandsgebäude mit rund 40.000 Quadratmeter Fläche ist Reich zufolge aktuell voll vermietet, mit der Deutschen Rentenversicherung soll im Juli ein neuer Großmieter einziehen. Derzeit läuft noch der Umbau der Flächen. Dann sei auch der letzte Abschnitt im denkmalgeschützten Gebäude erneuert worden, sagt der Geschäftsführer. In den vergangenen Jahren wurde das Bauwerk , unter anderem mit Fassade und Fenstern, bereits umfassend saniert. Man habe den Bestand behutsam entwickeln wollen, erklärt Reich, denn der habe einen „unheimlichen Charme“. Auch der alte Paternoster fährt dort noch.

Beim Neubau sollte das historische Gebäude ebenfalls berücksichtigt werden. Man wolle die beiden neuen Bauten „respektvoll dem gegenüberstellen“, sagt Reich. Sie bekommen deshalb auch Klinkerfassaden, wenngleich diese moderner sind, sowie Raumhöhen von deutlich mehr als drei Metern, auch das in Anlehnung an den Altbau. Im Mai 2019 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, die bis Februar kommenden Jahres abgeschlossen sein sollen.

Campus in Spandau soll neues Café und Fitnessbereich bekommen
Die Mieten sollen zwischen 25 und 30 Euro pro Quadratmeter liegen, wobei bei den Flächen laut Reich Wert auf flexible Nutzungsmöglichkeiten gelegt wird. Dass es die Menschen nach der Corona-Pandemie wieder verstärkt in die Büros ziehen wird, davon ist er überzeugt, vor allem aus sozialen Gründen. Deshalb sind auch Gemeinschaftsbereiche mitgeplant. Denn die Menschen würden nicht mehr kommen, um nur am Schreibtisch zu arbeiten, die Büros müssten vielmehr die Infrastruktur für kreativen Austausch bieten, meint Reich. „Das wird noch wichtiger in Zukunft werden.“

In einem Neubau ist zudem ein öffentliches Café geplant sowie ein Fitnessbereich für Mitarbeiter. Das zweite neue Gebäude soll eine Dachterrasse bekommen, die allerdings voraussichtlich nicht öffentlich zugänglich sein wird. Das bestehende Restaurant soll von der Fläche verdoppelt werden und eine größere Terrasse bekommen. Mit einem Parkhaus und einer Tiefgarage entstehen gut 360 Parkplätze, 16 davon sind zu Beginn mit Ladestationen für E-Fahrzeuge ausgestattet, knapp 200 weitere können nachgerüstet werden. Für Radfahrer gibt es knapp 400 Stellplätze. Und auch Sharing-Mobilität und ein Logistik-Hub, zu dem sich Mitarbeiter Pakete liefern lassen können, werden Caleus zufolge mitgedacht. Photovoltaik-Anlagen und ein eigenes Blockheizkraftwerk sollen für eine nachhaltige Energieversorgung sorgen.

Was den „TechnoCampus“ aus Sicht von Reich auch auszeichnet, ist die Mischung von Unternehmen unterschiedlicher Größe und aus verschiedenen Branchen. Betriebe kommen aus dem IT-, Technik- und Finanzbereich, aber auch eine Sprachschule hat dort Räume gemietet. Die Flächen in den Neubauten sind bislang nicht vermietet, die Nachfrage sei aber gut, berichtet er. Unter den Interessenten seien etwa Bundesbehörden oder Unternehmen aus der Pharma- und Medizintechnik-Branche. Sind die Neubauten fertig, rechnet Reich mit rund 4000 Menschen, die auf dem Campus arbeiten werden.

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