Berliner Morgenpost vom 25.03.2021 von Isabelle Jürgens

Im Stadtentwicklungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses wird in einer groß angelegten Anhörung über die Chancen einer Internationalen Bauausstellung (IBA) 2030 in Berlin debattiert. Man sollte meinen, dass so eine Ausstellung irgendwas mit Bauen zu tun hat. Aber nicht so in Berlin .

In der Hauptstadt, die mit dem Neubau des Hansaviertels in den 1950er-Jahren und der behutsamen Stadterneuerung in Kreuzberg in den 1980er-Jahren bereits zweimal international beachtete Baugeschichte geschrieben hat, ist man, was das Bauen betrifft, inzwischen offenbar so mut- und ideenlos, dass nun ernsthaft eine „Nichtbau“-IBA oder allenfalls eine „Umbau“-IBA zur Diskussion steht. In einer Internationalen Bauausstellung soll es allerdings, wie schon der Name nahelegt, um konkret gebaute exemplarische Lösungen für Zukunftsfragen des Bauens gehen, die sich die Menschen dann auch anschauen und bewerten können. Bei der IBA Wien, 2016 gestartet und 2022 abgeschlossen, klingt das beispielsweise so: „Neuentwicklungen zum Thema ,Neues soziales Wohnen’ werden nicht nur geplant, sondern in der Folge tatsächlich umgesetzt. Somit werden die gebauten Ergebnisse zu den eigentlichen Ausstellungsobjekten.“

An gebauten Ergebnissen, die innovative Antworten auf die drängende Frage gibt, wie man trotz des enormen Wachstums- und Kostendrucks und unter größtmöglicher Schonung der begrenzten Ressource Bauland überzeugende Antworten findet, hat man aber offenbar in Berlin kein Interesse.

Dabei gibt es gerade in der Hauptstadt dringenden Bedarf, sich ernsthaft mit der Qualität des sozialen Wohnungsbaus auseinanderzusetzen. Die allzu oft gleichförmigen Kästen, die derzeit von Lichtenberg bis Spandau entstehen, können einen Innovationsschub jedenfalls vertragen.

Die Berliner Morgenpost im Internet: www.morgenpost.de