Berliner Zeitung vom 10.02.2021 - von Toni Spangenberg

BUND: Die A100 in Berlin braucht kein Mensch
Der BUND attackiert die Verkehrspolitik der Bundesregierung. Neue Fernstraßenprojekte torpedierten den Klima- und Artenschutz, seien unnötig und teuer, lautet die Kritik der Umwelt- und Klimaschützer, die sie mit der Analyse der „zwölf absurdesten Bauprojekte “ untermauern. Die am Dienstag veröffentlichte Broschüre mit dem Titel „Desaster im Dutzend: Zwölf Autobahnen, die kein Mensch braucht“ enthält auch ein Berliner Projekt: den Ausbau der A100.

 

„Neue Straßen machen die Welt nicht besser, sondern sorgen für mehr Verkehr und CO2-Emissionen“, sagte Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender, bei der Vorstellung der Broschüre. Insgesamt seien bis 2030 1360 Bundesfernstraßenprojekte in der Pipeline. Das entspreche alleine im Bereich der Autobahnen einem Neubau von 850 Kilometern Strecke. Diese Straßenbaupolitik konterkariere die Bemühungen, CO2 einzusparen, und passe nicht zum CO2-Ziel der Bundesregierung. So sei im Klimaschutzgesetz unter anderem festgelegt, dass der Verkehrssektor bis 2030 42 Prozent an CO2-Emissionen einsparen müsse. Der BUND fordert daher ein Moratorium für Neuplanungen von Bundesfernstraßen, bis diese Projekte einer Umweltprüfung unterzogen wurden.

Eines dieser Projekte, für die der BUND den Stopp fordert, ist die A100 in Berlin.
Der geplante 17. Bauabschnitt würde nicht nur den Verkehr und damit die Lärm- und Luftbelastung in der Stadt erhöhen. Er würde auch den Abriss von Wohnhäusern notwendig machen.

Unterstützt wird der BUND in seiner Kritik von Linken und Grünen. „Die Bundesrepublik hat eines der dichtesten Straßennetze der Welt. Immer neue Straßenprojekte sind daher regelmäßig kein Teil der Lösung, sondern vernichten Natur- wie Stadträume und heizen die Klimakrise an“, sagte Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, der Berliner Zeitung.
„Wir brauchen einen alternativen Verkehrswegeplan , der einer sozial-ökologischen Mobilitätswende dient und die Bahn in den Mittelpunkt stellt“, sagte Ingrid Renners, Verkehrsexpertin der Linksfraktion, der Berliner Zeitung.

Wenig Verständnis für die Kritik des BUND am Fernstraßenaus- und Neubau hat die FDP. „Der BUND setzt, genau wie die Grünen auch, auf Verbots- und Blockadepolitik. Den Schaden hätten die Bürger, gerade, aber nicht nur im ländlichen Raum“, sagte Oliver Luksic, verkehrspolitischer Sprecher der Freien Demokraten im Bundestag, der Berliner Zeitung. Eine leistungsstarke Straßeninfrastruktur in Deutschland sei die Grundlage für unseren Wohlstand. „Für einige Parteien und politische Kommentatoren ist der Individualverkehr ein Grundübel. Straßen und Autos sind aber kein unnützer Selbstzweck, sondern wichtiger Teil der Lebensrealität der allermeisten Bürger.“

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