Architekten sollen Entwürfe vorlegen. Die Neugestaltung soll wohl im Jahr 2024 beginnen. Aber es gibt auch Kritik.
Berliner Morgenpost vom 12.01.2021 - von Julian Würzer

Das Marx-Engels-Forum und das dahinterliegende Rathausforum sollen neugestaltet werden. Der Senat hat nun eine Ausschreibung veröffentlicht.

Berlin. Dass das Humboldt Forum im Berliner Stadtschloss vor dem Jahreswechsel geöffnet hat, ist, wenn man so will, ein Erfolg für Berlins historische Mitte. Die neue Kuppel mit dem Kreuz und die Kunstsammlung sollen nach der Corona-Pandemie die Touristen anziehen. Über die neue U-Bahnlinie U5 und mit den Haltestellen U-Bahnhof Rotes Rathaus und Museumsinsel soll das Stadtgebiet deutlich besser an das Berliner Verkehrsnetz angebunden werden. Für Besucherinnen und Besucher ist das ein kleiner Segen. Doch alles gut ist im historischen Zentrum noch lange nicht.

 

Meint man es schlechter mit der historischen Mitte, man könnte sagen, der Weg vom Humboldt-Forum zum Fernsehturm lässt sich nur in der U5 ertragen. Da der U-Bahnhof Museumsinsel noch nicht eröffnet ist, gibt es keine Alternative. Das Marx-Engels-Forum zwischen Spree und Spandauer Straße und das dahinterliegende Rathausforum bis zum Fernsehturm sind Brachen, ohne wirkliche Funktion. Das Marx-Engels Denkmal ist verrückt. Die Dauerbaustelle ist ebenfalls noch sichtbar. Auch auf der anderen Seite der Spandauer Straße gibt es nicht, das Menschen hält. Es ist weder ein Versammlungsort nicht bietet es Aufenthaltsqualität. Das soll sich aber ändern.

Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat nun eine Ausschreibung veröffentlicht. In der kommenden Woche soll ein landschaftsplanerischer Wettbewerb für die Neugestaltung des Rathausforums und des Marx-Engels-Forums ausgelobt werden. Der Wettbewerb, der eigentlich bereits im August starten sollte, stößt aber auch auf Ablehnung.

Historische Mitte in Berlin: Neugestaltung könnte 2024 beginnen
Nach den schon vor Jahren erarbeiteten und vom Berliner Senat beschlossenen Bürgerleitlinien, solle das Rathausforum zu einem „Platz der Demokratie“ werden in der Mitte eines neu vernetzten Zentrums. Wie dieser Platz konkret aussehen soll, ist noch offen. Dazu sollen Landschafsarchitekten in den kommenden Monaten Entwürfe liefern. Fest steht allerdings: In drei Jahren soll die Umgestaltung der Freiraumflächen beginnen. Bewerber sind laut Ausschreibung dazu angehalten, „konkrete Umsetzungen ab 2024“ aufzuzeigen.

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, soll die Fläche zwischen Spree und Fernsehturm künftig den Dimensionen und der Bedeutung des Standortes entsprechen. Hierbei spielt die Senatsverwaltung wohl auf den Gründungsort Berlin an, aber auch auf die Bedeutung vor und nach der Wende. Das Rathausforum soll zu einem Versammlungsort werden. In den Entwürfen sollen die Architekten aber auch Umwelt- und Verkehrsfragen berücksichtigen, so die Vorstellungen der Politik. Ein Verkehrskonzept für das Gebiet gibt es bislang noch nicht, obwohl die Erstellung bereits 2015 beschlossen worden ist.

Vielleicht liefert der Wettbewerb Anstöße. Er soll in zwei Phasen unterteilt werden. Zunächst sollen die Bewerber eine Vision der Fläche im Jahr 2040 liefern. Anschließend wählt ein Gremium aus Stadt- und Verkehrsplanern, Architekten und Kulturschaffenden die besten 25 Bewerber aus. Sie bekommen in der zweiten Phase die Möglichkeit, ihre Ideen zu vertiefen. Sie sollen einen Zwischenstand im Jahr 2030 darstellen sowie konkrete Pläne für die Umsetzung ab dem Jahr 2024.

23 Millionen Euro stehen für die Neugestaltung zur Verfügung
Insgesamt stehen 23 Millionen Euro für die Gestaltung der Fläche vor dem Roten Rathaus und dem Marx-Engels Forum zur Verfügung. 20 Millionen Euro kommen aus EU-Mitteln, die der Bund weitergibt, „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, kurz GRW. Die restlichen drei Millionen Euro kommen vom Land Berlin.

Auf deutliche Kritik stößt der geplante Realisierungswettbewerb des Berliner Senats bei der Stiftung Zukunft Berlin. „Wir halten den Wettbewerb für Zeit- und Geldverschwendung, um kein Gesamtkonzept für das Areal erstellen zu müssen“, sagte Stefan Richter, geschäftsführender Vorstand der Stiftung. So seien beispielsweise weder der Molkenmarkt noch die Spandauer Straße, die das Rathausforum und das Marx-Engels-Forum unterteilt, in den Planungen berücksichtigt.

Platz der Demokratie für 60.000 Menschen
Wie ein Gesamtkonzept zwischen Humboldt-Forum und Fernsehturm aussehen könnte, stellte Richter in dieser Woche gemeinsam mit weiteren Vertretern der Stiftung vor. So soll der Platz vor dem Roten Rathaus zu einem zentralen Ort der Demokratie werden. Bis zu 60.000 Menschen sollen sich nach Vorstellung der Stiftung dort versammeln können, für Demonstrationen, Gedenkveranstaltung oder Public Viewing.

„Das wäre auch eine Entlastung für den Pariser Platz und die Straße des 17. Juni“, sagte die Publizistin Lea Rosh von der Stiftung. Für diesen „Platz der Demokratie“ wolle man allerdings den Neptunbrunnen vor das Humboldt Forum versetzen. Dafür stünden bis heute 9,4 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung. Neben der Marienkirche plant die Stiftung ein mehrgeschossiges Haus mit Toiletten.

Aufwerten möchte die Stiftung auch das Marx-Engels-Forum. Es könnte der Stiftung zufolge zu einem Weltgarten werden, der das Humboldt-Forum ergänzt. Besucherinnen und Besucher, die in den Ausstellungen verschiedene Kulturen der Welt erleben, treffen anschließend bei einem Spaziergang durch den Park auf Pflanzen aus den entsprechenden Regionen. Zugleich soll er aber auch die Pflanzen der Berliner Parks abbilden.

Die U5 soll bis zur Turmstraße verlängert werden
Die einzelnen Orte des historischen Zentrums wie Rotes Rathaus, Humboldt-Forum sollen besser an die umliegenden Quartiere, etwa Hackescher Markt oder Molkenmarkt angebunden werden. Dafür soll Fläche für Fuß- und Radverkehr zurückgewonnen werden und ein Wegenetz erstellt werden. Gerade bei der Zukunftsplanung der Spandauer Straße, sei bislang zu wenig passiert, so Richter. Würde der Realisierungswettbewerb in seiner jetzigen Form durchgeführt, gebe es zu viele Einzelmaßnahmen in dem Gebiet, die schwer aufzuheben seien.

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