Die Bauzäune sind fast alle schon abgeräumt, eine Kunst-Ausstellung bereits eröffnet. Der größte Baupfusch-Skandal im Regierungsviertel steht vor dem Abschluss. Der Anbau an die Bundestags-Bibliothek, für den zwölf Jahre ins Land gingen und die Kosten auf mehr als das Doppelte explodierten. Auf mindestens 429 Millionen Euro.
BZ-Berlin vom 30.07.2025

Der BER des Bundestages: Es geht um die 60 Meter lange Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses entlang der Spree bis zur Luisenstraße (Mitte). Mehr als 380 Abgeordnetenbüros, ein Konferenzsaal mit 199 Plätzen, Gastronomie, Galerie.

Wasser drückte durch den Beton

Vor zehn Jahren die Katastrophe: Land unter! Auf der Bodenplatte im zweiten Untergeschoss sammelte sich Wasser. Es drückte an mehreren Stellen des Rohbaus durch den Beton, die Stahlarmierungen in dessen Innerem rosteten schon. Erst wurde vom zuständigen Bauamt des Bundes beschwichtigt: „ein normaler Vorgang“. Das sei bei dieser Betonart immer so ...

Auf der Bodenplatte steht das Grundwasser - Zustand Mitte der 2010er-Jahre

Gepfuscht wurde offensichtlich bei der Planung und Ausführung, ein Gerichtsverfahren zu den Lecks in der Bodenplatte ist bis jetzt nicht rechtskräftig abgeschlossen. Architekt Stephan Braunfels (74) beschwerte sich über nicht gezahlte Rechnungen, musste sein Privat-Haus in Potsdam verkaufen und Teile seiner Kunstsammlung. Er kündigte den Auftrag.

Bundestags-Pannenbau wird schrittweise übergeben

Erst nach fünf Jahren, Ende 2019, waren die Schäden saniert. Das nächste Problem: Gesetze hatten sich durch EU-Vorgaben geändert.

„Die im Bau befindlichen Anlagen für Brandschutz und Klima reichten nicht mehr aus. Sie waren in der zweiten Tiefgarage und da passten die neuen, größeren nicht mehr rein“, erinnert sich Wolfgang Kubicki (73, FDP) im B.Z.-Gespräch, damals Chef der Baukommission des Bundestages. Und dass es nicht einfach war, eine Baustelle, die so lange stillstand, wieder in Gang zu bringen.

Wolfgang Kubicki (FDP) war Chef der Baukommission des Bundestages: „Ich bin froh, dass das Gebäude endlich seiner Nutzung übergeben werden kann. Der Bundestag braucht dringend die Büroräume, die ihm seit zehn Jahren fehlen"

„Derzeit läuft die technische Inbetriebnahme, und der Übergabeprozess an die Bundestags-Verwaltung hat im Bereich 'Forum Kunst' begonnen. Nach erfolgreichen Prüfungen und Abnahmen wird der Erweiterungsbau schrittweise in diesem Jahr übergeben“, sagt Martin Spiering vom Bundesamt für Bauwesen (BBR).

Imposanter Treppenaufgang zum bereits eröffneten Ausstellungsbereich („Forum Kunst“) im Erweiterungsbau

Wie der Pannenbau genutzt wird? Kubicki: „Als Springer-Haus für Mitarbeiter, die aus anderen Gebäuden herausgezogen werden müssen, damit die saniert werden können. Es ist ein Hub, funktioniert aufeinander abgestimmt wie ein Uhrwerk.“

Luisenblock Ost 1: Baubeginn voraussichtlich 2027, fertig 2032 mit 30.000 Quadratmetern für Büros und Sitzungsräume

Fertig ist das Parlamentsviertel damit noch längst nicht: Die Bauarbeiter machen gegenüber vom Pannenbau ab 2027 mit dem Luisenblock Ost 1 weiter - Start für neue Komplexe bis zur Friedrichstraße.

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