Ein lange unzugänglicher Steg mitten auf der Spree soll zum lebendigen Stadtraum werden. Mit dem „Grenzhafen Berlin“ soll ein Ort entstehen, der Berliner Geschichte, Schifffahrtstradition und Kultur an der einstigen Grenze zwischen Treptow, Friedrichshain und Kreuzberg verbindet. Zwei Büros haben den Sprung in das abschließende Werkstattverfahren geschafft.
Entwicklungsstadt vom 11.07.2025 von Karin Schütte

Zwischen Oberbaum- und Elsenbrücke zieht sich ein rund 480 Meter langer Steg über die Spree. Jahrzehntelang war dieser Steg, Teil der einstigen Grenzanlagen zwischen Ost- und West-Berlin, ein Symbol der Teilung und blieb bis heute weitgehend unzugänglich. Mit dem „Grenzhafen Berlin“ soll sich das ändern: Ein Werkstattverfahren soll die Grundlage schaffen, um das denkmalgeschützte Bauwerk zu sichern und als öffentlich erlebbaren Stadtraum zu gestalten.

Die Stiftung Museumshafen hat das Konzeptverfahren für die Aktivierung des Grenzstegs gewonnen. Kernidee ist es, die historische Steganlage nicht nur zu erhalten, sondern durch ein Museum, einen Museumshafen mit historischen Binnenschiffen und ergänzende Angebote wie Gastronomie und Veranstaltungsflächen in die Gegenwart zu holen.

Von der Grenzanlage zum Museumshafen: Projekt „Grenzhafen Berlin“ knüpft an doppelte Geschichte des Ortes an

Einerseits erinnert der Steg an die Wassersperren der Berliner Mauer, die seit 1962 den Zugang zu West-Berlin blockierten. Andererseits soll die Spree als Lebensader der Berliner Binnenschifffahrt ins Zentrum gerückt werden. So soll der „Grenzhafen Berlin“ auf mehreren Ebenen zeigen, wie die Wasserstraßen Handel und Versorgung in der geteilten Stadt prägten.

Ziel ist es nach Auskunft der Projektverantwortlichen, diesen historischen Aspekt durch Ausstellungen, begehbare Original-Schiffe und einen Veranstaltungsbereich lebendig werden zu lassen. So können Besucherinnen und Besucher künftig auf den Spuren von Mauer und Schifffahrt zugleich wandeln.

Werkstattverfahren mit sechs Architekturbüros gestartet: Bauantrag für Kulturprojekt auf der Spree soll noch 2025 gestellt werden

Um die denkmalgerechte Umsetzung zu sichern und zugleich architektonische Akzente zu setzen, startete Anfang des Jahres ein kooperatives Werkstattverfahren. Organisiert wird dies von der KVL Projektentwicklung Plus, in enger Abstimmung mit den zuständigen Berliner Behörden.

Sechs Architekturbüros brachten erste Ideen ein, aus denen nun zwei Entwürfe weiterentwickelt werden. Die Büros &MICA und Wilk Salinas Architekten haben sich für die nächste Runde qualifiziert. ADEPT aus Hamburg und Kopenhagen erhielt eine Anerkennung für seinen Beitrag.

Nach einer vertieften Konzeptphase soll eine planerische Grundlage entstehen, auf deren Basis noch in diesem Jahr ein Bauantrag gestellt werden kann. Die Initiatoren wollen damit die Grundlage für eine Genehmigung schaffen, die sowohl dem Denkmalschutz gerecht wird als auch die neuen Nutzungen ermöglicht.

Denkmalschutz am Spreeufer zwischen Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg

Doch der Weg war nicht frei von Hürden. Das Berliner Landesdenkmalamt sah verschiedene Entwürfe bislang kritisch. Begründet wurde dies mit einer möglichen Beeinträchtigung des Erscheinungsbilds und der Eigenart der denkmalgeschützten Anlage. Die Stiftung Museumshafen und die Projektentwickler müssen daher sicherstellen, dass notwendige bauliche Eingriffe die Substanz nicht verändern.

Dennoch sehen die Initiatoren die Chance, einen Ort zu schaffen, der Erinnerung, Kultur und Stadtraum verbindet. Die Spreeufer zwischen Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg könnten damit einen neuen, öffentlich zugänglichen Anziehungspunkt gewinnen, der nicht nur an die Berliner Mauer erinnert, sondern auch ein Kapitel der Schifffahrtsgeschichte für kommende Generationen sichtbar macht.

Ausstellungen, Veranstaltungen & Führungen: Ein lebendiger Ort für Austausch und Bildung an der Spree

Langfristig ist der Grenz- und Museumshafen als vielfältig nutzbarer Raum geplant. Neben den Ausstellungen sollen regelmäßige Veranstaltungen, Führungen und Bildungsangebote das Projekt mit Leben füllen. Die historische Grenzanlage selbst wird dabei Teil der Ausstellung: Kontrollpunkte, Wachtürme und Sperranlagen sollen behutsam aufbereitet und in einen Rundgang integriert werden.

Wenn das Werkstattverfahren erfolgreich abgeschlossen wird und die Denkmalschutzfragen gelöst werden können, könnte der „Grenzhafen Berlin“ in wenigen Jahren ein Ort werden, an dem Vergangenheit und Gegenwart der Stadt an einem einst schwer zugänglichen Ort aufeinandertreffen.

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