Ein ostdeutsches Architekturbüro gewinnt den Wettbewerb für das neue Bezirksrathaus Berlin-Mitte. Jetzt werden Details zum Entwurf bekannt.
Berliner Zeitung vom 28.04.2025 von Yoko Rödel
Stringente Linien, viel Glas und eine markante Dachkrone: Der Siegerentwurf für das neue Rathaus in Mitte, der aus der Feder von Atelier Schmelzer Weber aus Dresden stammt, wirkt zurückhaltend elegant – und raumgreifend zugleich. Erst kürzlich wählte die Wettbewerbsjury um Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (CDU) und Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) den Entwurf aus zuletzt 20 Arbeiten aus.
Mischung aus Verwaltungs- und Kulturzentrum
Das neue Rathaus soll künftig Verwaltungsflächen, eine Bibliothek, Ausstellungsräume und – nach heutigem Stand – eine kostenfrei zugängliche Dachterrasse bieten. Ergänzt wird das Angebot durch eine Kantine und einen Plenarsaal für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Laut offizieller Angaben des Architekturbüros und des Senats sind eine Bruttogeschossfläche von über 28.000 Quadratmetern und eine geprüfte Nutzungsfläche von rund 19.500 Quadratmetern vorgesehen. Die Gebäudehöhe soll rund 60 Meter betragen. Damit wäre das neue Verwaltungs-Hochhaus höher als die meisten benachbarten Gebäude.
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt zeigt sich zufrieden: „Das Rathaus wird mit seinen vielschichtigen Angeboten einen wichtigen Beitrag für die Menschen in Berlin-Mitte leisten“, sagte sie anlässlich der Verkündung des Siegerentwurfes. Ferner heißt es, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen werde das Projekt in Amtshilfe realisieren. Auch Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) befürwortet den Entwurf: „Damit ist nun ein bedeutender Meilenstein erreicht. Er macht das neue Rathaus am Alexanderplatz erstmals konkret vorstellbar.“
Die Entscheidung für den Entwurf scheint nachvollziehbar – nimmt dieser doch gestalterisch Bezug auf die Formensprache der baulichen Umgebung, etwa auf das ehemalige Haus des Reisens und das frühere Haus des Lehrers. Es ist jedoch ein eher zurückhaltendes Statement, das sich dezent in die städtebauliche Umgebung aus DDR-Architektur und moderner Stadtentwicklung einfügt.
Das neue „Rathaus der Zukunft“, wie es von der Senatsverwaltung genannt wird, soll nördlich des Alexanderplatzes entstehen und in unmittelbarer Nähe zum Haus der Statistik, das derzeit saniert und teilweise umgebaut wird. Durch den Einsatz von Holz und recycelten Materialien soll das Gebäude auch in Sachen Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen.
Wie viel soll das neue Rathaus kosten?
Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich 2029 beginnen und bis 2035 abgeschlossen sein. Zu den geplanten Baukosten finden sich unterschiedliche Angaben: Während die Senatsverwaltung von rund 115 Millionen Euro ausgeht, nennen verschiedene Medienberichte Summen von bis zu 180 Millionen Euro.
Der Siegerentwurf für das neue Verwaltungs- und Kulturzentrum wurde mit 158.000 Euro prämiert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will nun mit den Architekten von Atelier Schmelzer Weber einen Bauvertrag aushandeln – eine Entscheidung, die die Wettbewerbsjury einstimmig unterstützte.
Der Architekturwettbewerb wurde europaweit ausgeschrieben. Neben Atelier Schmelzer Weber gingen Preise an cruu architecture GmbH aus Stuttgart und TILLO/KAA – Architecture and Urbanism aus Berlin. Zwei Anerkennungen erhielten ZRS Architekten aus Berlin und die C.F. Møller Deutschland GmbH.
Der weite Weg zum Bebauungsplan
Im Sommer sollen alle Wettbewerbsentwürfe öffentlich ausgestellt werden. Ort und Termin sollen zeitnah bekannt gegeben werden. Schon jetzt wird der Bebauungsplan für das neue Rathaus mit Spannung erwartet – denn Beobachter des Berliner Baugeschehens wissen: Zwischen Wettbewerbsentwurf und gebauter Realität liegen nicht selten Welten.
Denn während der Wettbewerb viele gestalterische Freiheiten erlaubt, setzt der Bebauungsplan verbindliche Rahmenbedingungen wie Gebäudehöhen, Baumassen oder Nutzungsmischung. Abweichungen vom ursprünglichen Entwurf sind daher nicht ausgeschlossen. Erst nach Abschluss des Verfahrens – was spätestens 2027 der Fall ist – wird sich zeigen, wie viel vom Siegerentwurf tatsächlich umgesetzt werden kann.
