Das Grundstück am Müggelseedamm 58 in Friedrichshagen ist von Verfall geprägt. Was aus dem Areal an der Spree in Zukunft werden soll.
Morgenpost vom 22.04.2025 von Philipp Hartmann

Ein verrosteter und zum Teil zugewachsener Zaun umgibt das Grundstück am Müggelseedamm 58 in Friedrichshagen nahe der Badestelle „Kameruner“. Direkt neben dem Wassersportzentrum Berlin mit dem Bootsverleih Spreepoint, dem Hotel Spree-idyll am Yachthafen und dem Sauna-, Wellness- und Fitnessstudio von Spreerelax liegt ein Lost Place , der seit vielen Jahren Rätsel aufgibt.

Besonders fällt auf dem Areal mit Zugang zur Müggelspree das verfallene Gebäude direkt am Müggelseedamm auf. Die Fensterscheiben sind zerstört. Da das Tor offensteht, kann es theoretisch von jedem betreten werden. Im Inneren liegt jede Menge Müll herum, darunter Kanister und Tonnen, alte Autoreifen, Flaschen und Einweggläser, Elektrogeräte und weiterer, nicht näher zu identifizierender Abfall.

Lost Place in Friedrichshagen: Schilder warnen vor Lebensgefahr

Auf mehreren gelben Warnschildern am Grundstückszaun steht dort der Hinweis: „Achtung! Abbrucharbeiten. Betreten der Baustelle verboten! Lebensgefahr!“ Dahinter sind die bröckeligen Reste weiterer Gebäude zu sehen, beschmiert mit bunten Graffiti. In der Ferne sind verkohlte Holzbalken zu erkennen. Offenbar hat es hier mal einen Brand gegeben.

Seltsam erscheinen auch die verbeulten, zum Teil völlig überfüllten Briefkästen neben dem Eingangstor, auf die mehrere Namen mit Edding gekritzelt wurden. Darunter wird auf einem Schild gewarnt, dass hier unberechtigt abgestellte Fahrzeuge kostenpflichtig abgeschleppt werden.

Nach Auskunft des Bezirksamts Treptow-Köpenick befindet sich das Grundstück seit etlichen Jahren in Privateigentum . „Dem Grundstückseigentümer gehörten bis vor einiger Zeit weitere Grundstücke im Bezirk, die er aber nach und nach veräußert hat“, teilt die Behörde auf Morgenpost-Anfrage mit. Der Eigentümer beabsichtigte laut Bezirksamt, auf dem Grundstück Wohnungen zu bauen.

Warum Wohnungsbau am Müggelseedamm nicht mehr möglich ist

Dieses Vorhaben scheiterte jedoch. Der Grund dafür ist nach Bezirksangaben, dass für eine maßvolle Entwicklung des Grundstücks zu Wohnzwecken ein Bebauungsplan erforderlich wäre, da die Flächen sowohl im Flächennutzungsplan Berlin als auch dem Stadtentwicklungsplan Wirtschaft als Gewerbeflächen dargestellt sind. Ein solches Verfahren habe der Grundstückseigentümer aber stets abgelehnt. „Da sich das Bezirksamt nicht als Erfüllungsgehilfe für Bodenspekulation sieht, kamen die Gespräche Ende 2016, also bereits vor Jahren, zum Erliegen“, heißt es in der Stellungnahme.

Dass das Projekt Wohnungsbau auf dem verfallenen Areal in Zukunft noch einmal Fahrt aufnimmt, ist mittlerweile ausgeschlossen. Das liegt daran, dass der Bezirk 2022 ein Wirtschaftsflächenkonzept beschlossen hat. Darin enthalten ist nach umfassender Abstimmung mit dem Senat das Ziel, den Standort am Müggelseedamm als Gewerbefläche wiederzubeleben. „Damit ist die Entwicklung von Wohnen hier keine Option mehr – auch nicht über einen Bebauungsplan, da dies den Planungszielen des Landes entgegensteht“, erklärt das Bezirksamt.

Vereinzelt gebe es Nachfragen zur Bebaubarkeit des Areals. „Hier wird eine Umsetzung nur im Rahmen des gewerblichen Spektrums in Aussicht gestellt“, so die Behörde. Aktuelle Entwicklungsabsichten seien aber nicht bekannt.

So nutzen Anwohner das verfallene Areal mit Zugang zur Müggelspree

Was auf dem Grundstück derzeit vor sich geht, weiß das Bezirksamt nicht. Über die auf den Warnschildern behaupteten laufenden Abbrucharbeiten ist das Amt genauso wenig informiert wie über einen Brand. Zudem liegen weder dem Ordnungsamt noch dem Umwelt- und Naturschutzamt Hinweise zu Vermüllungen vor. Darüber hinaus könne der Zustand der vorhandenen Gebäude nicht eingeschätzt werden. Das liege in der Verantwortung des Grundstückseigentümers, heißt es.

Unklar bleibt auch, ob die Hinterlassenschaften auf dem Grundstück möglicherweise auf frühere Aufenthalte von Obdachlosen zurückzuführen sind. Bislang gab es keine Meldungen zum benannten Grundstück an die Fachstelle Soziale Wohnhilfe Treptow-Köpenick. Der soziale Träger Gangway hat das Grundstück aufgesucht. Nichts würde darauf hindeuten, dass sich dort wohnungslose Personen aufhalten“, informiert das Bezirksamt. Ab und zu hielten sich Bewohner der Unterkunft Haus Charlotte in dem an das Grundstück angrenzenden Wald auf, nicht jedoch auf dem Grundstück selbst.

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Es seien Interviews mit Anwohnern geführt worden, die berichtet hätten, dass das Grundstück der Comer Group gehöre. Insgesamt gebe es drei Zugänge zum Grundstück am Müggelseedamm , doch nur einer sei dauerhaft geöffnet. Anwohner, so teilt das Amt mit, hätten erzählt, dass sie das Areal gelegentlich zum Grillen nutzen oder es überqueren, um zu ihren Booten an der Müggelspree zu gelangen.

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