Newsletter Tagesspiegel 09.04.2025
Liebe Nachbarinnen, liebe Nachbarn,
es ist viel Wasser die Spree heruntergeflossen, seit Berlin vernarrt war in die Idee eines Flussbades. Einige Jahre und Millionen Euro an Förderungen später, scheint das Projekt keine Chance mehr zu haben. Jan Edler, der die Idee in den späten Neunzigerjahren gemeinsam mit seinem Bruder Tim entwickelt hat, will trotzdem nicht aufgeben.
„Durch ein Monitoring wissen wir, dass die Wasserqualität gut ist“, sagt er. Von dem aufwendigen Plan, den Spreekanal entlang der Museumsinsel durch den Bau einer Filteranlage zu einem öffentlichen Flussbad zu machen, ist er mittlerweile abgekommen. Nicht ganz freiwillig. Denn nach anfänglicher Begeisterung hatten sich dem Projekt im Laufe der Zeit immer neue Hürden in den Weg gestellt. Senatsverwaltungen, Gesundheitsamt, Denkmalschützer: Der Gang durch die Behörden war für den Verein nicht zu schaffen.
Das sei aber auch gar nicht notwendig, sagt Edler heute. Im Gespräch mit dem Mitte-Newsletter plädiert er dafür, das Baden in der Spree an einer oder mehrerer Stellen möglich zu machen. Ohne große Umbauten. Über die Jahre seien genügend Daten über die Wasserqualität gesammelt worden. Auf einer App könne durch ein Ampelsystem ganz einfach angezeigt werden, wann der Sprung ins Wasser möglich sei. So werde es in anderen Städten längst gemacht.
Die politische Unterstützung für das Baden in der Spree ist allerdings erlahmt. In der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt winkt man ab. Spreekanal und Spree seien dem Schiffsverkehr gewidmet und daher das Baden nicht erlaubt. Im Gespräch mit dem Mitte-Newsletter sagt Pressesprecherin Petra Nelken aber auch, dass die Wasserqualität an den meisten Tagen gut sei.
Der Flussbad-Verein hat mittlerweile seine Angestellten entlassen und bekommt kaum noch öffentliche Gelder. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, das Projekt erhalte weiterhin hohe Summen. Das ist falsch. Laut Senatsverwaltung für Stadtplanung erhält der Verein 2025 zum letzten Mal 53.000 Euro für die Abwicklung des Projekts. Darüber hinaus wird der Flussbad-Garten ab 2025 bis voraussichtlich 2027 mit 78.000 Euro jährlich als „öffentlicher, grüner Erholungs- und Begegnungsort“ weiterbetrieben.
Flussbad-Aktivist Jan Edler macht trotzdem weiter. Mitte Mai will er mit anderen Flussbad-Fans schwimmend in der Spree demonstrieren. Es ist der Jahrestag des Beschlusses des Berliner Magistrats vom 20. Mai 1925, alle Flussbadeanstalten wegen des damals dreckigen Wassers zu schließen. Damit ist das Baden in der Spree nun seit hundert Jahren nicht mehr möglich.
