Die Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss informiert über neue Pläne für die historische Mitte – und beendet eine lange Diskussion.
Berliner Zeitung vom 07.03.2024 von Ulrich Paul

Als „öde Steinwüste“ wurden sie kritisiert, jetzt sollen die gepflasterten Flächen an der Südseite des neuen Berliner Schlosses begrünt werden. Das kündigte Hans-Dieter Hegner, Vorstandsmitglied der Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss , am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin an.

„Wir wollen erstens Grün haben“, sagte Hegner. Und zwar „nicht nur Rasen, sondern auch Bäume, die Schatten spenden“. Und zweitens solle es auch Wasser geben. Es sei geplant, dass ein neuer Brunnen angelegt werde, so Hegner. An eine Rückkehr des historischen Schlossbrunnens, besser bekannt unter dem Namen Neptunbrunnen, sei aber nicht gedacht, so Hegner. Der Schlossbrunnen, dessen Verlegung an den historischen Platz von Anhängern der Schloss-Rekonstruktion seit Jahren gefordert wird, solle am jetzigen Standort, auf dem Platz vor dem Roten Rathaus, verbleiben.

Wie der neue Brunnen aussehen wird, soll nach Angaben Hegners in einem künstlerischen Wettbewerb entschieden werden. Das sei „mit dem Land Berlin “ verabredet worden. Die Begrünung der Flächen solle vom Büro BBZ Landschaftsarchitekten vorgenommen werden, das schon für die bisherige Gestaltung verantwortlich zeichnete, so Hegner. Dabei sollen auch die Flächen vor dem ehemaligen Staatsratsgebäude und dem Marstall einbezogen werden.

Anlass für den Vor-Ort-Termin am Donnerstag war die Präsentation der rekonstruierten acht Propheten-Statuen. Die jeweils 3,30 Meter hohen und drei Tonnen schweren Figuren gehören zum umfangreichen historischen Ensemble frei stehender Figuren. Es handelt sich um die acht biblischen Propheten Jesaja, Hosea, Zephania, Zacharias, Jonas, Daniel, Jeremias und Hesekiel. Geplant ist, dass die Statuen am 19. März auf die Kuppel-Balustrade gehievt werden. Bis dahin müssen die Steinbildhauer noch letzte Arbeiten erledigen.

Die Anbringung der Kuppelfiguren markiert nach Angaben der Stiftung einen der letzten Schritte der vom Bundestag 2002 beschlossenen Teilrekonstruktion des historischen Gebäudes. Ebenfalls in diesem Jahr will die Stiftung die bereits laufenden Arbeiten zur Rekonstruktion des Durchgangs am Portal 5 des Schlosses, gegenüber dem Berliner Dom, fertigstellen. Im kommenden Jahr sollen die Rekonstruktionsarbeiten mit der Errichtung von Balustradenfiguren auf der Nord- und Südseite des Humboldt-Forums abgeschlossen werden.

Stiftung beklagt stillstehende Baustelle für die Einheitswippe

Der Generalintendant und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss , Hartmut Dorgerloh, nutzte den Vor-Ort-Termin am Donnerstag für eine Kritik an den derzeit ruhenden Arbeiten für das Freiheits- und Einheitsdenkmal. Für die Besucher sei es „ein Ärgernis“, dass es am Humboldt-Forum „so eine große stillstehende Baustelle “ gebe, sagte er. Die Stiftung hoffe „sehr, dass das endlich fertig wird“.

Als Dorgerloh ansetzte, um Freude darüber zu bekunden, dass in diesem Jahr mit dem geplanten Bau der Freitreppe zum Spreekanal begonnen werde, die im Jahr 2026 fertig werden solle, wurde er von seinem Vorstandskollegen Hegner gebremst. Hegner sagte, weil die Baugenehmigung noch nicht vorliege, werde der Bau erst im nächsten Jahr beginnen. Die Fertigstellung verschiebe sich auf das Jahr 2027. Die Freitreppe soll vom Schloßplatz treppenartig zum Spreekanal hinabführen. Bäume sollen dabei vom Schloßplatz aus in Richtung Wasser in die Treppenanlage integriert werden.

Neue Sitzmöbel für den

Außenbereich in Rot und Pink

Herstellung, Transport und Montage der acht Propheten-Statuen kosten laut Hegner 1,2 Millionen Euro und werden aus Spenden beglichen. Wie teuer die übrigen noch ausstehenden Rekonstruktionsarbeiten werden, konnte er noch nicht sagen. Wie berichtet, stammen die 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Schlossfassade aus Spenden; weitere Mittel für sogenannte bauliche Optionen kommen dazu.

Nach einer Debatte um mögliche Spender mit rechtsextremer Gesinnung hat die Stiftung inzwischen ihre Spendenrichtlinie geändert. „Wir wollen bei allen neuen Spenden wissen, wo sie herkommen“, sagte Hartmut Dorgerloh. „Es gibt keine anonymen Spenden mehr.“ Die Gelder, die jetzt verausgabt worden seien, stammten zwar aus der Zeit davor. Die Stiftung habe aber „keine Erkenntnisse“, dass rechtsradikale oder rechtsextreme Spender daran beteiligt gewesen seien.

Unterdessen machen im Außenbereich des Schlosses neue Sitzmöbel auf sich aufmerksam. Rund um das Gebäude werden gerade die ersten Outdoormöbel des Modells Viena aufgestellt, die aus dem Museumsquartier Wien bekannt sind. Sie sollen zum Entspannen, Lesen oder Treffen mit Freunden einladen. Die ersten 30 roten Vienas kommen in diesen Tagen, 30 weitere Möbel in Rosa sollen im Laufe des Frühjahrs folgen.

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