In der Friedrichswerderschen Kiche ist eine neue Dokumentation zum Leben des Universalkünstlers Karl Friedrich Schinkel zu sehen. 
Morgenpost vom 23.11.2023

Er war Designer, Maler, Architekt, Denkmalpfleger, Bühnenbildner und Stadtplaner. Ein ganzer Bezirk wurde nach seinem Denkmal am Kreuzberg benannt. Das Eiserne Kreuz, das er für König Friedrich Wilhelm entwarf, ist heute noch das Erkennungszeichen der Bundeswehr. Preußens erster und einziger Universalkünstler Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) war schon zu Lebenszeiten Kult. Gewohnt hat er in einer 600 Quadratmeter großen Dienstwohnung in der 1962 abgerissenen Bauakademie , einen Steinwurf entfernt vom Alten Museum und der Friedrichwerderschen Kirche, alle drei aus seiner Hand. Damals gehörte es zum guten Ton, einen Schinkel zu Hause zu haben: eine Vase, Kerzenständer, ein Teeservice. Diese Popularisierung war ganz im Sinne des Meisters, der nicht nur an der Schönheit der Dinge interessiert war, sondern auch an ökonomischen und technischen Neuerungen wie serieller Herstellung und kostengünstigen Materialien. 

Deshalb ist die Friedrichwerdersche Kirche ein Ziegelbau. Ziegel konnte überall gebrannt werden, aufwendige Transporte aus entfernten Steinbrüchen waren damit obsolet. Zumal Ziegel ja nicht Ziegel bleiben muss. Im Innern wirkt die Kirche wie aus großen Sandsteinblöcken zusammengesetzt. Schinkel liebte das Spiel mit der Illusion: Die Rippen der Gewölbedecke sind zum Teil gemalt ebenso wie die Ziegelwölbung und die Sandsteinwände.

Die Kirche ist nach den Rissschäden, verursacht durch die neuen Gebäude links und rechts, frisch renoviert und strahlt wie ein funkelndes Juwel. Sie bildet die Hülle für die Dauerausstellung „Ideal und Form“ mit Skulpturen unter anderem von Rauch, Begas, Elisabet Ney und Künstler-Kaiserin Victoria, die mit einer Büste ihrer Schwiegermutter vertreten ist. Im Mittelpunkt stehen die zwei berühmten Prinzessinnen von Schadow. Vorne links aber, nahe am Altar, sind mehrere Standbilder von Schinkel, dessen Züge individueller, jugendlicher und moderner wirken als die seiner Zeitgenossen. 

Nur, Skulptur war das einzige, woran er sich nicht gewagt hatte. Etwas irritierend also diese Auswahl an so einem besonderen Schinkel-Ort. Als man das Museum 1986 als Außenstelle der Alten Nationalgalerie eingerichtet hatte, war man sich dessen bewusst. Auf der Empore hingen deshalb Schautafeln, die Schinkel als Architekten würdigten. Damals wie heute war die Kirche für Gemälde nicht geeignet, sie sind in der Alten Nationalgalerie, das grafische Werk Schinkels mit allein 5000 Blättern im Kupferstichkabinett kann aus konservatorischen Gründen sowieso nicht dauerhaft ausgestellt werden. Um die Enttäuschung der vielen Schinkelfans etwas zu mildern, hat man jetzt auf der Empore einen Rundgang geschaffen, der auf 15 zweisprachigen Tafeln Schinkels Leben und Werk anschaulich näher bringt. Zum Ausruhen stehen übrigens von Schinkel entworfene Eisenstühle bereit. 

Zusätzlich werden im kommenden Jahr „Schinkel Lectures“ veranstaltet, die immer noch aktuelle Aspekte aus Schinkels Werk behandeln, wie nachhaltiges Bauen oder seine Überlegungen zum modernen Wohnen. Für Musikfreunde wird es kombinierte Führungen geben, bei denen sich Kunsthistorikerin und Musiker abwechseln, um so in der besonderen Atmosphäre der Kirche ein einzigartiges Kunsterlebnis aus Musik, Skulptur und Raum zu ermöglichen. 

Friedrichwerdersche Kirche, Werderscher Markt, Mitte. Di.-So. 10-18 Uhr.

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