Tagesspiegel vom 05.09.2023 von Teresa Roelcke

Nachdem der Senat vor zwei Wochen den Rahmenplan für das neue Quartier am Molkenmarkt beschlossen hat, hat sich der Baustadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), gegenüber dem Tagesspiegel zu den Plänen geäußert. Der Rahmenplan formuliere anspruchsvolle Ziele für das Quartier, das sinnbildlich für die Verkehrswende stehe, indem man hier eine Asphaltwüste in ein lebendiges Stadtquartier verwandele.

„Die hohen Anforderungen, die mit dem Rahmenplan an das Quartier gestellt werden, sind natürlich eine Herausforderung für die Erarbeitung des Gestaltungshandbuchs“, sagt Gothe. „Die Maßgabe muss sein, dass hier 50 Prozent geförderter Wohnraum entsteht. Dies darf nicht tangiert werden.“ Das Handbuch soll laut Stadtentwicklungsverwaltung der nächste Schritt in der Planung des Quartiers sein. Je höher die Anforderungen werden, die darin definiert werden, desto schwieriger wird es für die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften als Bauherrinnen, die Planungen umzusetzen.

Es gebe eine „rote Doppellinie“, sagte Gothe dem Tagesspiegel: „Der Verkauf von landeseigenen Flächen kommt nicht infrage. Und das Ziel ist, dass am Molkenmarkt breite Schichten der Bevölkerung wohnen können, nicht die wohlhabende Klientel, die Herr Goebel sich wünscht.“ Damit distanziert sich Gothe von seinem Parteifreund Benedikt Goebel, der zuvor im Tagesspiegel-Interview die Privatisierung der landeseigenen Bauflächen am Molkenmarkt gefordert hatte.

Kontrovers ist auch die Frage, inwiefern das neue Quartier am Molkenmarkt „die Bauwende auch ästhetisch zum Ausdruck bringen“ soll, wie ein Bündnis aus der Initiative Offene Mitte Berlin , der Hermann-Henselmann-Stiftung und des Bündnis’ Klimastadt Berlin 2030 vor wenigen Tagen in einer Pressemitteilung gefordert hatte. Goebel und seine Mitstreiter aus der Stiftung Mitte Berlin wünschen sich dort hingegen eine Altstadt.

Gothe sagte dem Tagesspiegel dazu nun: „Alle ehrgeizigen Architekt:innen würden sagen: Den Bezug zur Geschichte sichtbar zu machen und trotzdem alle Anforderungen der Klimaresilienz zu erfüllen, muss – auch ästhetisch gesehen – kein Widerspruch sein.“

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