Statt Neubau sei Ertüchtigung des alten Bauwerks möglich
Berliner Morgenpost vom 06.05.2022 von Jessica Hanack

Bei den Plänen für die Neubauten der Mühlendammbrücke und der Neuen Gertraudenbrücke in Mitte stören sich Anwohner daran, dass die Breite der Bauwerke unverändert bleiben und lediglich der Querschnitt angepasst werden soll, wenn der Kfz- Verkehr abnimmt. Zwar hatte die Mobilitätsverwaltung angekündigt, dass bei der Neuen Gertraudenbrücke in einem Wettbewerb Entwürfe begrüßt werden sollen, die einen Rückbau und eine schmalere Brücke vorsehen. Initiativen werben aber dafür, die Mühlendammbrücke schmaler zu bauen – und im Fall der Neuen Gertraudenbrücke auf einen Neubau zu verzichten. Stattdessen solle die Alte Gertraudenbrücke ertüchtigt werden.

Mühlendammbrücke soll schmaler gebaut werden

Die Idee des Bündnisses sieht für die Mühlendammbrücke vor, statt zwei Fahrspuren für den Kfz- Verkehr einen überbreiten Fahrstreifen zu schaffen. Dieser sei genauso leistungsfähig wie zwei einzelne Spuren, zumindest wenn kein übermäßig hoher Lkw- Verkehr herrsche, erklärte Stefan Lehmkühler von Changing Cities. „Es ist keine Anti-Auto- Planung.“ Die Brücke ließe sich so aber 2,50 Meter schmaler bauen.

Weiterer Platz soll dadurch gespart werden, dass die Busse, bis die Straßenbahn in Betrieb geht, deren frei gehaltene Trasse nutzen. Sobald die Tramstrecke gebaut ist, ist entlang der Strecke kein Busverkehr mehr vorgesehen. Statt zwei 4,75 Meter breiten Spuren, die zu Beginn von Bussen und Fahrrädern genutzt werden, müssten so nur Radwege eingeplant werden. Mit weiteren kleineren Anpassungen könnte die Brücke rund zehn Meter schmaler werden als derzeit vom Land geplant, also statt gut 41 Meter nur rund 31 Meter Platz einnehmen. Dadurch ließen sich erhebliche Kosten sparen, so Lehmkühler.

Weiter gehen die Pläne bei der Alten Gertraudenbrücke. Das denkmalgeschützte Bauwerk , das zurzeit von Fußgängern genutzt wird, soll durch eine Sanierung und Verstärkung in die Lage versetzt werden, die Straßenbahntrasse aufzunehmen, außerdem einen überbreiten Fahrstreifen in eine Richtung und eine normale Pkw-Spur in die andere Richtung. Solange der Autoverkehr eine weitere Fahrspur nötig macht, soll ein Teil der bisherigen Neuen Gertraudenbrücke erhalten werden. Verringert sich der Verkehr, wird auch dieser Teil abgerissen. Ein Entwurf des AIV schlägt alternativ eine Erweiterung der Alten Gertraudenbrücke vor, sodass diese eine zweite überbreite Spur und zusätzliche Rad- und Gehwege aufnehmen könnte. Der mit 40 Millionen Euro kalkulierte Neubau der Neuen Gertraudenbrücke würde in beiden Varianten überflüssig.

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