Tagesspiegel vom 21.04.2022 - von Ralf Schönball

Damit hatte Bernd Albers nicht gerechnet: Sein Entwurf für die Neugestaltung des Molkenmarktes im Zentrum Berlins wurde zu einem von zwei Siegern gekürt. Dabei war Albers, für den Architektur überhaupt nur dann als solche galt, wenn sie „Erinnerung an frühere Architekturen ermöglicht“, geradezu berufen für diese Reparatur Berlins an dessen historischem Kern. Verwirklichen kann er sein liebstes Projekt nun nicht mehr. Im Alter von nur 64 Jahren ist der Hochschulprofessor und Leiter des nach ihm benannten Büros an einer schweren Krankheit gestorben.

Humor und Neugierde nennt die Partnerin des nun von Silvia Malcovati weitergeführten Büros als Albers’ Markenzeichen – sowie Ernsthaftigkeit in der Sache. Frühere Überzeugungen gab er auch mal auf, wenn die Debatte ihn oder den baukulturellen Diskurs widerlegten. Korrekturen sind die Lehren, die jeder für sich aus der Geschichte ziehen kann.

Seinen Respekt für die gebaute Geschichte stellte er in Frankfurts Altstadt unter Beweis, die er zusammen mit anderen Architekten rekonstruieren durfte. Historisierend wie die Patzschke-Brüder war er nicht. Auch wenn Albers in Neubauten wie dem an der Mühlenstraße den traditionellen Dreiklang aus Sockel, Obergeschoss und Dach aufnimmt und durch Erker in der Art des frühen 20. Jahrhunderts die Monotonie durchbricht. Stilvoll ist das und nicht stilisierend – seriöse Architektur halt.

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