Investoren sollen Ruine retten. Pankow droht schwerer Verlust
Berliner Morgenpost vom 05.04.2022 - Von Thomas Schubert 

Es galt als abgemacht: Mit der Ruine des Kinderkrankenhauses Weißensee sollte das Bezirksamt Pankow eines seiner dringlichsten Probleme lösen. Gerade hatte man den Plan für eine neue Gemeinschaftsschule auf dem Gelände in der stark wachsenden Schulregion mit einer Studie bestätigt, da droht der komplette Verlust des Grundstücks. Wie Pankows Baustadträtin Rona Tietje (SPD) nun mitteilt, soll ein Verkauf der Fläche mit dem verfallenen Denkmal eingeleitet worden sein.

Das Grundstück gehe nach einer Rückübertragung der Immobilie 2018 durch insolvente Investoren an das Land Berlin wohl wieder in die Vermarktung. Bei der Senatsfinanzverwaltung und dem Berliner Immobilienmanagement (BIM), das landeseigenen Besitz verwaltet, wolle man sich überraschend von dem Areal trennen, so Tietje. Bei einem Verkauf läge das Schicksal der früheren Klinik dann erneut in den Händen von Privatinvestoren.

Baustadträtin spricht von „sehr großer Irritation“

„Diese Nachricht hat sehr große Irritation ausgelöst. Denn der Bedarf für eine Schule an diesem Standort war mehrfach bestätigt. Und das Projekt steht sogar im Investitionsprogramm des Abgeordnetenhauses“, nennt sie die Vereinbarungen, die Sicherheit geben sollten.

Grund für die Planänderung: Schon jetzt sind dem Land durch die Sicherung der Ruine hohe Kosten entstanden. Auch die Herrichtung einer Gemeinschaftsschule unter den Gegebenheiten des Denkmalschutzes könnte sich als zu teuer erweisen. Zuletzt ereigneten sich an den ab 1911 erbauten Gebäuden mehrere Brände. Schließlich musste die BIM eine Notbedachung errichten , um den völligen Verfall zu verhindern. Doch trotz der mutmaßlich durch Brandstiftung herbeigeführten Schäden galt die Schulnutzung über Jahre hinweg als einziges realistisches Szenario.

Details über die Verkaufspläne waren vom Immobilienmanagement am Montag nicht zu erfahren. Man wolle die Bekanntgabe der wahrscheinlichen Veräußerung durch das Bezirksamt nicht kommentieren, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Es sei bislang keine Entscheidung getroffen worden, hieß es lediglich.

Unterdessen will nicht nur Rona Tietje alles daransetzen, das Abstoßen des Objekts an Investoren zu verhindern. In einem Protestbrief wird sie sich mit Bezirksbürgermeister Sören Benn und Schulstadträtin Dominique Krössin (beide Linke) an mehrere Adressen wenden – darunter auch an die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt. Es drohe ein Verlust, der kaum aufzuwiegen sein könnte, warnt Tietje. „Unter den neu geplanten Schulstandorten in Pankow war das Kinderkrankenhaus derjenige, der am leichtesten entwickelt werden kann.“

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