BZ vom 17.03.2022 von Gunnar Schupelius

Die Straße Unter den Linden soll zwischen Brandenburger Tor und Staatsoper vollkommen neu gestaltet werden. Darüber wurde schon berichtet. Jetzt aber wird deutlich, welchen zeitlichen und finanziellen Umfang dieser Plan beinhaltet. Der Umbau der Fahrbahnen und Gehwege wird drei Jahre dauern und 25 Millionen Euro kosten. So erklärte es der Senat auf Anfrage.

Der berühmte Straßenzug soll einerseits schöner werden und andererseits "den Anforderungen aus dem Klimawandel Rechnung tragen". Damit ist gemeint, dass die Autofahrer weniger Platz erhalten und Fahrräder, Busse und Fußgänger dafür mehr.

"Konkrete Planungen, Abstimmungen und Gespräche dazu werden voraussichtlich in diesem Jahr begonnen", sagte uns der Sprecher der Verkehrssenatorin Jarasch, Jan Thomsen.

Seit Herbst 2021 wird Unter den Linden bereits der Straßenbelag erneuert. Nur noch eine Fahrspur bleibt für den motorisierten Individualverkehr übrig, Busse und Fahrräder bekommen je einen eigenen Streifen.

Es geht langsam voran. Große Teile der Straße sind abgesperrt. Wie immer in Berlin wird wenig gearbeitet, es kommt täglich zum Stau.

Wenn dieser Ärger vorüber ist, wird aber nur eine Zwischenlösung erreicht sein. Der eigentliche Umbau beginnt erst später, dann wird wieder neu abgesperrt.

Wie soll die Straße aussehen? Es gibt mehrere Entwürfe. Alle sehen einen breiteren Mittelstreifen, breitere Fußwege und je eine Fahrspur für Autos, Busse und Fahrräder vor.

In einem der Entwürfe sieht man sogar noch zwei weitere Mittelstreifen, die jeweils zwischen den Rad- und Busspuren angelegt werden.

In jedem Falle handelt es sich um eine Luxussanierung. Die Straße soll das perfekte Aushängeschild der ökologischen Stadtgestaltung werden.

Das wird sicherlich hübsch aussehen, aber ist diese Umgestaltung eigentlich sinnvoll und haben wir das Geld übrig? Bei näherem Hinsehen haben wir es nicht übrig und Platz genug für Fußgänger, Radfahrer und Busse gibt es auch jetzt schon.

Genau genommen gibt es gar keine Straße in Berlin, die mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmer gleichzeitig bieten könnte als Unter den Linden . Seitdem die U-Bahn-Linie 5 untendrunter verkehrt, wird oben weniger Platz für Busse gebraucht. Und abgesehen von den Kosten und dem Sinn und Zweck der Umgestaltung würden wir die Straße gerne endlich wieder im Normalzustand genießen.

Das war tatsächlich schon lange nicht mehr möglich: Acht Jahre, von April 2012 bis Dezember 2020, glich der Abschnitt zwischen Brandenburger Tor und Charlottenstraße wegen der Verlängerung der U 5 einer einzigen Sandwüste mit Baucontainern und schmutzigen Zäunen.

Unter den Linden wurde lange genug gebuddelt. Noch eine Baustelle brauchen wir dort nicht. Wenn der Mittelstreifen besser gepflegt und bepflanzt werden würde, wäre die Straße auch jetzt schon schön genug.

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