Pressemitteilung der Gesllschaft Historisches Berlin e.V.
Berlin, den 29.09.2021

Der ab 1987 mit 1.072 Wohnungen als größtes Siedlungsprojekt der DDR im historischen Zentrum Ost-Berlins errichtete Gebäudekomplex wurde vom Landesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. Begründet wird die Unterschutzstellung mit dem Interesse der Allgemeinheit am Erhalt des Wohnquartiers an der Wilhelmstraße wegen seiner geschichtlichen, architekturhistorischen und städtebaulichen Bedeutung.
Große Teile der Zevilgesellschaft bestreiten das Interesse der Allgemeinheit.
Das Amt entspricht politischen Stimmen insbesondere der SED-Nachfolgeorganisationen, die für die Erhaltung eines Plattenbauten „Ensembles“ plädieren, dass tatsächlich aber lediglich als fragmentarischer Rumpf eines „Neubau-Wohnkomplexes“ existiert.

Die „Edel-Platten“– von Berlinern so genannt wegen der Bewohner - vornehmlich politische, kulturelle und gesellschaftliche Eliten des DDR-Systems- und auch wegen der fortschrittlicheren Plattenbautechnik – waren ein später Versuch der DDR, das Todesstreifengelände zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz städtebaulich aufzuwerten. Das vom Architekten Stingl geplante Ensemble wurde nie vollendet.
An der Wilhelmstraße wird deutlich, dass Bauwerkserhaltung immer etwas mit Bruch und Kontinuität von Tradition zu tun hat. Es ist erneut die Frage zu stellen, ob die Wahrung einer DDR-Tradition, die nicht nur in Mauerbau, Todesstreifen und Edelplatten versteinerte, durch Bauwerkserhaltung kulturell, politisch und wirtschaftlich zu wünschen ist.

Ein politischer und gesellschaftlicher Konsens für die Entwicklung der Quartiere an der Wilhelmstraße steht aus. Leider stellte jetzt der Landeskonservator übereilt die Plattenbauten unter Denkmalschutz. Eine fatale Fehlentscheidung an einem bedeutenden Ort Deutscher Geschichte!

Gerhard Hoya

Vorstandsvorsitzender der
Gesellschaft Historisches Berlin e. V.