Berlin, den 22.02.2021

Die Zerstörungspolitik in Bezug auf die historische Bausubstanz offenbarte sich erst nach dem Fall der Mauer in vollem Ausmaß. In der historischen Mitte Berlins hatte man auf Befehl Walter Ulbrichts die Altstadt abgerissen. Es folgte die sozialistische Stadtplanung, die auf den Prinzipien der städtebaulichen Moderne beruhte, deren Leitbilder 1933 in der Charta von Athen festgehalten wurden. Diese beinhalteten nicht nur die Ablehnung der dichten gründerzeitlichen Stadt, sondern einen radikalen Bruch mit allen städtebaulichen Traditionen.

Die Verknüpfung der Lebenswege von Architekten und der politischen Führung ermöglichten den direkten Einfluss der Politiker auf die Architekten. Wie sehr ideologische, gesellschaftspolitische Positionen des neuen Staates dabei die Architekten und Städteplaner zu erfüllungsorientierten "Technischen Offizieren" der Fünfjahrespläne machte, zeigen viele Stadtquartiere aus den 60er bis 80er Jahren. Nach der Wiedervereinigung unterstützte der Bund mit Förderprogrammen und hohem finanziellem Aufwendungen die städtebauliche Aufwertung in benachteiligten Stadt- und Ortsteilen, die in sozialistischen Stadtplanungszeiten erbaut wurden. Zur gleichen Zeit stellt das Berliner Landesdenkmalamt die Freifläche zwischen Fernsehturm und Spandauer Straße unter Denkmalschutz. Die politische Linke setzte sich mit ihrer Forderung durch, die Freifläche aus dem Planwerk Innenstadt herauszunehmen und zu einem DDR-Museum des sozialistischen Städtebaus zu erklären. Wichtige Vorhaben scheitern.

Nun hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen einen Wettbewerb zur „Freiraumgestaltung des Rathaus- und Marx-Engels-Forums “ausgeschrieben. Durch die Neugestaltung des Freiraums und des Schlossumfeldes gibt es nun die Möglichkeit in Berlins historischer Mitte den Brunnen wieder an seinen ursprünglichen Platz zu versetzen. Jedoch sieht das der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen veröffentliche Auslobungstext nicht vor und spricht de facto ein Verbot aus, die Umsetzung des Brunnens vorzuschlagen. Das Verbot soll die Diskussion um die Brunnen-Umsetzung beenden. Die Bürger lehnen Denkverbote ab. Die Diskussion um die Brunnen-Umsetzung wird die Zivilgesellschaft jetzt erst recht fortführen.

Gerhard Hoya

Vorstandsvorsitzender der
Gesellschaft Historisches Berlin e. V.