Berlin, 13.05.2019 - Gemeinsame Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Historischen Bürgervereine Berlin Nr. 5 zur Diskussion um das Flussbad

Für die Planung und den Bau der ersten Freitreppe an der Schlossfreiheit werden aus Mitteln des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ und des Senats 6,4 Millionen Euro bereitgestellt. Die Freitreppe soll dem Flussbad als Wasserzugang dienen. Die Treppe ist der erste Schritt zur Realisierung des Projekts „Flussbad Berlin“. Die 38 Meter breite Sitzstufenanlage am sonnigen Südwestufer führt vom Humboldt Forum zum Spreekanal, in dem nach den Plänen des Vereins Flussbad schon bald das Schwimmen im Spreewasser möglich sein soll.

 

Wir – die Arbeitsgemeinschaft der Historischen Bürgervereine Berlin – halten das Projekt an dieser Stelle für deplatziert. Ein 1000 Meter langes Flussbad im Spreekanal braucht Berlin nicht. Es gibt viele schöne Badestellen innerhalb und außerhalb von Berlin. Die Mitte ist kein Ort, um eine Badeanstalt einzurichten.

Wir sehen in einem Flussbad eine Gefahr für das Umfeld. Das Flussufer ist im Wesentlichen im Krieg nicht zerstört worden. Wenn man das Projekt wirklich an der vorgesehenen Stelle realisieren will, werden in weiten Bereichen die Ufermauern des Kupfergrabens zerstört.

Auch hat das Konsequenzen für das ganze Umfeld. Man braucht Umkleidekabinen, Toiletten, Liegewiesen und Wasserzugänge. Dadurch würde der Charakter des Ortes verändert. Eine Stadt lebt davon, dass es Räume gibt, die einen besonderen Charakter haben. Das sind in der Mitte der Städte oftmals Orte mit kultureller Bedeutung, die Ruhe und Konzentration ausstrahlen.
Die Errichtung eines Flussbades führt zur „Eventisierung" der historischen Mitte.

Die in den Vordergrund gestellten ökologischen Überlegungen haben hintenan gestellt zu werden. Die Analysetätigkeiten haben bisher kein verwertbares Ergebnis gebracht. Die Fördermittel in Höhe von
€ 4,6 Mill. aus Steuergeldern sind verloren. Um die Wasserqualität des Flusses und des Seitenkanals nachhaltig zu verbessern, ist dringend ein Umbau der vorhandenen, veralteten Mischwasser-kanalisation erforderlich. Nur wenn durch bauliche Maßnahmen die Einleitung von verschmutztem Regenwasser verhindert wird, ist eine Reinhaltung des Spreewassers möglich.

Die Geldgeber des Flussbad-Projekts sollten endlich dem Steuerzahler darüber Auskunft geben, wie eine solche Idee eine Förderung von über 10 Mio. Euro aus öffentlichen Mitteln erhalten kann, ohne dass eine Prüfung seiner Verträglichkeit mit dem Welterbestatus der Museumsinsel durch die UNESCO veranlasst wurde, wie sie nach Art. 172 der Durchführungsbestimmungen zur Welterbekonvention erforderlich ist.
Eine Prüfung ist umgehend nachzuholen und das Flussbadprojekt bis dahin auszusetzen, um weiteren möglichen Schaden von der öffentlichen Hand abzuwenden.