Gesellschaft Historisches Berlin e.V. - AKTUELL

AUSGABE 2019 - NR. 02 - Berlin, den 18.02.2019

Rückblick

Das Elend mit den Spreeterrassen – Rendering vs. Realität

„Elegant in seiner Zurückhaltung und erfrischend schlicht“ setzt sich der Neue Ostflügel von der nachgebildeten Fassade des Berliner Stadtschlosses, aka. Humboldforums, ab. So oder so ähnlich mag wohl so mancher den Entwurf von  Franco Stella empfinden, der den aus der Renaissance stammenden- und so auch vorher stilistisch im Kontrast zum Rest der Schlüter’schen Schlossfassade stehenden - Flügels ersetzt.

Der Entwurf zu den Spreeterrassen, der in vermeintlich barocker Formsprache, eine (fast symmetrische) aufeinander zulaufende Treppe und eine Rampe vorsieht, die sich in belangloser Inszenierung irgendwie zentral unter der Fassade des Humboldforums, am Ufer der Spree treffen, schien hier als passende landschaftarchitektonische Ergänzung zu fungieren. Am Rande dann noch eine breite Treppe, die direkt von der Karl-Liebknecht-Brücke auf die Promenade führt, welche man dann gefühlte hundert Meter lang laufen- und anschließend wieder verlassen darf.

OstfassadeMan möchte hinterfragen wie der Entwurfprozess von BBZ Landschaftsarchitekten, die hier den Zuschlag erhalten haben, von statten gegangen sein mag? Man hat wohl mal im Zusammenhang mit den Wörtern „Barock“ und „Schloss“ das Wort „symmetrisch“ aufgeschnappt, womit dann schon die Grundgestalt dieser Außenanlage geboren war. Diejenigen, die hierfür gestimmt haben, verfügten wohl über ein ähnlich weit (kurz) reichendes Assoziationsspektrum, was historische Stadträume angeht.

Diese zynische Unterstellung gewinnt an Farbe, wenn man sich mit der nicht vorhandenen Spannung des Außenraumes, der Lustlosigkeit im Umgang mit Akzentuierungen und der unsinnigen Raumführungen dieser Planung auseinandersetzt. Doch was soll das Geplänkel im nachhinein. Die Schlacht ist von jemand gewonnen und so mag man es nun dabei belassen, schließlich sind Terrassen da! Mit herrlichem Blick auf den Berliner Dom und vor allem auf die namensgebende Spree (!) – Es wird dort also mit Sicherheit ein einmalig schönes Kleinod zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Schlossplatz entstehen.
Doch spricht hier nur die computeranimierte Vorstellung zu uns. Denn diese versucht elegant über geltende Bauverordnungen hinwegzutäuschen.
Die Bauarbeiten schreiten voran und offenbaren uns nun die wahre Begebenheit vor Ort: Brüstungsmauern aus massiven Beton in verordnungsrichtiger Höhe von 1,10m! Wer hier zwei Meter entfernt an einem Tisch sitzt, kann nur anhand der berühmten Berliner (Kanal-) Luft die Spree erahnen. Nun mag man sagen, dass eine solche Kleinigkeit es nicht wert sei sich darüber zu beschweren. Letztendlich kann man sich ja an die Mauer lehnen und so über die Spree blicken. Doch geht es hier doch vor allem um das suggerieren von Raumgefühl, welches hier nicht eingehalten werden kann und auch nie eingehalten werden konnte.

Entwürfe verzaubern hier und dort, mit dem Versprechen nach Aufenthaltsqualität die so nie vorhanden sein wird. Auch der Geschäftsführer des „Fördervereins Berliner Schlosses e.V.“ Wilhelm von Boddien ist empört. So forderte er „die Mauer müsse weg“, bzw. wenigstens gekürzt und mit Metallgeländern der animierten Vorstellung näher gebracht werden*.
Eine Forderung der sich auch die GHB anschließen möchte, wobei wir es doch vor allem bevorzugen würden, in Zukunft realistische Animationen von geplanten Bauprojekten zu erhalten.

Ein Produkt muss verkauft werden, das wissen wir, doch Perspektiven aus Regenrinnen, die einem sagen wollen, „so werden Sie demnächst das Gebäude vom Bürgersteig aus erleben“ (z.B. James-Simon-Galerie) Gigantische Glasfassaden die im Bild schmeichlerisch transparent dargestellt sind - in Realität, aber mehr Massivität als Beton besitzen oder eben Bauelemente, die nötig aber nicht schön sind, gaukeln uns Räume vor, die wir nie zu Gesicht bekommen werden – Letztendlich liegt doch gerade die Hohe Kunst der Architektur darin, die Qualität vom Papier in die Realität zu holen, eine Vortäuschung falscher Gegebenheiten ist letztlich nur ein (Armuts-) Zeugnis der eigene Unfähigkeit.

*23. Januar 2019 - Berliner Morgenpost - „Schloss-Förderer von Boddien sauer: „Die Mauer muss weg!“




Veranstaltungen

Vorträge und Termine der GHB
Die Führungen und Vorträge sind für alle Mitglieder kostenfrei; Nichtmitglieder werden gebeten, eine Spende zu leisten.


181205 08 VeranstaltungenMittwoch 27. März 2019, 19.00 Uhr
Vortrag Wilhelmstraße
VORTRAG: Dipl.-Ing. Horst Peter Serwene
Ort: Im kleinen Säulensaal der ZLB, Breitestraße 30-36, 10178 Berlin-Mitte (Alter Marstall)

Entstanden ist die Wilhelmstr. im Zuge der Stadterweiterung (Friedrichstadt). Entlang der Wilhelmstr. entstanden viele Palais ( z.B. Palais Schulenburg, Palais Schwerin u.a. ), die im 19. Jahrhundert wichtige Ministerien des Königreichs Preußen aufnahmen. Nach der Reichsgründung 1871 folgten die Regierungsbauten des Deutschen Reiches. Auch das NS-Regime richtete ihre Schaltzentrale an der Wilhelmstr. ein.

Durch den 2. Weltkrieg wurden viele Gebäude schwer beschädigt und dann abgerissen. Die DDR errichtete zwischen Beeren- und Vossstr. Wohn- und Geschäftsbauten. Nach 1990 wurden einige Ministerien in die Wilhelmstr. verlegt, aber ihre historische Bedeutung als Regierungsstr. hat sie verloren.


181205 08 Veranstaltungen19. Mai 2019, 11:00 Uhr
Führung Wilhelmstraße / Wilhelmplatz
Dipl.-Ing. Horst Peter Serwene
im Zusammenhang mit dem Vortrag im März
Treffpunkt: Hotel Adlon / Wilhelmstraße

Die Wilhelmstraße war die Regierungsstraße Preußens und des Deutschen Reiches. Durch Krieg und Abriss hat sie heute ihre Bedeutung verloren. Entlang der „Geschichtsmeile“ können wir einen historischen Vergleich ziehen.

 



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Aktuelle Presse Januar 2019

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Gerhard Hoya - Vorstandsvorsitzender
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