Leserbrief von Dr. Heide Ellerbrock, 17.11.2025
Zum Thema Molkenmarkt / Baudirektorin Frau Prof. Kahlfeldt

In einem persönlichen Brief an Frau Kahlfeldt am 10.11. bäume ich mich gegen diese geplante, geschichtslose Bauweise auf dem Molkenmarkt auf. Wir machen zu allen möglichen Problemen Umfragen, warum nicht die Berliner auch zur Bebauung unseres Innenstadtplätzchens befragen? Als Berlinerin tut es mir sehr weh wie geschichtsvergessen wir hier handeln. Andere Städte gehen mit ihrer Historie viel liebevoller um, Dresden, Frankfurt a.M., Leipzig, Potsdam etc..Das Nachempfinden alter Straßenzüge, durch Leitbauten, Rekonstruktionen könnte von der Vergangenheit in die Zukunft weisen, unter Verwendung neuer Energiequellen und zeitgemäßer Baumaterialien. Frau Kahlfeldt hat an vielen o.g. Orten, die mit ihren Rekonstruktionen zu Anziehungspunkten in ihren Städten geworden sind, mitgewirkt. Warum verlässt sie uns Berliner in dieser Planung?

Wir mussten schon -von einem Niederländer konzipiert- "BERLIN GLOBAL" im Humboldt Forum ertragen, der von der Berliner Individualität, Modewelt, Berliner Seele wenig verstand.
Welche Geschichten ließen sich auf dem Molkenmarkt zur Zorn´schen Apotheke erzählen mit dem Lehrling Johann Friedrich Böttger, der in der Apotheke als Alchemist Gold herstellen sollte. Stattdessen entwickelte er einen anderen kostbaren Stoff. Er überführte diese Erfindung in den Produktionsprozess und war der Gründungsadministrator der Porzellanmanufaktur Meissen.

An den Molkenmarkt gehört ein Haus, das an die Apotheke, die Erfindung und die spätere Porzellanmanufaktur in Meissen erinnert, die sich an anderen Orten in Berlin präsentieren muss. Warum nicht auf städtischem Grund durch Erbpachtverträge privat etwas errichtet lassen? Ist das verwerflich?

In Ihrer Tageszeitung schreibt Udo Badelt am 16.08.2011: Was ist nach den Grabungen am Molkenmarkt geplant: "Danach soll die Grunerstraße nach Planungen des Senats verschwenkt werden und der Jüdenhof wiederentstehen – auf Grundlage des historischen Stadtgrundrisses. „Wir haben hier die Chance, die Vergangenheit produktiv zu machen und eine Brücke vom Mittelalter ins 21. Jahrhundert zu schlagen…"
Frau Kahlfeldt: Was haben Sie aus dem Versprechen gemacht?

Der Jüdenhof, in vergangenen Zeiten errichtet, könnte in der Rekonstruktion die Geschichten aus unserer Zeit erzählen! Warum nicht diese kleinen Häuser mit ihren Gewerben und ihren Familiengeschichten - auch wieder privat auf Erbpacht- errichten lassen? Ein Haus, mit privaten Geldern finanziert, entsteht gerade, das "House of One“auf dem Petriplatz.

Es fänden sich sicherlich Stiftungen, Vereine, usw. die diese Rekonstruktionen auf historischem Boden mit Ihnen, Frau Kahlfeldt, realisieren könnten. Wir verschleudern den Ort, die Wiege unserer Stadt und damit den Blick in ihre Entwicklung über Jahrhunderte.

Die sozialen Wohnungen, die sie ohne Zweifel errichten müssen, lassen sich bestens in die Neuverträge mit den Hochhäusern auf dem Alex einbinden, weil Sie, Frau Kahlfeldt, z.B. durch die Insolvenz von Sigma, nicht mehr an die Altverträge gebunden sind. Warum sind die Politiker hier nicht initiativ geworden? Freie Büroflächen, die dort entstehen sollen, haben wir genug!
gez. Ihre Leserin Dr. Heide Ellerbrock

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