Leserbrief von Gerhard Hoya, Berlin, 01.09.2025
Zum Artikel vom 28.08.2025 „Braucht Berlin eine neue Altstadt“ in der Zeit

Sehr geehrte Redaktion,

Frau Kahlfeld erinnert an die Verlegung der autobahnähnlichen Straße ohne zu erwähnen, dass dies eine erste Maßnahme im Rahmen des Planwerkes Innenstadt war. Planungsziel ist die Stadtreparatur. In den zurückliegenden 25 Jahren wurde ein großer Teil dieser Ziele auf Initiative linker Ideologen aufgegeben. Kernmerkmale der linken Ideologie sind Gleichheit und Gleichwertigkeit -auch im Wohnungsbau.
Frau Kahlfeld empfiehlt die Realityshow einzuschalten und nicht das Wünsch-dir-was-Programm.

Leider hat sie nicht von der Betrachtung der Realityshow mit offenen Augen gesprochen. Hier einige Beispiele aus der Show mit offenen Augen: Behinderung des Autobahnbaus und somit keine Reduzierung des Durchgangsverkehrs und keine Verringerung der Durchgangsstraßenbreite. Bebauungspläne weisen Keine kleinteilige Parzellierung aus. Vergabe der Bauaufträge ausschließlich an Städtische Wohnungsbaugesellschaften mit der Auflage, Wohnungen zu günstigen Kaltmieten zwischen 7 und 11,20 Euro anzubieten und damit Verzicht auf Vielfalt. Architektenwettbewerbe ergeben banale Gestaltungen, auch wegen der Zusammensetzung der ausgewählten Jury-Mitglieder. Erinnerungen an die Geschichte des Ortes fehlen.

Jüngste Beispiele der Realityshow sind Wohnungsbauten der Wohnungsbaugesellschaften, wie auf der Fischerinsel von WBM mit blrm Architekt*innen GmbH, und teilweise Entwürfe von Preisrichtern des derzeitigen Molkenmarktwettbewerbes, wie z. B. Wohnprojekt „Pure“ von Architektin Julia Tophof in der Mühlenstraße 20-23. Diese Beispiele geben einen Hinweis, welche maßstabslose Raster-Architektur von den beauftragten Architekten vorgelegt wird und uns vom Preisgericht prämiert werden. Im Gegensatz zu Frau Kahlfeld glaubt die Mehrheit der Bürger nicht mehr an eine Vielfalt in der Architektur und hat das Europaviertel Frankfurt a. M. und die Europacity Berlin vor Augen. Offensichtlich hat sich Frau Kahlfeld von der Idee der Notwendigkeit der Stadtreparatur verabschiedet.

Viele Grüße
G. Hoya

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