Hamburg-Altona, 24.06.2023 von Katrinka Delattre an den Tagesspiegel

Walter Ulbricht Ende der 40er Jahre: Hätte Hitler nicht die jüdischen Kapitalisten enteignet, so hätten wir es getan.

Sehr geehrte Redaktion,

im o.g. Beitrag zitierte - in der Überschrift besonders hervorgehoben - Teresa Roelcke einen "aktiven Teilnehmer". "Und Marx hat einmal gesagt, man soll die Erde den Nachkommen verbessert hinterlassen".
Ein bisschen Neid auf vermeintliche "Reiche" und populistische Parolen verkaufen sich in Berlin besonders gut. Meiner Auffassung nach bedient der "aktive Teilnehmer" schlicht alte Klischees. In Kenntnis der Gewaltgeschichte des 20 Jahrhunderts sollte die Frage, ob der "Klassenkampf", Klassenhass den Nachkommen eine verbesserte Erde hinterlassen hat, mit einem eindeutigen "Nein" beantwortet sein.

Mit dem Narrativ von der Finanzelite - laut SED-Sprech gehörten auch die jüdischen Berliner*innen aus dem Bürgertum dazu -, die allein für Krieg und Faschismus verantwortlich sei, beförderte die DDR eine Täter-Opfer-Umkehr. Jene Erzählung scheint in nicht wenigen Köpfen bis heute zu wirken. So zu tun, als ob in der historischen Mitte von Berlin nie etwas gestanden hätte - "es ist eine Oase, die wir dringend brauchen und entwickeln müssen - verdeutlicht dies in einer m.E. zynischen Sprache.