Gesellschaft Historisches Berlin e.V. - AKTUELL

AUSGABE 2021 - NR. 03 - Berlin, den 25.06.2021

Rückblick

Die Ergebnisse des „Zweiphasigen Landschaftsplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb für die Freiraum­gestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum“ liegen seit dem 22. April vor. Von ca. 50 abgegebenen Entwürfen wurden 21 vom Senat ausgewählte Entwürfe in einer digitalen Ausstellung für wenige Stunden gezeigt. Länger sollte sich der Bürger mit der Gestaltung des zentralen Ortes vor dem Roten Rathaus nicht beschäftigen. Wer weiß, welche Ideen die Bürger ohne Einflussnahme des Senats in einer von ihm nicht gesteuerten Veranstaltung entwickeln.

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Bild links: Entwurf 1356 - Bild rechts: Entwurf 1353

Dieser Entwurf und die weiteren 20 ausgewählten Entwürfe gleichen den Entwürfen für Bundesgartenschauen. Er­inn­erungen an die Geschichte des Ortes sind kaum zu finden. Auch die historischen Wegbeziehungen werden nicht aufgenommen. Dafür sperren die meisten Landschaftsarchitekten die Spandauer Straße und die K.-Liebknecht-Str. in Richtung Alex. Der Schlossbrunnen verbleibt an seinem jetzigen Ort und erhält als Nachbarn einen VolleySpielplatz.

Sind diese Entwürfe für die Gestaltung der Zukunft geeignet? Oder überlassen wir die Gestaltung dieses wichtigen historischen Ortes der nächsten Generation?

Das Umfeld des Schlosses ist bis auf eine kleine Teilfläche im Westen fertig gestellt. Eine leere, öde Steinwüste. Schweres Baugerät reißt einen Teil der Ufermauer des Spreekanals ab. Riesige Löcher in der Gewölbedecke des Na­tionaldenkmals geben Raum für den Einbau von Gründungspfählen für Einheitswippe. Mehr zerstörende Ge­schi­chts­losigkeit ist nicht möglich. Die Senatsverwaltung Verkehr und Umwelt teilt auf Anfrage der FDP-Fraktion mit, dass bisher vom Flussbadverein keine Planunterlagen vorgelegt wurden, die die Einleitung eines Planfeststellungs­verfahrens ermöglichen würden. Fördergelder in Höhe von 5 Mio. EUR wurden an Flussbad e.V. ausgereicht, ohne eine verwendbare Leistung zu erhalten.

Seit 17 Jahren plant die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Wieder­aufbau des Stadtquartiers Molkenmarkt/Klosterviertel mit dem Ergebnis, das vor 2 Jahren ein Bebau­ungsplan ohne eingetragene Parzellen­struktur vom Ab­geordnetenhaus beschlossen wurde. Nachfolgend organisierte die Verwaltung ein sogenanntes Bürgerbeteiligungs­verfahren. Die vom Senat berufenen Gremien steuerten den Verlauf der Veranstaltungen, gaben die Themen vor und erstellten die Protokolle. Das Ergebnis im Senatsprotokoll: Die Teil­neh­m­er stimmten der von der Verwaltung vor­ge­gebenen Meinung zu. Nun verkündet der Senat acht Leitlinien für die Quar­tiersentwicklung. Vom Senat aus­ge­such­te Planungsteams entwerfen im Wettbewerb Pläne für ein zukunfts­fähiges, innerstädtisches Quartier und entwickeln hierbei innovative Ideen.

In den Leitlinien werden Zielsetzungen genannt (hier kleiner Auszug):

Anhand von konkreten Entwürfen soll die Vision visualisiert und eine gemeinsame Charta für die weitere Entwicklung am Molkenmarkt definiert werden:
Ein zeitgenössischen Umgang mit der Geschichte, Entstehen einer Identität aus der Kontinuität der Brüche, Ver­gang­enheit, Gegenwart und Zukunft erfahrbar machen, Entstehen eines Quartiers des innovativen, bezahlbaren Wohn­ungsbaus mit breitem Angebot von Wohnungstypologien, Garantieren einer sozialen Durchmischung durch eine Vielfalt der Lebensstile, Nicht-kommerzielle Angebote für die Anwohnenden ermöglichen, Errichtung von differen­zierten und konsumfreien Flächen sowie inklusive Aufenthaltsflächen mit Aneignungspotenzial, die auch wenig be­rücksichtigte Gruppen, wie beispielsweise die Jugend, mit einbeziehen. Bildung eines Zentrum Molkenmarkt als Teil eines Kulturbandes durch die Berliner Mitte, Klimaanpassungsmaßnahmen sind entsprechend dem aktuellen Stand der Technik und im Rahmen der Dichte und Urbanität umzusetzen, um ein ökologisch wirksames Innenstadtquartier zu errichten, Vorrang für eine vielfältige Mobilität, Im Molkenmarktquartier dominieren Räume für Fußgänger und gute Infrastrukturen für Radfahrer bei stark reduziertem MIV. Des Weiteren müssen die Anforderungen des Wirtschaftsverkehrs berücksichtig und die Anlieferungssituationen geklärt werden

Diese Leitlinien sind nicht geeignet, richtungweisend für den Wiederaufbau des Klosterviertels, einem Ort mit mehr als 800 Jahren Geschichte, zu sein. Die Politiker des jetzigen Senats und der 3 Regierungsparteien unternehmen wieder den Versuch, die Geschichte des Ortes unkenntlich zu machen.

 

nl2106 blockstruktur molkenmarktBlockstruktur Molkenmarkt
Das Quartier wird in fünf Blöcken entwickelt. Während Block A und B voll­ständig neu bebaut und erschlossen werden, knüpfen Block C und D an die Bestands­bebau­ung an. In Block E ist keine bauliche Veränderung geplant. Die ent­stehende städte­bauliche Gestalt bildet zukünftig ein wichtiges Gegen­über zu der um­gebenden Be­stand­s­­bebauung des Nikolaiviertels und des Rat­hausblocks. Das neue Quartier am Molkenmarkt fügt sich somit als wichtiger Baustein in die historische Berliner Mitte ein.

Anfang Juni konnte endlich das Richtfest für das Archäologische Haus auf dem neuen Petriplatz auf dem neuen Petriplatz gefeiert werden. Viel zu lange haben wir darauf warten müssen. Nun soll der Bau in 2 Jahren für die Besucher geöffnet werden. Der Grundriss des Grabungsgeschosses ist größer als das Gebäude und folgt der Größe der ehemaligen Lateinschule und ragt weit unter den Platz.

Die Breite Straße gehört zu den ältesten und geschichtsträchtigsten Straßen der Stadt. Vor einigen Jahren wurde die Bebauung auf der West­seite zurückgebaut und die Straße in Anlehnung an die histo­ri­sche Breite neu ausgebaut. Leider wurde die alte Linien­füh­rung nicht wieder aufgenommen. Die alte Linienführung mit einem leichten Bo­gen hätte sicherlich ein interessanteres Erlebnisbild ergeben. Nun wird bekannt, dass die städtische Wohnungsbaugesell­schaft (WBM) preisgünstige Wohnungen, die Hälfte davon als Sozialwohnungen, bauen will. Wie wird das neue Quartier in Sichtweite des Schlosses aussehen?

 



Vorträge und Termine der GHB

Liebe Mitglieder und Interessierte,

entsprechend der jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus müssen
wir darauf hinweisen, dass auch die hier angekündeten Veranstaltungen abgesagt werden könnten.

 



Der Mehringplatz und die südliche Friedrichstadt
15. August 2021
Treffpunkt: 11 Uhr an der Friedenssäule
Führung mit Horst Peter Serwene

Der Mehringplatz ist Teil der barocken Stadterweiterung (Friedrich¬stadt) um 1700. Aus dem Schmuckplatz „Rondell“ wurde 1815 der Bell-Alliance-Platz und ab 1947 der Mehringplatz. Nach den Zerstörungen 1944, wurde er nach 1945 völlig abgetragen und „modern“ wieder aufgebaut. Auch die südliche Friedrichstr. um das Jüdische Museum wollen wir aufsuchen. Wie ist die Nachkriegsplanung im Vergleich zur Stadtgeschichte zu bewerten?

 

Der Mühlendamm und der Molkenmarkt
12. September 2021
Treffpunkt: 11 Uhr am Ephraim-Palais
Führung mit Horst Peter Serwene

Der Mühlendamm war die erste und einzige Verbindung der mittelalterlichen Städte Berlin und Alt-Cölln im 13. Jahrhundert. Der als Stauwehr angelegte Damm bewässerte die Stadtgräben um Berlin und Cölln und betrieb auch die Mühlen. Große Brände veränderten den Mühlendamm, der auch immer auch als Damm eine „Einkaufsstr.“ war. Die letzte Bebauung war das große Sparkassengebäude von 1893.Außerdem wurde in dem Damm eine Schleuse gebaut, so wurde der Damm zur Brücke. 1939 wurde der Mühlendamm abgerissen und eine Behelfsbrücke gebaut, die bis 1968 genutzt wurde. Die jetzige Spannbetonbrücke soll wegen großer Schäden erneuert werden. Die Bürgervereine (auch die GHB ) fordern eine deutlich schmalere Bücke mit einem Brückenhaus nach historischem Vorbild. Nur so wäre eine Aufenthaltsqualität herstellbar.

 



DIE GHB BRAUCHT SIE!

Liebe Mitglieder, liebe Interessierte,
seit 1991, kämpft die GHB unentwegt für ein schöneres und lebenswerteres Berlin. In dieser beachtlichen Zeit konnten wir vom Engagement vieler Mitgliedern profitieren, deren ehren­amtliche Tätigkeit all die Aktionen, Projekte, Führungen und Lesungen ermöglichten.
Doch die Zeiten verändern sich, Vereine wie die GHB finden leider – und das müssen wir an dieser Stelle ganz ehrlich zugeben – nicht mehr die Beteiligungsbereitschaft wie noch vor 15 Jahren.

Uns fehlt das „Vitamin M“ – Menschen die sich bereit erklären auch in Zukunft, aktiv Projekte mitzugestalten und der GHB ein dynamisches Profil zu verleihen.

Melden Sie sich bei uns, damit wir auch in Zukunft der Kultur- und Geschichtsverdrossenheit unserer Zeit die Stirn bieten können. Für ein lebenswertes Berlin mit Anspruch auf Schönheit und Baulichen Mehrwert.

Geschäftsstelle der Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Tel.: 030 20 45 47 46
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Di / Mi von 9:00 bis 14:00 Uhr

 


WERDEN SIE MITGLIED
ghbWir freuen uns immer über neue Mitglieder, die sich mit uns engagieren oder uns unterstützen. Bei uns arbeiten Fachleute und Stadtinteressierte zusammen. Kommen Sie zu unseren Veranstaltungen, Führungen und Vorträgen, um sich über die aktuelle Stadtentwicklung oder die Baugeschichte Berlins zu informieren. Als Mitglied erhalten Sie unsere vierteljährlich erscheinenden Mitteilungen kostenfrei per Post.

(Beitragsordnung auf www.ghb-online.de)

 



Aktuelle Presse 2021

Bauentwicklung allg. / Kultur / Politik / Berlin Mitte:

Berliner-Kurier vom 14.06.2021
Marmor-Generäle marschieren von Unter den Linden in die Zitadelle
Die preußischen Generäle Gerhard von Scharnhorst (1755-1813) und Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz (1755-1816) ziehen sich in eine Festung zurück: Wegen ihrer fortschreitenden Verwitterung – sie halten es im Freien nicht mehr aus – werden die Marmorstandbilder in diesem Sommer vom Standort gegenüber der Neuen Wache in die Zitadelle Spandau abmarschieren, teilte die Senats-Kulturverwaltung mit. Sie sollen durch haltbarere Kopien ersetzt werden, das Material ist noch nicht geklärt.

Der Tagesspiegel vom 11.06.2021
Hallo Nachbar
THEMENSPEZIAL In der Mitte Berlins öffnen sich Räume und Blickachsen: Wie sich die Spreeinsel neu erfindet
Der Schlüterhof und die Passage zwischen Schlossplatz und Lustgarten sind endlich offen: Ein NEUER STADTRAUM entsteht im und rund ums Humboldt Forum. Berliner und Touristen werden Spreebalkon, Durchgänge und Terrassen erkunden und ungewohnte Blickachsen entdecken. Vier Perspektiven auf die neue Nachbarschaft in der Mitte Berlins.
Am Mittwoch haben wir den Schlüterhof und die Schlosspassage geöffnet, und ich bin mir sicher, dass die Berlinerinnen und Berliner das gut annehmen werden. Der Schlüterhof ist wie eine italienische Piazza, mit Gastronomie und Shop, und wunderbar geeignet für Veranstaltungen. Wir haben mit dem Humboldt Forum einen neuen Stadtraum, ein schönes kulturelles Zentrum geschaffen, das die Stadt bereichert.

Berliner Morgenpost vom 11.06.2021 von Dennis Meischen
Generäle verschwinden aus Mitte
Zwei Originale von Christian Daniel Rauch kommen auf die Zitadelle Spandau
Ein Politikum sind sie schon lange. Als die Marmorstandbilder der preußischen Militärs Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz (1755-1816) und Gerhard David von Scharnhorst (1755-1813) im Zuge der Wiedervereinigung an ihren ursprünglichen Standort neben der Neuen Wache Unter den Linden zurückkehren sollten, intervenierten die Erben der Künstlerin Käthe Kollwitz. Seit 2002 stehen die Generäle der Befreiungskriege gegen Napoleon daher – von Denkmalschützern und Historikern durchaus kritisiert – gegenüber des historischen Schinkel- Bauwerks, in dem mit Kollwitz’ „Mutter mit totem Sohn“ der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird.

Berliner Morgenpost vom 11.06.2021 von Isabell Jürgens
Kritik an Vorzeigeprojekt Flussbad wächst
Die anfängliche Begeisterung für eine Badeanstalt mitten im Herzen Berlins ist nach mehr als einem Jahrzehnt bei vielen gewichen.
Die Idee eines Flussbades mitten im historischen Zentrum der Stadt Berlin an der Museumsinsel und zu Füßen des rekonstruierten Berliner Schlosses begeisterte vor gut einem Jahrzehnt ganz Berlin. Seit 2012 setzt sich der Verein „Flussbad Berlin e. V.“ dafür ein, den 1,8 Kilometer langen Spreekanal von der Gertraudenbrücke bis zum Bode-Museum mit einer Filteranlage in einem großen Teilbereich ökologisch zu säubern und auf einer Länge von 835 Metern als Flussbad zu nutzen.

Berliner Zeitung vom 09.06.2021 von Robin Schmidt
Quartier 206 wechselt den Besitzer
Das einstige Luxuskaufhaus wurde für 220 Millionen Euro versteigert
Es herrscht wieder eine Spur von Aufbruchstimmung im Quartier 206 in der Friedrichstraße . Durch die gelockerten Corona-Maßnahmen ist das Shopping für Kunden in dem Luxuskaufhaus einfacher geworden. Sogar eine Fashionshow fand hier zuletzt wieder statt, wie der Instagram-Kanal des Quartier 206 stolz präsentiert. Schaut man sich diesen an, könnte man sich fast ins Jahr 1997 zurück versetzt fühlen, als Berlin das Konzeptkaufhaus einige Jahre nach der Wende als Zeichen des Aufbruchs für Investoren und Architektur eröffnete - aber nur fast.

Berliner Morgenpost vom 08.06.2021 von Isabell Jürgens
Richtfest für das Haus der spektakulären Funde
Richtfest für das Archäologische Haus: Unter dem Petriplatz liegen die Ursprünge Berlins – und die Skelette der ersten Berliner.
Als die Archäologen 2007 anfingen, unter einem bis dahin zubetonierten Parkplatz an der Gertraudenstraße in Mitte nach den Spuren des mittelalterlichen Berlins zu graben, stießen sie auf eine echte Sensation. Nicht nur, dass sie am Petriplatz , unmittelbar neben der achtspurigen Straße auf die Grundmauern der ehemaligen Lateinschule sowie die verschiedenen Fassungen der Petrikirche stießen. Zudem entdeckten die Archäologen die Skelette von rund 4000 Menschen – und einen Holzbalken, der beweist, dass Berlin älter ist, als bislang gedacht. Im Archäologischen Haus, für das am Montag das Richtfest gefeiert wurde, sollen die Berliner dauerhaft Gelegenheit bekommen, einen Einblick in die Ursprünge ihrer Heimatstadt zu bekommen.

Berliner-Zeitung.de vom 08.06.2021 von Markus Wächter
Sozialwohnungen in der Nähe des neuen Berliner Schlosses
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte plant ein Neubauprojekt in der Breite Straße. Früher stand dort das DDR- Bauministerium.
Berlin - Etwa 200 bis 300 Meter vom neuen Berliner Schloss entfernt will die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) in der Breite Straße 65 bis 70 preisgünstige Wohnungen bauen , die Hälfte davon als Sozialwohnungen. Das bestätigte die WBM jetzt auf Anfrage. Wie das neue Quartier aussieht, soll in einem Werkstattverfahren geklärt werden, das die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung jetzt ausgeschrieben hat. Ziel des Verfahrens ist es, Vorschläge für eine bestmögliche wirtschaftliche Ausnutzung des 3671 Quadratmeter großen Grundstücks zu erhalten. Früher stand an der Stelle das DDR- Bauministerium . Dieses wurde in der Zwischenzeit aber abgerissen.

Tagesspiegel vom 06.06.2021 - Ein Kommentar von Chrstian Latz
Streit um Weiterbau der A100- Ein Stück Berliner Stadtautobahn als Symbol gescheiterter Planung.
Berliner:innen demonstrieren an diesem Wochenende gegen den Ausbau der A100. Es geht um ein teures Projekt, das die Stadt nicht voranbringt.

Am Samstag waren sie wieder unterwegs: Mit einer Fahrraddemonstration protestierte ein Bündnis von Umwelt- und Klimaschützern gegen den Weiterbau der Berliner Stadtautobahn A100, andere blockieren die Baustelle der Strecke. Auch am Sonntag werden bei der Sternfahrt des Fahrradklubs ADFC Tausende Radfahrer:innen über den Asphalt der Fernstraße rollen, auf dem sich sonst täglich Kolonnen von Autos drängen. Sie setzen sich für eine schnellere Verkehrswende ein, ein neues Stück Autobahn zählen sie dazu nicht. Zu Recht. Die Debatte um das Megaprojekt im Osten des Zentrums ist längst im Wahlkampf angekommen. Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch sprach zwischenzeitlich vom „Rückbau“ des 16. Bauabschnittes, der derzeit von Neukölln zum Treptower Park gebaut wird. Die Landesvorsitzende der Linken, Katina Schubert, forderte den sofortigen Baustopp und eine Vollendung als Stadtstraße mit Radschnellweg.

db deutsche bauzeitung vom 07.06.2021 - von Falk Jaeger

Neue Nationalgalerie in Berlin - Haut und Knochen, wenig Fleisch
Das späte Meisterwerk Mies van der Rohes ist wieder im Erscheinungsbild von 1968 zu bewundern. Die Sanierung hat unseren Kritiker überzeugt, weil sich die Architekten mit Akribie und äußerster Konsequenz bis ins Detail für die originale Fassung einsetzten, um Mies wieder authentisch sprechen zu lassen.
Architekten: DAVID CHIPPERFIELD ARCHITECTS Tragwerksplanung: GSE Ingenieurgesellschaft
Eine ungetrübte Erfolgsmeldung gefällig? Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie in Berlin ist saniert worden. Durch David Chipperfield. Für 140 Mio. Euro (exakt die Obergrenze der Prognosen). Klar hat es ein Jahr länger gedauert als veranschlagt, aber das lag an dem nun wirklich unvorhersehbaren Bedarf an Betonsanierung, der sich erst nach Abnahme aller Oberflächen zeigte. Doch man konnte sich ohnehin Zeit lassen, coronabedingt. Die Eröffnung soll am 21. August sein und niemand weiß, in welchem Rahmen und mit welcher Öffentlichkeit sie möglich sein wird. Die Zahlen und Termine sind jedoch nur ein Aspekt der Erfolgsgeschichte. Wichtiger noch ist das Ergebnis, und das ist über jeden Zweifel erhaben. Schwer vorstellbar, dass man irgendein Detail hätte noch besser machen können.

Berliner Morgenpost vom 03.06.2021 - von Julian Würzer
Wer macht die beste Politik für Berlin -Mitte?
Fehlender Wohnungsbau, autofreie Friedrichstraße und Flussbad : Darüber debattierten Mittes Bezirkspolitiker im Live-Talk.

Der Bezirk Berlin -Mitte, das ist der Regierungsbezirk, das sind weltbekannte Straßen und Plätze wie Unter den Linden oder der Alexanderplatz. Mitte ist aber Gentrifizierung am Hackeschen Markt, soziale Probleme in Moabit oder Drogenprobleme auf dem Leopoldplatz in Wedding. Insgesamt leben 383.000 Menschen im Zentrum Berlins . Doch wer macht die beste Politik für den Bezirk? Unter dieser Frage stellten sich am Donnerstagabend Bezirkspolitiker der verschiedenen Parteien, Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne), Christoph Keller (Linke), Bastian Roet (FDP), Carsten Spallek (CDU) und Sascha Schug (SPD) live bei einer Veranstaltung der Berliner Morgenpost und der Friedrich-Naumann-Stiftung vor. Moderiert wurde die Online-Diskussion von Gilbert Schomaker, dem stellvertretenden Chefredakteur der Berliner Morgenpost.

Spektrum vom 25.05.2021 - von Hakan Baykal
Berlins fast vergessene Mitte
Ein Großteil des mittelalterlichen Berlins lag unter einer achtspurigen Autostraße. Eine Großgrabung eröffnet nun neue Einblicke in das einstige Handelsstädtchen an der Spree.
Berlin, so schrieb der Kunstkritiker Karl Scheffler in seiner 1910 erschienenen Streitschrift
»Berlin – ein Stadtschicksal«, sei eine »seelenlose« Kolonialstadt. Gegründet von Kaufleuten, um den slawisch besiedelten Osten zu erschließen, ein Außenposten in Reichsrandlage, für den hochmittelalterlichen Fernhandel aus dem Boden gestampft. Das »aus einer wendischen Fischersiedlung zur mächtigen Millionenstadt und Reichshauptstadt emporgewachsene Berlin«, stellt er abschließend fest, sei durch sein Schicksal verdammt, »immerfort zu werden und niemals zu sein«.

Tagesspiegel vom 31.05.2021 - von Udo Badelt
Eine andere Zeit bricht an
Berlins historisches Zentrum hat sich in den vergangenen 100 Jahren radikal verändert – oder anders gesagt: entleert. Doch jetzt dreht sich dich Entwicklung um, vieles ist jüngst eröffnet worden. Es zeichnet sich ab, wie das Herz der Stadt künftig aussehen wird.
Natürlich könnte man erst mal rein physikalisch an die Sache rangehen: Masse schafft Anziehungskraft. Und in Berlins Mitte ist zuletzt eine Menge neuer Masse entstanden, die größte davon heißt Humboldt Forum. Im Grunde war seit 80 Jahren nicht mehr so viel Neubaumasse im historischen Stadtzentrum vorhanden wie jetzt. Ging doch die Entwicklung bisher eher den umgekehrten Weg: den der Entleerung. Nachdem schon im Kaiserreich die dicht bebaute Stadtstruktur punktuell geopfert wurde (Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße, heute Karl- Liebknecht-Straße, Bau des Alten Stadthauses), verschwanden nach 1945 schätzungsweise 90 Prozent des Baubestands, teils durch Kriegszerstörung, vor allem aber durch großflächige Abräumung erhaltener Substanz in der DDR. Auch nach der Wende, im Grunde bis heute, fand das Areal, das einmal Berlins Altstadt gewesen war, nicht zu sich. Und doch sind dort inzwischen einige Fakten geschaffen worden. Die neue Mitte Berlins ist nicht „fertig“, aber es ist doch erkennbar, wie sie künftig aussehen wird. Ihr Gesicht schält sich heraus.

Süddeutsche Zeitung vom 28. Mai 2021 - von Jan Heidtmann
Berlin: Die zwei von der Baustelle
Das Denkmal von Karl Marx und Friedrich Engels in Berlin wurde 2010 wegen der U-Bahn versetzt.
In der Mitte der Hauptstadt rund um die Statuen von Marx und Engels klafft eine riesige Baulücke, zehn Fußballfelder groß. In einem aufwendigen Wettbewerb will der Senat nun herausfinden, was Berlin damit anfangen soll. Und 10 000 Bürger durften schon mitreden.
Wer noch Hoffnungen in die Idee des Kommunismus setzt, dem sei ein Besuch beim Marx-Engels-Denkmal in Berlin empfohlen. Karl-Liebknecht-Straße, direkt an der Spree, Berliner Dom, Ecke Humboldt-Forum. Ziemlich verdrossen schauen die beiden Vordenker drein, Marx sitzt, Engels steht, bestellt und nicht abgeholt, wie man so schön sagt. Zwei Jungs kommen vorbei, Baggy-Jeans und T-Shirt. Sie sind aus dem Berliner Randbezirk Spandau und stromern heute mal durch die Innenstadt. Sie bleiben vor der Statue stehen, schauen sich an und kichern ein bisschen. "Wer sind die denn?", fragt der größere von den beiden.

Berliner-Zeitung 25.05.2021 - Das Gespräch führte Maritta Tkalec
Am Molkenmarkt kann Berlin Liebe zur Stadt beweisen
Die Feinplanung beginnt, es wird gefährlich. Es drohen lange Riegel, monotone Fassaden. Peter Dobrick von Stadtbild e.V. hat Vorschläge, wie es besser geht.

Eine lebendige Mischung von Wohnen, Kultur, Kaufen, abwechslungsreiche Fassaden: Die Oranienburger Straße ist ein Beispiel für eine lebendige europäische Stadt. Berlin -Mitte Kann Berlin ein schönes, innerstädtisches Viertel bauen ? Am Molkenmarkt besteht jetzt die Chance, die Tradition der europäischen Stadt modern zu interpretieren. Der 2020 gegründete Berliner Ortsverband des bundesweit tätigen Vereins Stadtbild Deutschland e.V. will monotone Fassaden verhindern, Erinnerungsbauten als Highlights platzieren, hofft auf die Umsetzung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und formuliert Forderungen an die Berliner Verantwortlichen. Dr. Peter Dobrick, Arzt in Berlin , engagiert sich als Leiter des Ortsverbands für eine gute Baukultur in der Stadt.

Berliner-Zeitung 23.05.2021 von Stephane F. Scholz
Warum die Friedrichstraße als Innenstadtmeile das Fürchten lehrt
Das Experiment Friedrichstraße ist gescheitert. Wenn man durchs Zentrum läuft, glaubt man in einer Geisterstadt zu sein. Was ist passiert? Ein Stimmungsbericht.
Dystopische Szenen dominieren die Friedrichstraße seit Monaten. Wie tief kann der Möchtegern-Boulevard eigentlich noch sinken? Berlin Der Wind fegte durch die leere Friedrichstraße und wirbelte zwei zerknautschte Pappbecher umher. Immerhin, hier mussten mal Menschen gewesen sein. Dunkel lag der Boulevard vor mir, als ich ihn auf Höhe Gendarmenmarkt betrat. „This town is coming like a ghost town“ von den Specials ertönte gerade jetzt über meine Kopfhörer. Ich erschauerte, machte die Musik aus und lief zügig Richtung Mitte. Meine Schritte hallten ein wenig zu laut auf dem feuchten Asphalt. Kein Motorengeräusch, kein Auto weit und breit. Wie auch, dieser Abschnitt zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden war vor ein paar Monaten, Ende August, zu einer Kombination aus Fußgängerzone und Fahrradstraße erklärt worden. Ein Modellprojekt, das shoppende Flaneure anlocken und den gefühlt zwei Cafés eine Straßenbestuhlung erlauben sollte. Das hatte nicht funktioniert, schon vor der Pandemie nicht und während ihr noch weniger.

Berliner Morgenpost vom 21.05.2021 von Jens Anker
Berlins Ufer sollen frei bleiben
Senat will die Bebauung verbieten und den öffentlichen Zugang garantieren. Alte Industrieflächen werden renaturiert
Berlin. Die rot-rot-grüne Landesregierung will Berlins Ufer vor der Privatisierung und Bebauung schützen. Künftig sollen überall zehn Meter breite Uferstreifen erhalten und öffentlich zugänglich bleiben. „Freie Ufer sind eine Erholungsfläche und ein wesent-liches Merkmal einer lebenswerten Stadt“, sagt einer der Urheber der Senatspläne, Daniel Buchholz (SPD). „Es gibt keinen po-litisch plausiblen Grund, Berliner Ufer zu privatisieren.“
Alte Industrieflächen, wie sie noch in Spandau und Treptow-Köpenick bestehen, sollen zudem renaturiert werden. „Mit dem Wachstum der Stadt, den vielen Neuversiegelungen von Flächen und insbesondere der starken Verdichtung im Bereich der Innenstadt-Spree sind die Ufer von Spandau bis Köpenick freizuhalten, ob als Wegebeziehung, Frisch¬luftschneisen, Frei- oder Erholungsräume“, heißt es in dem Antrag, der am Donnerstag im Abgeordnetenhaus eingebracht wurde.

Berliner Morgenpost vom 21.05.2021 von Julian Würzer
Eine Million Euro für autofreie Friedrichstraße
Bund der Steuerzahler kritisiert die hohen Kosten für die Flaniermeile – unter anderem für Evaluation und Werbung

Seit Ende August ist die Friedrichstraße in Berlin -Mitte für den Autoverkehr teilgesperrt. Seither dürfen Radfahrer in der Mitte der Straße fahren, während sich Fußgänger drumherum ausbreiten können. Flaniermeile Friedrichstraße heißt das Projekt, das auf dem 500 Meter langen Abschnitt zwischen Leipziger und Französischer Straße angelegt ist. Ursprünglich wollte man damit der früheren Shoppingmeile neues Leben einhauchen, auch wegen der Corona-Pandemie funktionierte das nur mäßig. Dennoch verlängerten der Senat und der Bezirk Mitte den Versuch bis Ende Oktober 2021. Nun sind erstmals Zahlen des Pilotprojekts bekannt geworden. Während der ersten Projektphase bis zum 31. Januar belaufen sich die Kosten für den Verkehrsversuch auf 1.076.100 Euro. Das geht aus einer Antwort des obersten Verkehrsplaners Hartmut Reupke an den Bund der Steuerzahler hervor. Der Berliner Landesvorsitzende Alexander Kraus hatte die Senatsverkehrsverwaltung danach gefragt. Das Schreiben liegt der Berliner Morgenpost vor.

Berliner Woche vom 19.05.2021
„Berliner Wohngeld“ der CDU
Am 26.09.2021 finden die Wahlen zum 20. Deutschen Bundestag und zum 19. Abgeordnetenhaus von Berlin sowie zu den Bezirksverordnetenversammlungen statt. Berlin ist eine klassische Mieterstadt. Mit 85 % Mieteranteil nimmt Berlin eine Sonderstellung in Deutschland ein. Es herrscht seit geraumer Zeit Wohnungsknappheit. Die Mieten in Berlin sind in den letzten Jahren rasant gestiegen.
Die kommenden Wahlen könnten folglich zu einer „Dach-über-dem-Kopf-Abstimmung"werden. Die Angst vor der Unbezahlbarkeit der eigenen Wohnung nimmt stetig zu. Wie sieht das aktuelle Programm der Parteien in der Wohnungs-, Mieten- und Stadtentwicklungspolitik aus? Welche Ideen und Lösungsansätze sollen nach den Wahlen umgesetzt werden, um bezahlbaren Wohnraum für die Berlinerinnen und Berliner zu schaffen?

Berliner Morgenpost vom 18.05.2021 von Jan-Henrik Hnida
Nur noch Eigentumswohnungen: CDU ist gegen Sozialwohnungen
CDU-Fraktion Lichtenberg ist gegen weitere Sozialwohnungen in Hohenschönhausen. Partei will nur noch Eigentumswohnungen.
Die Lichtenberger CDU will „Ghettoisierung“ in Hohenschönhausen verhindern und nur noch Eigentumswohnungen bauen - und keine Sozialwohnungen mehr. Einen dementsprechenden Antrag bringt die CDU in die nächste Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 27. Mai ein – mit dem Titel: „Ghettoisierung verhindern – Eigentumswohnungen bauen“.
Für das Wort „Ghetto“ stehen im Duden mehrere Bedeutungen. Erstens: „abgeschlossenes Stadtviertel, in dem die jüdische Be-völkerung abgetrennt von der übrigen Bevölkerung lebte, leben musste“ oder „Stadtviertel, in dem dis¬kriminierte Minderheiten, Ausländer oder auch privilegierte Bevölkerungsschichten zusammenleben“. Sieht die CDU diese Phänomene im Norden Lichtenbergs?

Berliner Zeitung vom 17.05.2021 von Maritta Tkalec
Grüne Waisenbrücke könnte das Märkische Museum erlösen
Sieger im Wettbewerb für einen Neubau vorgestellt: Wofür sich Stadtmuseum und ein Computerspiele-Publisher entschieden habe
Stiftung Stadtmuseum. So eine Brücke hat Berlin noch nicht – eine Brücke wie ein Park. Auf der oberen Ebene geht es zu Fuß im Grünen über die Spree, auf zwei Spuren der darunter liegenden Ebene geht es mit dem Fahrrad – vor Regen geschützt – jeweils in eine Richtung. Von der grünen Ebene aus können Menschen tun, was sie so lieben: Verweilen und aufs Wasser gucken. Vor allem aber gelangen sie sicher und auf kurzem Wege von einem historischen Stadtteil in den anderen – auf der südlichen Spreeseite liegt das zur Altberliner Innenstadt gehörende Klosterviertel und der Molkenmarkt , auf der anderen das Märkische Museum mit dem Köllnischen Park, ein besonders schöner Teil der Luisenstadt.

Berliner Morgenpost vom 16.05.2021 von Julian Würzer
Flussbad Berlin an der Spree: FDP fordert Messung zu Wasserqualität
Bisher gibt es kaum Messungen zur Badewasserqualität der Spree. Für ein Flussbad an der Museumsinsel wären sie laut FDP aber nötig.
Wie viele Tage im Jahr der Spreeabschnitt des geplanten Flussbads an der Museumsinsel Badewasserqualität auf¬weist, ist noch immer unklar. Trotz sieben Messstellen zur Beurteilung der Wasserqualität der Spree erhebt die Um¬weltsenatsverwaltung keine ausreichenden Daten über die Beurteilung eines Badegewässers. Das geht aus einer Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die der Berliner Morgenpost vorliegt. Da die Spree nach der Berliner Badegewässerverordnung kein Badegewässer sei, führe man kein regelmäßiges Messprogramm durch, heißt es darin. Der umwelt¬politische Sprecher der Berliner FDP-Fraktion, Henner Schmidt schließt daraus, dass damit auch zu wenige Daten für das Projekt Flussbad vor¬liegen. Denn somit gebe es keine Zahlen, die belegen, an wie vielen Tagen die Spree gereinigt werden müsse, um darin baden zu können.

Berliner Morgenpost 16.05.2021 von Volker Blech
Außen Schinkel, innen schöner Fake
Wer am Gendarmenmarkt vor der Freitreppe steht, sollte sich einmal die Mühe machen und um das Gebäude herum¬schlendern. Es ist ein rundum imposantes Gebäude. In diesem Jahr wird das 200-jährige Bestehen der vom Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel erbauten Kultur¬institution gefeiert. Aber schon beginnt die Namens¬verwirrung, ob es denn nun Schauspielhaus oder Konzert¬haus heißt? In seriösen Opernführern steht beispielsweise, dass Carl Maria von Webers Nationaloper „Der Freischütz“ am 18. Juni 1821 im Schauspielhaus uraufgeführt wurde. Was der historischen Wahrheit entspricht. Gustav Gründgens, der als Mephisto-Darsteller berühmt und als Nazi-Gefolgsmann zwielichtig wurde, leitete als Intendant das Schauspielhaus bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Tagesspiegel vom 09.05.2021 von Thomas Westphal
Berlin, Hauptstadt der Planlosen
Checkpoint-Tweet des Tages: @Peter_Ahrens:
„Ich möchte in dieser Stadt Berlin nur einen einzigen Neubau gezeigt bekommen, von dem ich sagen kann: Ah, interessante Architektur. Oder noch verwegener: Oh, das ist ja schön geworden.“ vom 29. April 2021
Durch den Tipp eines Freundes habe ich mir einen Bericht über Singapur – Die Zukunft der Stadt – angesehen. Obwohl ich eingefleischter und bekennender Singapur-Fan bin, ist mir die Kinnlade heruntergeklappt. Im Bericht wird gezeigt, wie in Singapur Konzepte zur Stadtplanung – das umfasst das Wohnen und Arbeiten, Nachhaltigkeit beim Bauen , soziale Belange, Klimaneutralität etc. Ganzheitliches, interdisziplinäres Heran¬gehen – umgesetzt werden. Begonnen hat hier alles in den 60er Jahren des 20sten Jahrhunderts, als ein Masterplan für eine Gartenstadt entwickelt wurde. Wer baute , musste entsprechende Grünflächen mitplanen. Ergebnis sind über 300 Parkanlagen, die als Garten angelegt wurden, die zu Parks mutierten und nun eine neue Art Regenwald bilden. Die Parks wurden und werden miteinander verbunden, teils mit aufgestelzten Wegen, über die man auf Wipfelhöhe durch die Natur gehen kann. Aber das ist noch lange nicht alles. Mittlerweile werden Häuser begrünt. Garten- oder Parkanlagen werden in Häuser integriert. Die Häuser so konzipiert, dass die Begrünung die Häuser kühlt. Der Wasserkreislauf dieser Häuser ist geschlossen. Regenwasser wird aufgefangen und für die Pflanzen gespeichert

FAZ vom 08.05.2021 von Julia Löhr
Die 15-Minuten-Stadt
Eine Vision geht unter Städteplanern um: die 15-Minuten-Stadt. Innerhalb einer Viertelstunde soll jeder von seiner Wohnung zu Fuß oder mit dem Fahrrad alles erreichen können, was es zum Leben braucht - den Arbeitsplatz, Einkaufsmöglichkeiten, Kitas und Schulen, Ärzte, Parks, Fitnessstudios und Kultur. Umweltfreundlicher und sozialer soll die Stadt der kurzen Wege sein. Oder besser gesagt: das Dorf in der Stadt, denn nichts anderes verbirgt sich hinter diesem vermeintlich revolutionären Konzept.
Seit Carlos Moreno von der Pariser Universität Sorbonne seine „ville du quart d'heure“ zum ersten Mal skizziert hat, gibt es kein Halten mehr. Ob in Paris, London, Melbourne oder Detroit: Rund um den Globus planen Stadtoberhäupter auf einmal in Viertelstunden- oder 20-Minuten-Radien. Auch auf dem deutschen Tag der Städtebauförderung an diesem Samstag dürfte das Thema eine Rolle spielen. In Hamburg und Bochum gibt es längst Sympathien, die Stadtentwicklung in diese Richtung zu lenken. Unterdessen wird in Schweden mit der Idee einer Ein-Minuten-Stadt schon das Zeitalter des „Hyper-Lokalen“ ausgerufen. Das ganze Leben, direkt vor der Haustür - könnte es etwas Besseres geben?

Tagesspiegel Checkpoint vom 05.05.2021 von Jtefan Jacobs
Bundesfinanzministerium plant Neubau für mindestens 322 Mio. Euro
und Niederkirchnerstraße, gleich neben Bundesrat und Abgeordnetenhaus. Aber das täuscht: Der Hauptsitz ist nur einer von sieben Berliner Standorten, von denen laut BMF fünf extern angemietet sind. Die sollen nun durch einen repräsentativen Neubau inkl. Konferenzzentrum, Wohnräumen für Teilnehmer der Bundesfinanzakademie und „Großkantine“ ersetzt werden, der auf 13.300 m2 auf der Parkplatzbrache an der Wilhelmstraße entstehen soll.

Berliner Morgenpost vom 27.04.2021 von Jessica Hanack
In der Siemensstadt entsteht der „TechnoCampus Berlin“
Mit einem historischen Gebäude und Neubauten entsteht ein Bürocampus in Spandau. Auch Gastronomie und Grünflächen werden mitgedacht.
Wer von der Stadtautobahn kommend in Richtung Siemensstadt fährt, dem wird als eines der ersten Häuser das markante Klinkergebäude mit dem türkisfarbenen Siemens-Schriftzug auffallen. Knapp 100 Jahre ist es her, dass die ersten Bauarbeiten für das sogenannte Wernerwerk XV starteten. Heute befindet es sich, mitsamt seinem Umfeld, wieder im Wandel. Das Gebäude ist Teil des „TechnoCampus Berlin “, der zurzeit auf dem Ge¬län¬de entwickelt wird. Und über den Patrick Reich, Geschäftsführer der Immobilien-Investmentgesellschaft Caleus, mit Blick auf die Lage auch sagt, er sei „das Tor zur Siemensstadt“. Hinter dem „TechnoCampus Berlin “ steckt ein Bürostandort mit rund 60.000 Quadratmeter Fläche, der das historische, denkmalgeschützte Wernerwerk XV sowie zwei Neubauten umfasst. Besonders machen soll ihn auch die Freiraumgestaltung mit Grünanlagen, die für das Campus-Gefühl sorgen sollen. Allein fünf Millionen Euro, sagt Reich, würden in die Freiflächen investiert werden. Die Ge-samt¬investition, inklusive der Entwicklung des Bestandsgebäudes, beziffert er mit etwa 400 Millionen Euro. Das Projekt setzt Caleus zusam¬men mit Axa Investment Managers, einem Unternehmen der Axa-Gruppe, um.

Berliner-Zeitung.de vom 02.05.2021 von Peter Neumann
Bahn-Ausbau in Berlin und Brandenburg: Senat nennt keine Termine mehr
Neue Strecken, neue Bahnhöfe: Ein gigantisches Bauprogramm ist in Angriff genommen worden. Doch bei wichtigen Projekten ist der Zeitplan inzwischen lückenhaft.
Es ist eine Herkulesaufgabe. Damit Fahrgäste schneller und bequemer ans Ziel kommen, sollen in der Hauptstadt-Region 180 Kilometer Strecke sowie fast hundert Bahnhöfe neu errichtet oder ausgebaut werden. I2030: So heißt das gigantische Programm, das Berlin und Brandenburg, der Verkehrsverbund VBB und die Bahn vor Jahren in Angriff genommen haben. Politikern wie dem Berliner SPD-Abgeordneten Tino Schopf geht es nicht schnell genug voran. „Das Tempo muss erhöht werden.“ Doch die Vorhaben bei der S-Bahn und auf sieben Korridoren sind offenbar so kom¬plex, dass für einige Projekte inzwischen keine Bau - und Fertigstellungstermine mehr genannt werden. Das geht aus einer Antwort des Berli¬ner Verkehrs -Staatssekretärs Ingmar Streese (Grüne) auf eine Anfrage von Schopf hervor. Die noch nicht veröffentlichte parlamentarische Druck¬sache liegt der Berliner Zeitung vor. Es beginnt mit der Strecke, die von Berlin-Spandau nach Nauen im Landkreis Havelland führt. Es handelt sich um eine Verbindung, auf der die Regionalzüge besonders gut ausgelastet ist, weil es keine S-Bahn gibt – die Trasse wurde beim Mauerbau 1961 gekappt. Vorgesehen ist unter anderem deren Wiederaufbau nach Falkensee und die Verlängerung nach Finken¬krug. Die Fern- und Regio¬nalbahnstrecke soll viergleisig ausgebaut, der Bahnhof Spandau mit zwei weiteren Bahnsteigkanten ausgestattet werden.

Der Tagesspiegel vom 29.04.2021 von Ralf Schönball
„Wir müssen so umbauen, dass dem Auto weniger Platz bleibt“
Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe über grüne Turmbauten und neue Bäume am Alexanderplatz – und wie der Bezirk die Mobilitätswende plant.
Herr Gothe, der Alexanderplatz ist bald wieder eine einzige große Baustelle. Zurzeit sind gleich mehrere Projekte in Bau oder stehen kurz davor. Die Firma Covivio baut einen Zwillingsturm. In der ersten Simulation leuchtete er noch hell und freundlich, jetzt wirkt er wie der schwarze Turm. Wieder so ein Planungsgau?
Nein, die ersten sieben Geschosse des Sockelgebäudes sind hell gestaltet. Der Schlitz in der Mitte der beiden Türme wird das Gebäude visuell auf¬gliedern, die Doppelstruktur finde ich gelungen. Und an den beiden Türmen wurde gefeilt. Die haben jetzt eine Gitterstruktur mit Solar¬¬ele¬menten. Bevor gebaut wird, wird ein Eins-zu-eins-Modell eines Fassadenelements aufgebaut in verschiedenen Varianten, so wie beim Neubau am Leip¬zi¬ger Platz. Da können wir nochmal den Stein und die farblichen Nuancen feinjustieren. Da wird sogar mit der Gießkanne nochmal Wasser über die Elemente gegossen, um zu sehen, wie sie bei Regen aussehen.

Berliner Morgenpost vom 26.04.2021 von Julian Würzer
Flussbad Berlin: Gutachten und Machbarkeitsstudie fehlen
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung äußert Zweifel an den Voraussetzungen für das Flussbad.
Die Umsetzung des Flussbads vom Berliner Schloss bis zum Bode-Museum wird zumindest innerhalb der kom¬menden Jahre immer unrealis¬tisch¬er. Für das Projekt im historischen Zentrum Berlins , das seit 2014 mit mehreren Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert wurde, fehlen Gutachten, Prüfungen und eine Machbarkeits-studie, die Voraussetzungen für die offiziellen Planungen schaffen sollten. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Ber¬lin¬er Abgeordnetenhaus hervor, die der Berliner Morgenpost exklusiv vorliegt. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die beiden Brüder Tim und Jan Edler an der Idee, zwischen der Friedrichsgracht eine Biotop¬landschaft errichten zu lassen, durch die das Spreewasser gereinigt wird und anschlie¬ßend in den 835 Meter langen Badeabschnitt bis zum Bode-Museum einfließt. Vor dem Berliner Schloss und der European School of Management sollen Freitreppen den Zugang zum Wasser gewähren. Seit 2012 treibt der gemeinnützige Verein Flussbad Berlin das Vorhaben voran.

Berliner Morgenpost vom 24.04.2021 von Julian Würzer
Aufzugsturm contra Einheitsdenkmal
Neben dem Monument soll eine Fahrstuhlanlage errichtet werden. Planer befürchten dadurch eine „Entwürdigung“.
Die Schloßfreiheit in Berlin könnte in wenigen Jahren sehr ansehnlich werden. Das Humboldt Forum strahlt schon mit seiner neuen Fassade und der Kuppel über die Museumsinsel. Davor soll eine Freitreppe an den Spreekanal, in vielen Jahren sogar an das Flussbad , führen. Und vor dem Berliner Schloss – wo einst das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal stand – soll bis Ende 2021 das Freiheits- und Einheitsdenkmal stehen. Es könnte so schön sein.

Berliner-Zeitung vom 23.04.2021 von Maritta Tkalec
Überpflanzte Geschichte: Vorschläge für die neue Alte Mitte Berlins
Auenland für das Metropolenzentrum: Aus der ersten Wettbewerbsphase der Landschaftsarchitekten gehen weitgehend beliebige Parkentwürfe hervor.
Berlin-Mitte. Auenland mit Wäldchen, Wiesen, Wasserwelten und Raseninseln, wahlweise dazu Sport- und Sitz¬pockets, Sitztreppe zur Spree, Platz zum Drachensteigenlassen, Schach- oder Basketballspielen. Gerne auch ein Aufmarschplatz für Demos vor dem Roten Rathaus oder ein Eckchen fürs Stadtgärtnern. So stellen sich die Entwürfe der Landschaftsarchitekten dar, die aus der ersten Phase des Wettbewerbs zur Neugestaltung der Alten Mitte von einer Jury in die nächste Runde gewählt wurden. Die Teilnehmer hatten die Vorgaben aus 800 Seiten Ausschreibung und zehn Bürgerleitlinien abzuarbeiten, viel Spielraum blieb also nicht. Man durfte keine großen Überraschungen oder kreative Höhepunkte erwarten.

 

Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV

Gerhard Hoya - Vorstandsvorsitzender
Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Am Zirkus 6
D-10117 Berlin

 

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