Die Gesellschaft Historisches Berlin (GHB) wurde 1991 gegründet, um für die Erhaltung der historischen Stadt als Potential für die Zukunft einzutreten. Berlin hat große Zerstörungen erfahren und trägt noch immer die Spuren des Krieges. Politische Ideologie bei Abriss, Planung und Aufbau prägten die Nachkriegszeit.

Der Anspruch Berlins, als Hauptstadt und europäische Metropole eine moderne Stadt zu werden, birgt die Gefahr, dass Berlin ein austauschbares Stadtbild erhält und seine gewachsene bauliche Identität verliert. Der bauhistorische Reichtum Berlins verpflichtet die Stadt, ihre bauliche Identität zu bewahren und neu zu entfalten. Das kann nur gelingen, wenn die Geschichte der Stadt erlebbar bleibt.

Die GHB setzt sich in Ausstellungen und Vorträgen, aber auch durch andere öffentlichkeitswirksame Aktionen dafür ein, in den alten Stadtkernen Berlins die historische Bausubstanz zu erhalten und mit Neubauten in traditioneller Architektur oder mit sich einfügender moderner Architektur behutsam zu ergänzen. In Einzelfällen sind verlorene Gebäude wiederherzustellen.

Der Schutz und die Wiederherstellung wertvoller Gebäude und die Orientierung am historischen Grundriss der Straßen und Plätze dienen der Wahrung der Identität einer Stadt. Die Rekonstruktion des Stadtgrundrisses (vor allem in der nach dem Kriege leer geräumten Mitte) und die Wiedergewinnung der kleinteiligen Parzellenstruktur ermöglichen eine Mischung von Wohnen, Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen und schaffen Räume des Verweilens. In diesem urbanistischen Ziel stimmt die GHB grundsätzlich dem Planwerk Innenstadt zu und unterstützt das Leitbild der europäischen Stadt. Stadtreparatur braucht in diesem Kontext neben traditioneller Architektur auch zeitgenössisches Bauen. Qualitätvolle moderne Architektur, wenn sie sich dem Vorhandenen zugesellt, ohne es zu dominieren, bereichert, indem sie Entwicklung dokumentiert und doch für die Kontinuität des Urbanen steht.

Bereits 1991 gab die GHB mit einer Ausstellung am Brandenburger Tor entscheidende Anregungen für die Wahrung der seit Generationen vertrauten Platzgestalt des Pariser Platzes. Durch demonstrative Präsenz und geduldige Aufklärung verhinderten Mitglieder der GHB die geplante Verunstaltung des Lustgartens. Nach dem Abriss des Außenministeriums der DDR entstand auf Drängen der GHB der Schinkelplatz wieder, und die Straße Unter den Linden bekam ihre Mittelpromenade und die traditionellen Kandelaber zurück. Selbst Einzelheiten wie das wiederhergestellte Ziergitter um das Denkmal Friedrichs II. legen vom Einsatz der GHB Zeugnis ab. Die Rückkehr der Standbilder der Generäle auf das ehemalige Forum Fridericianum wurde inzwischen erreicht. Für den Wiederaufbau des Schlosses und der Bauakademie setzt sich die GHB zusammen mit anderen Vereinen ein und überall, wo erhaltenswerte Bauten vom Verfall bedroht sind, ist sie zum Engagement bereit.

Die GHB fordert als überparteilicher Bürgerverein die Verantwortlichen auf, für die Erhaltung der historischen Substanz in der Stadtentwicklung Sorge zu tragen.
Die vorhandene Denkmalsubstanz ernst zu nehmen und nicht durch Neubauten zu überformen. Die örtlichen Traditionen sind zu beachten.
Das historisch Prägende ist zu erhalten und in der Neugestaltung zu bewahren, um nicht das Allerweltsgesicht einer hypermodernen Großstadt anzunehmen.
Baudenkmäler sind in ihrer historischen Substanz durch denkmalgerechte Sanierung, Erneuerung oder fachgerechte Bauunterhaltung zu bewahren.
Baudenkmäler sind denkmalverträglich zu nutzen. Nutzungsänderungen müssen historische Bausubstanz und die geschichtliche städtebauliche Struktur respektieren.
Das historische Grün ist denkmalgerecht zu erhalten. Die Alleen bedürfen besonderer Schutzmaßnahmen.

Die Entscheidungsträger wie der Senat von Berlin, die Bundesregierung und andere tragen die Verantwortung für den Erhalt und die Pflege des bauhistorischen Reichtums Berlins. Nur durch gemeinsame Anstrengungen aller kann es gelingen, Berlin als unverwechselbare europäische Metropole zu erhalten.

Die GHB klärt die Öffentlichkeit über geplante Baumaßnahmen auf. Sie gibt den organisatorischen Rahmen bürgerlicher Beteiligung am Werden der Stadt.
Sie leistet ihren Dienst an der Öffentlichkeit ohne Anspruch auf Förderung durch öffentliche Mittel. Interessierte können die GHB durch Spenden oder durch eine Mitgliedschaft unterstützen.

Berlin im Dezember 2009
Gerhard Hoya
Vorstand