Gesellschaft Historisches Berlin e.V. - AKTUELL

AUSGABE 2022 - NR. 01 - Berlin, den 05.02.2022

Rückblick

Nach Bekanntwerden der Berufung von Frau Petra Kahlfeldt zur Senatsbaudirektorin, brach ein Stürm der Entrüstung in einem großen Teil der Architektenschaft aus. Frau Kahlfeldt hatte noch kein Wort zu ihrem Programm als Senatsbaudirektorin geäußert, hieß es in ersten Stellungnahmen der Szene: Zu wenig zukunftsgerichtet; zu konservativ, sei ihre bisherige Ausrichtung. Der Inhalt der Kritik war unangemessen scharf und von ideologischem Denken geprägt.
Ein wenig Geduld hätte den Kritikern gutgestanden, die offenbar eine Rückkehr der Planungsideen aus der Ära von Hans Stimmann befürchten.
Die Gesellschaft Historisches Berlin e. V. ist davon überzeugt, dass die Hochschullehrerin Kahlfeldt sich mit den drängenden Fragen der Gegenwart beschäftigt und die Antworten nicht nur im neunzehnten Jahrhundert sucht und in ihrer Rolle als Senatsbaudirektorin auch in Geschmacksfragen andere Standpunkte akzeptiert.
Die GHB hofft in der Stadtentwicklungspolitik auf ein Orientieren am Leitbild der europäischen Stadt und das Planen und Bauen kompakter Quartiere.

Die vom Preisgericht prämierten und zur weiteren Ausarbeitung der Planung im Rahmen eines Werkstattverfahrens ausgewählten Entwürfe für den Molkenmarkt der beiden Planungsteams
Bernd Albers, Gesellschaft von Architekten / Vogt Landschaftsarchitekten und
OS arckitekter / cka czyborra klingbeil architekturwerkstatt mbB
wurden in einer digitalen Ausstellung vorgestellt. Am 3. Februar waren dann die Bürger eingeladen, in einer Werkstattveranstaltung des Senats ihre Meinung zu den Planungsideen zu äußern.

Die erste Werkstatt fand am 03. Februar 2022, 17.00 – 20.30 Uhr, angesichts der Pandemie digital statt.

Themen:

  • Begrüßung und Einführung in den Stand des Verfahrens
  • Hinweise der Jury für die Überarbeitung der Entwürfe (mit besonderem Blick auf die Leitlinien)
  • Vorstellung der Planungsteams und Ihrer Entwürfe
  • Zwei Arbeitsphasen mit Austausch und Diskussion rund um die Themen Nutzungsmischungen, Identität und Raumqualität mit den Planungsteams
  • Zusammenfassung der Diskussion und Ausblick

Viele Bürger sind froh, dass Frau Lüscher Berlin verlassen hat. Ihre Ideen in der Stadtentwicklungspolitik waren deckungsgleich mit den Ansichten der Partei DIE LINKE, was heftige Kritik in der Bevölkerung auslöste. In einem Interview mit einer Schweizer Fachzeitschrift nennt Frau Lüscher ihre Erfolge, insbesondere die Etablierung von Beteiligungsprozessen in Berlin und diese Prozesse auf ein neues Niveau gehoben zu haben – einer Ihrer grössten Erfolge*.

Frage des Journalisten: Ist die Sorge berechtigt, dass das Aufgebaute in den nächsten Jahren wieder verloren geht?
Antwort Lüscher: Ja, ich sehe die Qualität der Beteiligungsprozesse gefährdet.

Frage des Journalisten: Woran liegt das? Ich hatte persönlich bereits viel Erfahrung mit Beteiligungsverfahren, als ich nach Berlin kam. Und während meiner Amtszeit habe ich mein Wissen extrem ausgebaut – das Thema hat mich sehr interessiert, es lag mir am Herzen.
Damit partizipative Prozesse gelingen, muss man sie ganz genau designen. Ich habe sehr viel Einfluss genommen auf meine Verwaltung und auch auf externe Auftraggeber. Ob dieses Know-how bei meiner Nachfolgerin vorhanden ist, weiss ich nicht. Ich bin mir da unsicher. Die Verwaltung hingegen ist mittlerweile sehr kompetent. Hoffentlich wird sich das ausgleichen.
Ein „Erfolg“ von Frau Lüscher frei nach Walter Ulbrichts Ausspruch: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“
Die Aussage von Frau Lüscher: „Damit partizipative Prozesse gelingen, muss man sie ganz genau designen“ drückt -genau das Gleiche in moderner Ausdrucksweise- nämlich den Wunsch aus, alle Stadtentwicklungsprozesse kontrollieren zu lassen. Tatsächlich kann man, wenn man die Bedeutung des Begriffs «totalitär» berücksichtigt, zu dem Schluss kommen, dass die Aussage von Lüscher einen totalitären Anspruch hat, denn sie legte die Richtung selbst fest.
Wir hoffen sehr, dass derartige gesteuerte Beteiligungsverfahren der Vergangenheit angehören.

Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) will das Quartier zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden bald zur verbotenen Zone für Autos machen und wünscht sich Fußgängerzonen rund um den Gendarmenmarkt! Sie habe mit vielen Beteiligten gesprochen. „Niemand will, dass dort wieder Autos fahren“, behauptet Jarasch.

Es gehe nun darum, „dieses Projekt räumlich größer zu fassen“. So solle auch der Gendarmenmarkt einbezogen werden. „Dort könnten Straßen zu Fußgängerbereichen werden oder zu Begegnungszonen, in denen Autos weiterhin zugelassen wären, aber langsam fahren müssten.“ Wir halten von der Idee nichts. Die Gegend wird veröden! Eine Begeisterung aller Anlieger für die gesperrte Friedrichstraße ist bisher nicht bekannt geworden.

'''Die Nebenstraßen der Friedrichstraße wurden durch die Sperrung zu Sackgassen.
Wenn es nach Jarasch geht, verschwinden die Autos ganz …
(Foto: christian lohse)

Selbst beim Koalitionspartner SPD hält sich die Begeisterung für Jaraschs Pläne arg in Grenzen. Fraktionsvize Jörg Stroedter (67) zur B.Z.: „Wir müssen die Friedrichstraße als Einkaufsmeile aufrechterhalten, nicht als Fahrradrennstrecke. Der Einzelhandel hat es in der Pandemie schon schwer genug.“

 



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Uns fehlt das „Vitamin M“ – Menschen die sich bereit erklären auch in Zukunft, aktiv Projekte mitzugestalten und der GHB ein dynamisches Profil zu verleihen.

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Aktuelle Presse 2021

Bauentwicklung allg. / Kultur / Politik / Berlin Mitte:

Nie wieder Platte: Die Wohnungsnot in Berlin darf nicht zum Bau neuer Brennpunkte führen
Der Tagesspiegel vom 30.01.2022 von Rita Wolffsohn und Michael Wolffsohn

Deutschlands Wohnungsnot ist in fast allen Großstädten politisch hausgemacht. Besonders in Berlin. Anfang des Jahrtausends wurde der Soziale Wohnungsbau faktisch beendet. Katastrophe Nummer eins. Die zweite folgte sogleich: Stark vernachlässigte städtische Wohnungen wurden massenweise billig verkauft. Anders als die verantwortlichen Stadtpolitiker sahen die Käufer den Berlin -Boom voraus. Ihn mittelfristig zu erwarten, war realistisch, denn Berlin war damals „arm, aber sexy“ und frisch re-etablierte Hauptstadt.

Ausbaufähig
Beim ersten Treffen des Bündnisses gegen die Wohnungsnot gibt es Streit statt Einigungen. Wie es nun weitergeht
Der Tagesspiegel vom 29.01.2022 von Ralf Schönball

Rund lief es nicht beim ersten Treffen von Wohnungsverbänden, Mietern und Vermietern, Bauwirtschaft und Gewerkschaften sowie Politikern. Auf die Frage, warum dieses neue „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ am Freitag nicht viel Konkretes vereinbart habe, reagierte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) gereizt. „Vergewissert“ habe man sich auf dieser Auftaktsitzung, „was der Auftrag ist für die kommenden sechs Monate“. Es seien „vier Sitzungstermine in der großen Bündnisrunde“ vereinbart. Eine Senatskommission werde eingerichtet und deren Aufgaben seien festgelegt worden. Und: „Am 21. Februar ist die nächste Sitzung.“

 

Regula Lüscher: «Mich verwundert, dass sich die Kritik so sehr gegen Petra Kahlfeldt richtet, aber kaum gegen Giffey und die SPD»
swiss-architekcts.com vom 27. Januar 2022 von Elias Baumgarten

Frau Lüscher, Petra Kahlfeldt folgt Ihnen als Berliner Senatsbaudirektorin nach. Eine Überraschung?
Als ich aufgehört habe, fand ich, es sei an der Zeit, einer jüngeren Generation Platz zu machen. Mich hat überrascht, dass mir eine Person nachfolgt, die sogar noch älter ist als ich. Jemand Jüngeres hätte neue Verbindungen mitgebracht. Das wäre eine grosse Chance gewesen. Petra Kahlfeldt ist ein feiner Mensch, sie ist freundlich und rhetorisch begabt. Ich schätze sie. Aber sie bringt alte Netzwerke mit, die Stimmannschen Netzwerke.

 

Wollen so viel bauen wie in den 90ern
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt über Wohnungsmangel, Nachverdichtung und Berlins Besonderheit
Der Tagesspiegel vom 26.01.2022 | Das Interview führte Reinhart Bünger

Sie sind seit vier Wochen im neuen Amt. Welche Baustelle in Berlin beschäftigt Sie aktuell am intensivsten, der Molkenmarkt?
Es sind sehr viele Projekte, deren Entwicklungen eine hohe Relevanz für die Stadtgesellschaft und für die Innenstadtentwicklung der Stadt haben. Dazu zählen der Checkpoint Charlie, die Signa-Häuser, der Hermannplatz an sich, der Alexanderplatz und auch der Jahn-Sportpark mit dem Jahn-Sportstadion – das sind Orte in Berlin, um die ich mich kümmern werde. Was ich auch als wichtiges Wirkungsfeld für mich entdeckt habe, ist die gemeinsame Landesplanung: Berlin mit seiner engen Verzahnung mit Brandenburg durch den Siedlungsstern.

 

Interessenverbund spricht sich gegen autofreies Friedrichstraßen-Quartier aus
Berliner Woche vom 18.01.2022

Der Interessenverbund für Mitte hat sich gegen ein autofreies Friedrichstraßen-Quartier ausgesprochen. … In einem Interview mit der Berliner Zeitung sprach sich jetzt Berlins neue Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch (Grüne), für Fußgängerzonen rund um die Friedrichstraße und den Gendarmenmarkt aus. … Zu ihm gehören die IG Gendarmenmarkt, die Freunde und Förderer Gendarmenmarkt Berlin, die Zukunft Gendarmenmarkt und der Wirtschaftskreis Mitte.

 

Gas und Bremse
Tagesspiegel Checkpoint vom 19.01.2022

Ausgebremst fühlt sich angesichts grüner Gedanken auch so manch Autofahrende in dieser Stadt. Während die SPD-Regierenden aus Berlin und Brandenburg am Montag Parkplatz an Parkplatz betonten, dass man durchaus auch noch mit dem Auto in die Stadt hineinfahren können müsse, tritt die grüne Verkehrssenatorin auf die Bremse: Sie will mit Hilfe des Deutschen Städtetags mehr Tempo 30 in Berlin durchsetzen. Ein weiter Weg: Laut einer Civey-Umfrage für den Tagesspiegel haben 93 Prozent der Autobesitzer in Deutschland vor, auch welche zu bleiben. Nur vier Prozent planen, sich in diesem Jahr von ihrem Auto zu trennen. Und trotz Coronakrise und Halbleitermangel gibt es 400 000 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr, Fazit: „Die Branche erwartet keine sinkenden Verkäufe.“ Brummt.

 

Luftschlösser in Serie
400 000 Wohnungen auf nicht existenten Grundstücken bauen: Das ist nicht das einzige Wunder, das von der neuen Bauministerin zu vollbringen ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.01.2022 von Matthias Alexander

Groß ist das Versprechen der Ampelkoalition, um nicht zu sagen tollkühn: "Wir werden das Bauen und Wohnen der Zukunft bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm, innovativ und mit lebendigen öffentlichen Räumen gestalten." So steht es im Koalitionsvertrag. Die Frau, die das alles schaffen soll, heißt Klara Geywitz. Sie leitet das neu geschaffene Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen . Erstmals seit beinahe 25 Jahren gibt es somit wieder ein eigenständiges Bauministerium . Was erst einmal ein gutes Zeichen ist, weil es von der Bedeutung zeugt, die die neue Regierung dem Thema gibt.


Mein Leitbild ist die kompakte europäische Stadt
Die Berufung von Petra Kahlfeldt zur Senatsbaudirektorin von Berlin löste heftige Kritik aus: Ihre traditionsorientierte Architekturauffassung sei nicht zeitgemäß. Im ersten Interview spricht sie über gute Stadtquartiere, Rekonstruktionen und das kleinste Haus, das sie je gebaut hat
Die Welt vom 20.01.2022 von Rainer Haubrich

Der Lichthof im Gebäude der Bauverwaltung am Köllnischen Park ist eine Attraktion für jeden, der sich für Berlins Stadtentwicklung interessiert: Zwei riesige Holzmodelle der Innenstadt stehen dort, dazu ein Modell aus DDR-Zeiten, das zeigt, wie man sich das sozialistische Zentrum vorstellte. Den Ausstellungsraum mit Glasdach entwarf im Jahr 2006 das Ehepaar Kahlfeldt. Jetzt gibt Petra Kahlfeldt als neue Senatsbaudirektorin dort ihr erstes Interview. Gerade einmal zwei Wochen ist sie im Amt.


Die Kraft der Ideen
Der neue Senat sucht Formate, um die Demokratie in der Stadt zu stärken. Das ist überfällig. Beteiligung muss umfangreicher gedacht werden, als Berlin es bisher tut.
Der Tagesspiegel vom 17.01.2022 von Markus Dröge

Wenn es um die Zukunft der städtischen Demokratie geht, hat sich der neue Berliner Senat viel vorgenommen. Die Stadtentwicklung soll kooperativ gestaltet, Stadtteilkonferenzen und neue Bürger:innenbeiräte zu vielen Themen sollen eingerichtet und die Leitlinien für Bürgerbeteiligung weiterentwickelt werden. Letzteres vor allem zeigt: Da ist ein Suchprozess im Gange. Der ist wichtig und auch dringend nötig.


40 Punkte in 100 Tagen
HARMONIE NACH PLAN Senat verkündet nach Klausur sein Programm – und betont, wie gut alles läuft
Der Tagesspiegel vom 17.01.2022

Bis 31. März will der Senat die Themen Wohnungsbau, Verkehrswende und Lehrerverbeamtung angehen. Ende Februar soll der Haushalt bis 2023 stehen. Zu Enteignung wurde bei der Klausur nichts beschlossen.
Mit einem prall gefüllten und aus 40 Punkten bestehenden Vorhabenkatalog geht die aus SPD, Grünen und Linken bestehende Koalition in die ersten 100 Tage der Legislatur. Bis zum 31. März sollen insbesondere die Themen Wohnungsneubau, Verkehrswende und Lehrerverbeamtung angegangen werden. Auf der Agenda steht auch die Anhebung des Mindestlohns auf 13 Euro sowie die in der vergangenen Legislatur verschobene Änderung der Bauordnung. Ebenfalls geplant: Neustartprogramme für Wirtschaft und Kultur sowie die Schaffung der Voraussetzungen für eine mobile Polizeiwache am Kottbusser Tor.


So modern, so konservativ
Am Molkenmarkt prallen Städtebaukonzepte aufeinander. Entwürfe werden nun vorgestellt – und könnten verschiedener nicht sein
Der Tagesspiegel vom 16.01.2022 von Ralf Schönball und Teresa Roelcke

Das Projekt zählt zu den größten Umbauten der Innenstadt. Unweit des Fernsehturms, hinter dem Roten Rathaus, will der Senat am Molkenmarkt Hunderte Wohnungen schaffen, Platz für Restaurants, Cafés, Läden sowie Büros auf den Straßen der bisher autogerechten Stadt. Beton wird aufgerissen, neue Grünanlagen angelegt. Und es ist eines der ersten großen Vorhaben in der Stadtentwicklung , das Stilwillen und Doktrinen unter der umstrittenen neuen Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt aufzeigen könnte.

 

Respekt für das gewachsene Stadtbild
Weg mit den Scheuklappen: Petra Kahlfeldt steht für gestalterische Offenheit, harmonische Proportionen und lokale Traditionen. Genau das braucht Berlin!
Berliner Zeitung vom 15.01.2022 von Peter Dobrick

Am 13. Dezember erschien in der Architekturpublikation ARCH+ ein offener Brief, in dem Franziska Giffey und Raed Saleh aufgefordert wurden, die Stelle der Senatsbaudirektorin von einer Berufungskommission bestimmen zu lassen, an der „wichtige Akteure aus den Bereichen Architektur und Stadtentwicklung beteiligt werden“. Unterschrieben war der Brief von einer Anzahl am Berliner Baugeschehen − ob praktisch oder vermittelnd − Beteiligter.

 

Baustelle Berlin
Die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt muss Berlin zukunftsfest machen – und: schöner! Eine Debatte ist entbrannt, ob sie die Richtige ist. Ein Weiter-so darf es nicht geben
Berliner Zeitung vom 15.01.2022 von Maritta Tkalec

Wie soll Berlin in zehn Jahren aussehen? Wenn die Sommer immer heißer werden und die Niederschläge immer weniger berechenbar? Wenn immer mehr alte Menschen – viel mehr Frauen als Männer übrigens – unterzubringen sind? Wenn die Großkaufhäuser pleite, die Büropaläste verwaist und Verbrennerautos ausgesperrt sein werden?

Den Großstädten, auch Berlin, steht eine Zeitenwende bevor. Doch der deutsche Städtebau erweckt nicht den Eindruck, als habe er das Unausweichliche verstanden. Klimagerechtes Bauen verlangt den Blick in südlichere Städte: Sonnenschutz, Verschattung, Grün, Kühlung möglichst ohne zusätzlichen Energieaufwand. Das sind andere Häuser als jene hierzulande modischen mit Glasfassaden, die sich wie Treibhäuser aufheizen und mit klimakatastrophalem Effekt gekühlt werden müssen. Außerdem gehen die Baumaterialien zur Neige: Ja, selbst der Sand ist bald alle. Man kann nicht mehr leichthin Häuser abreißen und überbauen, wie zum Beispiel im Berlin der Kaiserzeit alle 20 Jahre geschehen, weil sich die Bedürfnisse änderten. In den Jahren der Citywerdung Berlins nach der Reichsgründung 1871 verschwanden etwa die bürgerlichen Wohnhäuser aus der Stadtmitte; auf immer größeren Parzellen entstanden immer wuchtigere Bauten für Banken, Ministerien, Büros, Kaufhäuser. Das ist der Status quo. Die Digitalisierung macht ihm den Garaus. Das ist eine Chance! Endlich können wieder Menschen in der City wohnen. Aber dafür sind die vorhandenen Gebäude umzubauen.

 

Überraschung bei Grünen, CDU und FDP
Fraktionen wählen Vorstand und Fachleute
Der Tagesspiegel vom 12.01.2022 von Robert Kiesel

Die Grünen gehen mit einer in Teilen neuen Fraktionsspitze in die am kommenden Donnerstag mit der ersten Plenarsitzung des Jahres auch inhaltlich startende Legislaturperiode. Zwar wurde die aus Antje Kapek und Silke Gebel bestehende Doppelspitze auf ihren Posten als Fraktionsvorsitzende bestätigt, in der zweiten Vorstandsreihe gab es aber durchaus Überraschungen. Mit André Schulze, Julia Schneider und Klara Schedlich wurden drei Stellvertreter:innen gewählt, die erst Ende September in das Abgeordnetenhaus eingezogen waren. Unter ihnen mit der erst 22-jährigen Schedlich die jüngste Abgeordnete im Parlament überhaupt. Als vierte Stellvertreterin wurde Daniela Billig gewählt. Sie gehörte auch in der vorhergegangenen Legislatur zur Fraktion.

 

Sorge um Berlins Neubauziele
Einsparpotenziale dringend gesucht: Preisexplosion bei den Baukosten wird zum Problem für den dringend erforderlichen Wohnungsbau
Berliner Morgenpost vom 12.01.2022 von Isabell Jürgens

Nach dem das statistische Bundesamt am Vortag alarmierende Zahlen zu den gestiegenen Baupreisen in Deutschland vorgelegt hat, stellte das Amt für Statistik Berlin -Brandenburg am Dienstag die Daten für die Metropolregion vor. Und die fallen nicht minder dramatisch aus: Im November 2021 lagen die Preise für den Neubau von Wohngebäuden in Berlin im Durchschnitt um 13,9 Prozent und in Brandenburg um 17,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, teilte das Amt mit. Besonders für Berlin mit seinem akuten Wohnungsmangel sind das schlechte Nachrichten, zumal sich der neue rot-grün-rote Senat das Ziel von 20.000 bezahlbaren Wohnungen jährlich gesetzt hat.


Morgenpost-Interview mit Geisel: Das sagt die Bauwirtschaft
Senator Andreas Geisel hat im Morgenpost-Interview angekündigt, Tempo beim Wohnungsbau zu machen. So reagiert die Bauwirtschaft darauf
Berliner Morgenpost vom 11.01.2022 von I. Jürgens und J. Hanack

Die Bauwirtschaft hat auf das Morgenpost-Interview mit Bausenator Andreas Geisel (SPD) reagiert. In dem Gespräch hatte Geisel angekündigt, in der Stadtentwicklung und beim Bauen schneller ins Handeln zu kommen. Auch beim Wohnungsneubau wolle man an Tempo zulegen.

„Die Berliner Wohnungsknappheit hat sich längst zu einer sozialen Frage verschärft, die mit einer hohen Priorität von der neuen Landesregierung angegangen werden muss. Ein klares Bekenntnis zum Bauen, das ergebnisorientierte Miteinander aller Akteure und eine lösungsorientierte Grundhaltung sollten die Erfolgsfaktoren im neuen Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen sein", sagte dazu der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO), Robert Momberg.

 

Kaum im Amt, schon umstritten: Berlins neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt
Bisher arbeitete die Professorin an Villen und sprach sich für Rekonstruktionen aus. Dass gerade sie auf Regula Lüscher folgt, deutet auf eine stadtpolitische Kehrtwende hin. Die jüngsten personellen Weichenstellungen der SPD enttäuschen.
swiss-architect.com vom 5. Januar 2022 von Elias Baumgarten

«Mit der Neubesetzung der Senatsbaudirektion nach offenbar parteipolitischen Kriterien wurde eine Chance vertan, dieses für die Entwicklung der Stadt so wichtige Amt mit dem Rückhalt der Fachöffentlichkeit zu besetzen.»
Bund Deutscher Architektinnen und Architekten Berlin

 

Kampf um die ganz alte Mitte
Die Gestaltung des Molkenmarkts wird zur ersten Bewährungsprobe für die neue Berliner Senatsbaudirektorin.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.12.2021 von Matthias Alexander

Das Urteil ist gefällt und verkündet, bevor die Neue ihr Amt angetreten hat. Kaum hatte Mitte Dezember die Berliner SPD bekanntgegeben, die Architektin Petra Kahlfeldt zur Senatsbaudirektorin zu ernennen, da war von einigen eifrigen Meinungsmachern aus der Planerszene der Hauptstadt zu hören, bei der Personalie handele es sich um einen Affront. In einer Mitteilung wurde kritisiert, dass Kahlfeldt bisher vor allem Villen und Luxuswohnanlagen im gehobenen Preissegment gebaut habe. Mit ihr drohten daher ein konservativer Rückfall in die "ideologischen Grabenkämpfe" der neunziger Jahre und "die vordergründige Ästhetisierung baukultureller Fragen".

 

Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV

Gerhard Hoya - Vorstandsvorsitzender
Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Am Zirkus 6
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