historischer salonMittwoch, 20. Dezember um 18 Uhr
Vortrag, Diskussion und Umtrunk
Ort: Veranstaltungssaal (im EG links vom Eingang) im Nicolaihaus, Brüderstraße 13, 10178 Berlin

Rückblick von Wolfram Giese

Nicht weit vom Nicolaihaus, dem Ort unseres Historischen Salons, entfernt lag einst das Zentrum von Alt-Kölln, einem der Gründungsorte der Doppelstadt Berlin-Kölln. Hier befand sich nicht wie heute eine verkehrsumtoste und gleichzeitig tote Einöde, sondern der Petriplatz mit der Stadtpfarrkirche von Kölln. Die erste wurde etwa um 1230 auf der höchsten natürlichen Erhebung der Köllner Talsandinsel der Spree mit 35,5 Metern über dem Meeresspiegel errichtet. Durch Neu- und Umbauten sollten drei weitere Petrikirchen folgen, der Grundstein für die vierte und letzte Petrikirche im neogotischen Stil wurde 1847 gelegt. Trotz Kriegsbeschädigung bildete ihr markanter Turm bis zu ihrer Sprengung 1964 einen Blickfang zu allen Straßenseiten hin.

4ter salon

Für die heutige Branche neben dem neuen Archäologischem Zentrum ist ein modernes, zeitgenössisches Gebäude nach Plänen des Berliner Architekturbüros Kuehn Malvezzi geplant. Dennoch wird beim Bau des zukünftigen Gebäudes große Rücksicht auf die archäologischen Überreste der einstigen Petrikirchen genommen. Im Untergeschoss soll eine acht Meter hohe Halle die Überreste der historischen Gebäude angemessen präsentieren. Beherbergen soll das Gebäude das multireligiöse Zentrum "House of One", in dem Christen, Juden und Muslime ihren Glauben leben sollen. 

Über die Geschichte des Projektes und den aktuellen Stand der Umsetzung berichtete uns beim Fünften Historischen Salon der Geschäftsführer des "House of One", Dr. Roland Stolte. Die Ursprünge des Projektes reichen schon bis in die Zeit nach der Wiedervereinigung zurück. Am Anfang standen archäologische Grabungen und die Initiative der evangelischen Petri-Gemeinde, das Grundstück der einstigen Petrikirchen für ein gemeinsames multireligiöses Projekt mit der jüdischen und der muslimischen Glaubensgemeinschaft einzubringen. Nachdem 2011 ein Gründungsverein ins Leben gerufen wurde, folgte 2012 dann ein Architekturwettbewerb. Nach der Grundsteinlegung 2021 soll es nach einigen Verzögerungen mit dem Bau nun vorangehen, der in seinen Grundzügen bis 2026 stehen soll, endgültig - insbesondere auch finanziell bedingt - allerdings erst bis 2028. Geplant ist ungeachtet der modernen Architektur ein traditionelles Ziegelmauerwerk. Mittlerweile sind auch weitere Glaubensgemeinschaften als Kooperationspartner beigetreten.

An der modernen und nüchtern-schroffen Architektur entbrannte beim Historischen Salon dann auch schnell die Diskussion. Die Mehrheit der Teilnehmer sah dies kritisch - es wurde die Frage gestellt: Wo bleiben die Bezüge zu den Religionsgemeinschaften? Von anderen Teilnehmern wurde hingegen eingewandt, dass die Entscheidung nun einmal gefallen sei - wichtig sei, dass es mit dem Projekt nun zügig vorangehe und es vor allem für eine Urbanisierung des Stadtraums drumherum sorge. Das "House of One" will durch seine Veranstaltungen dazu beitragen. Über die Platzgestaltung auf der Nordseite befinde man sich mit dem Land Berlin im Gespräch. Einigkeit bestand darin, dass man die Initiativen wie "Changing Cities" unterstützen möchte, die sich für eine Verkehrseindämmung auf der autobahnähnlichen Schneise Mühlendamm/ Mühlendammbrücke einsetzen. Hier gibt es eine große Bereitschaft von Mitgliedern der GHB und anderer historischer Bürgervereine, mit dem "House of One" an einem Strang zu ziehen. Auch ansonsten will man mit Dr. Stolte im Gespräch bleiben."