Morgenpost vom 01.12.2023 von Miriam Schaptke

Bei einer interaktiven Veranstaltung machten Bürgerinnen und Bürger deutlich, was sie sich für die Zehlendorfer-Mitte wollen.

Der Bürgersaal im Rathaus Zehlendorf war zu der Auftaktveranstaltung des Förderprogramms „Lebendige Zentren und Quartiere“ am Mittwochabend gut gefüllt. Gemeinsam mit dem beauftragten Planungsbüro S.T.E.R.N. GmbH tauschten sich die Teilnehmenden, unter ihnen auch Vertreter der Bürgerinitiative und Gewerbetreibende, über die Stärken, Schwächen und Potenziale der Zehlendorfer-Mitte aus. Einig sind sich alle: Gebraucht werden mehr Treffpunkte, mehr kleine Läden, Cafés und ein richtiges Zentrum.

Die Zehlendorfer-Mitte ist seit Sommer dieses Jahres eines von vier Quartieren, die ab 2025 in das Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aufgenommen werden. Für das Programm stehen jährlich etwa 45 Millionen Euro zur Verfügung, die vom Bund und vom Land Berlin übernommen werden. Bei dem Planungsprozess sollen Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Gewerbetreibende eingebunden werden.

Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung,   Patrick Steinhoff (CDU), freute sich über den guten Zulauf und schätzte die Zahl der Interessierten auf mehr als 100. „Es ist so, wie wir es uns erhofft haben. Die Menschen werden ihre Ideen los. Sie dürfen erst mal nennen, welche Orte sie gut finden und an welchen noch etwas gemacht werden muss. Das ist dann eine Grundlage für das Planungsbüro “, so der CDU-Politiker. Neben Steinhoff war auch sein Kollege Urban Aykal (Grüne), Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen, bei der Auftaktveranstaltung.

Austausch bei der Auftaktveranstaltung

Nach der Präsentation des Planungsbüros durften die Bürgerinnen und Bürger aktiv werden: Jeder bekam einen Umschlag mit drei grünen und drei roten, sowie einem blauen Klebepunkt. In dem Bürgersaal verteilt befanden sich mehrere Inseln aus Tischen, auf denen ausgedruckte Karten des Gebietes lagen. Weiter waren mehrere Stellwände aufgestellt, gegliedert in die Themengebiete „Information und Beteiligung“, „Mobilität und öffentlicher Raum“, „Soziale und kulturelle Infrastruktur“, „Gewerbe und Zentrenstruktur“.

Bürgerinnen und Bürger beschrifteten Zettel mit Kritik und Anregungen

Die und hefteten sie an die jeweiligen Stellwände und klebten grüne Punkte für Positives, rote Punkte für Negatives auf die ausgelegten Karten. Mit dem blauen Punkt sollten sie kennzeichnen, wo ihrer Ansicht nach sich die Zehlendorfer-Mitte befände.

Teltower Damm ein „viel diskutierter Raum“

Anschließend folgte eine erste Auswertung durch die Beauftragten des Planungsbüros . Julia Klemm, die stellvertretende Projektleitung, identifizierte bei dem Themengebiet „Mobilität und öffentlicher Raum“ den Bereich um die Dorfaue als wichtiges Gebiet für die Zehlendorfer. Der Teltower Damm, mit seiner Straßenbelastung, sei ein „viel diskutierter Raum“. Der Wochenmarkt hingegen sei ein Ort, an dem sich viele gerne aufhielten.

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Im Themengebiet „Soziale und kulturelle Infrastruktur“ sei das „Stimmungsbild ziemlich deutlich“, so Birte Alpen von S.T.E.R.N. Als wichtige und beliebte Orte seien vor allem das Bali Kino und die Bibliothek genannt worden. Was den Zehlendorfern hingegen fehlen würde, seien nicht-kommerzielle Orte der Zusammenkunft. Einrichtungen für Familien, Kinder und Jugendliche würden fehlen, genauso wie Orte für Kultur und Musik, sowie Straßenfeste, Cafés und Restaurants.

Das zukünftige Zentrum wünschten sich die Zehlendorfer auf dem Rathausvorplatz und der Dorfaue, wie die Projektleitung Jana Bareiß bei dem Themenpunkt „Gewerbe und Zentrenstruktur“ feststellte. Häufig sei kritisiert worden, dass es aktuell überhaupt kein Zentrum gebe. Als Hauptbeschäftigung in der Zehlendorfer-Mitte hätten viele das Einkaufen genannt. Dabei wünsche man sich jedoch mehr kleine Läden und weniger Ketten.

Weitere Möglichkeiten zur Beteiligung

In den nächsten Tagen würde man die Ergebnisse fürsorglich auswerten. Dennoch bremste die Geschäftsführerin der S.T.E.R.N. GmbH, Ulrike Dannel, die Erwartungen vieler Anwesenden aus: „Es wird nicht möglich sein, den ganzen bunten Blumenstrauß an Wünschen umzusetzen, so ehrlich muss man sein.“ Dennoch betonte sie, dass auch im weiteren Planungsprozess Bürgerbeteiligung stattfindet. So sind im Frühjahr 2024 öffentliche Rundgänge geplant, ein weiterer Aktionstag im Mai und eine Abschlussveranstaltung im Herbst 2024, bevor es ab 2025 an die Umsetzung geht. Weiter ist eine Online-Beteiligung auf der Plattform des Landes Berin berlin.de möglich.

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