Mai 2009 - Von Dipl.-Ing. Gerhard Hoya

Der Wiederaufbau des Neuen Museums, der Neubau eines Eingangsgebäudes sowie der Neubau des Humboldt-Forums lassen ein Anwachsen der Besucherzahlen erwarten. Der Zuwachs an Touristen wird erheblich sein. Viele von ihnen werden mit dem Reisebus anreisen. Die Anzahl der Besucher, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, nehmen ebenfalls zu. Auf der Verkehrsachse Unter den Linden - Karl-Liebknecht-Straße fahren mindestens soviel Kraftfahrzeuge pro Tag wie heute. Die zu erwartende Verkehrsentwicklung erfordert eine zukunftsweisende Verkehrsplanung für die Historische Mitte Berlins. Die Museumsfachleute rechnen mit einer Verdopplung der Besucherzahlen von heute mehr als 8.000 Besuchern pro Tag auf ca. 17.000 Besuchern pro Tag. Die jetzige ÖPNV-Erschließung mit S-Bahn und Linienbussen bewältigt zurzeit den Besucherstrom. Mit der Inbetriebnahme der U-Bahnlinie 5 wird sicherlich auch der zukünftige Besucherstrom zu bewältigen sein. Der zurzeit auf der Südseite der Karl-Liebknecht-Straße geplante U-Bahnausgang sollte auch auf der anderen Straßenseite am Lustgarten einen zusätzlichen Ausgang erhalten. Die Besucher der Museumsinsel, die mit der U-Bahn anreisen, müssten dann nicht mehr den KFZ-Verkehr in der Karl-Liebknecht-Straße niveaugleich kreuzen.

 

verkehrskonzept-1

Die einzelnen Bauten des Gesamtkomplexes Museumsinsel orientieren sich in jeweils unterschiedliche Himmelsrichtungen und zu verschiedenen Stadtteilen hin. Das Alte Museum, als Pendant zum ehemaligen Stadtschloss geplant, bildet zusammen mit der Alten Nationalgalerie und dem Neuen Museum ein nach Süden hin orientiertes Ensemble.
Das geplante zentrale Eingangsgebäude auf dem unbebauten Platz im Westen des Neuen Museums hat keine klare räumliche Zugehörigkeit zu den bestehenden Bauten. Seine Orientierung zur westlichen Erschließung macht eine Umplanung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich. Außerdem wird die Verkehrsinfrastruktur im Bereich der Museumsinsel den zukünftigen Verkehr nicht mehr bewältigen können.

verkehrskonzept-2

Pro Tag werden ca. 40.000 Kraftfahrzeuge den Raum durchfahren. Mehr als 100 Reisebusse führen die Touristen in Zukunft an die Museen. Das vom Senat vorgestellte Verkehrskonzept (telematikunterstütztes Busleitsystem) sieht ein so genanntes Terminalkonzept vor.

Nach diesem Konzept fahren die Busse unmittelbar bis zum Ziel, setzen die Besucher dort ab und nehmen dann eine vorübergehende Warteposition an dezentralen Busparkplätzen ein, die im Umfeld der Museumsinsel liegen.

verkehrskonzept-3

Für die Museumsinsel ist ein Terminalbereich für zwei Busse in der Bodestraße und ein „Überlaufbereich" in der Straße Am Lustgarten vorgesehen. Außerhalb des Terminals sind Haltepunkte zum Ein- und Aussteigen Am Kupfergraben und Am Lustgarten vorgesehen. Für den Bereich des Humboldt-Forums sind drei Haltepositionen nahe der Rathausstraße geplant.

Während der Besuchszeit sollen dann die Busse auf bis zu 20 Min. Fahrzeit entfernten öffentlichen Busparkplätzen parken. Diese verhältnismäßig langen Fahrzeiten führen dazu, dass die Mehrzahl der Busfahrer diesem Vorschlag des Senates nicht folgen wird. Durch die Straßen der Historischen Mitte spazieren fahrende Busse werden die Realität sein. Da die Bodestraße und die Straße Am Lustgarten für den Individualverkehr sowie ruhenden Verkehr gesperrt werden sollen, wird der Suchverkehr auf den umliegenden Straßen zunehmen.

verkehrskonzept-4

Die GHB fordert daher den Senat auf,
eine neue Verkehrsplanung vorzunehmen, die nicht nur logistische (wie z. B. ein Busleitsystem) sondern auch bauliche Maßnahmen vorsieht, um die zukünftigen Verkehrsströme zu bewältigen. Für die Reisebusse sind Parkplätze in einer zweiten Ebene im Bereich des Humboldt-Forums oder des Lustgartens mit einer Einfahrtsrampe in der Breiten Straße vorzusehen.

verkehrskonzept-5

Alternativ sind Baumaßnahmen im Bereich der zukünftigen Museumshöfe möglich.

verkehrskonzept-6

Der Straßenzug „Werderscher Markt"/„Schlossplatz" ist mit einer leistungsfähigen Linienführung auszubauen, um die Straße Unter den Linden zu entlasten.

Für die Besucher der Museumsinsel, die mit der zukünftigen U-Bahn anreisen, sind kreuzungsfreie Zugänge zur Museumsinsel zu ermöglichen.