Berlin, den 16.02.2012 - Presseerklärung der Gesellschaft Historisches Berlin e.V. zum Ergebnis des Planungswettbewerbes für das ThyssenKrupp-Haus in Berlin Mitte

Nach langem Schweigen präsentieren ThyssenKrupp und das Land Berlin das Ergebnis des internationalen Planungswettbewerbes für den Neubau des ThyssenKrupp-Hauses in der historischen Mitte Berlins.

Man brauchte wohl viel Zeit, um Mut zu fassen, dem Bürger das Planungsergebnis vorzustellen. Ein eiskalter Glaskubus soll in Nachbarschaft der barocken Fassade des Schlosses/Humboldtforums, neben der Bauakademie vor das Staatsratsgebäude gestellt werden. Der Bürger befürchtet Schlimmstes. Ist die preisgekrönte Architektur der Vorbote für die Neugestaltung der Historischen Mitte auf alten Stadtquartiergrundrissen?

Das Planwerk Innenstadt aus dem Jahre 1999 schaffte die planerischen Grundlagen für die Stadtreparatur in der historischen Mitte. Das Quartier zwischen Marienkirche und Rathausstraße wurde aus politischen Gründen damals nicht mit in das Planwerk einbezogen. Lediglich vor dem westlichen Flügel des Staatsratsgebäudes wurde ein kleines Baufenster ausgewiesen. Bereits schon im Jahre 2004 forderte der Landesdenkmalrat den Senat auf, auf einen Neubau zu verzichten und somit die Fassade des Staatsratsgebäudes nicht mit einer vorgesetzten Bebauung zu verstellen.

Das Staatsratsgebäude riegelt die Brüderstraße vom Schlossplatz ab. Der alte Stadtgrundriss und somit die Einfassung des Schlossplatzes nach historischem Vorbild sind nicht mehr möglich. Auf eine Bebauung vor dem Staatsratsgebäude ist daher zu verzichten.

Grundstücksverkäufe außerhalb eines rechtskräftigen Bebauungsplanes durch den Liegenschaftsfonds in der historischen Mitte führen immer wieder unter Duldung der Bauverwaltung zu Bebauungen, die mehr als unbefriedigend sind und von einem Großteil der Bürgerschaft abgelehnt werden.

Da ein städtebauliches Gesamtkonzept für die historische Stadt fehlt, sind noch viele Fragen offen.

Gebäudeform und Materialität müssen sich dem Kontext einfügen. Auf Glaskuben in der Nachbarschaft zur historischen Bausubstanz ist grundsätzlich zu verzichten. Der Neubau des Redevco-shopping-centers ignoriert nicht nur den historischen Stadtgrundriss sondern auch das historische Vorbild. Die Hautstadtrepräsentanz von Thyssen-Krupp und das Redevco-shopping-center machen deutlich, was Stadtplaner und Architekten für angemessene Gestaltung im Schlossumfeld halten.

Die Gesellschaft Historisches Berlin e.V. fordert daher von der Politik ein Gesamtkonzept für die Gestaltung der historischen Innenstadt einschließlich eines Verkehrskonzeptes. ThyssenKrupp ist aufgefordert, ihre Hauptstadtrepräsentanz in die wieder zu errichtende Bauakademie zu verlegen.


Siehe auch: An der Stechbahn